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1. April 2010 | Dittus: „Siegfried Kauder will den Betrüger in die Verjährung retten“

Wolfgang Horn darf längst wieder als Anwalt tätig sein

Konstanz/Dresden (gro) Wer hätte das gedacht: Wolfgang Horn, wegen Betrugsverdacht in die Schlagzeilen geraten, darf wieder als Anwalt tätig sein. Schon seit Beginn des Jahres ist der Jurist erneut als Mitglied aufgenommen in die Anwaltskammer des Freistaates Sachsen. Fröhliche Ostern sind Horn, gegen den seit 2007 von verschiedenen Staatsanwaltschaften ermittelt wird, trotzdem nicht vergönnt. Die Zwangsversteigerung seiner herrschaftlichen Villa in Radebeul brachte herzlich wenig, und inzwischen mehren sich skeptische Stimmen gegenüber seinem Anwalt, dem Villinger CDU-Bundestagsabgeordneten Siegfried Kauder. Dessen Einfluss wird zugeschrieben, dass Horn bis auf weiteres nicht mit einer Anklage rechnen muss. „Anscheinend will Kauder seinen betrügerischen Mandanten in die Verjährung retten“, mutmasst Rolf Dittus, der ehemalige Konstanzer Bauunternehmer, den Horn vor drei Jahren um 250.000 Euro „erleichtert“ hat. Dittus will nun bei der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe Beschwerde einlegen.

Angeblich 250.000 Euro für einen befreundeten Unternehmer

Obwohl der inzwischen über zwei Jahre zurück liegende Sachverhalt im Fall Dittus auf der Hand liegt und gut dokumentiert ist, ist ein Abschluss der Ermittlungen nicht in Sicht. „Es handelt sich um einen auch für Laien ohne weiteres nachvollziehbaren Betrug“, sagt Dittus, „aber es tut sich einfach nichts“. Wolfgang Horn, der seinerzeit mehrfach und über Jahre hinweg für Dittus anwaltlich tätig gewesen war, hatte sich Anfang 2007 ein „kurzfristiges Darlehen “ in Höhe von 250.000 Euro erbeten, angeblich für einen befreundeten Unternehmer in Markdorf. Doch Horn zahlte zum vereinbarten Termin nicht zurück, und beglich nach Monaten und nach erheblichem Druck nur gut die Hälfte seiner Schulden. Zwischendurch hatte sich Horn, so geht es aus den Akten hervor, unter anderem mit Hilfe eines gefälschten Schecks einen mehrmonatigen Zahlungsaufschub erschlichen.

Zu Gunsten von Mister Abdulrashid Butakaev

Rechtlich absolut unzureichend war auch die Kopie eines Briefes, den Horn über einen kurzfristig engagierten Konstanzer Anwalt Mitte Dezember beim Amtsgericht Konstanz vorlegen liess, als es um die Zwangsversteigerung zweier Immobilien aus Horns Besitz ging. Das Schreiben auf einem Briefbogen der Trafalgar Bank Ltd (in Devon, EX141PD, UK), einer Tochter der Bank of Scottland, solllte im Namen einer Severo-Zapadnaya Energotoplivnaya Company Ltd zu Gunsten eines gewissen Mr. Abdulrashid Butakaev für die Wolfgang Horn GbR eine Gutschrift in Höhe von sagenhaften 5 Millionen Euro bescheinigen. Das Amtsgericht Konstanz weigerte sich, den Inhalt des Schreibens anzuerkennen und die Zwangsversteigerung auszusetzen, unter anderem deswegen, weil die betreffende Bank von der Europäischen Kommission „nicht empfohlen“ wird.

In Konstanz 306.000 Euro über dem Verkehrswert

Horns Anteil am Konstanzer Schloss Seeheim war vom Gutacherausschuss der Stadt mit 960.000 Euro, der Anteil an einem Geschäftshaus in der Zollernstrasse auf 175.000 Euro veranschlagt worden. Auch wenn sich die Zwangsversteigerung nicht verhindern liess - das Versteigerungsergebnis dürfte für Horn einigermassen erfreulich gewesen sein: Er bekam insgesamt 306.000 Euro mehr zugesprochen als veranschlagt. Doch in Radebeul, der zweiten Heimat des ehemaligen Konstanzer Prominentenanwalts, lief es nun ganz anders.

In Radebeul 750.000 Euro unterm Verkehrswert

Als in Radebeul vorvergangene Woche die Zwangsversteigerung der Villa Falkenstein samt grosszügigem Umschwung anstand, konnte Horn erwarten, seinen Schuldenberg um weitere 1,5 Milionen Euro verringert zu bekommen. So hoch war der Verkehrswert der Villa Falkenstein vom dortigen Gutachterausschuss veranschlagt worden. Doch es gab nur einziges Gebot, und das belief sich auf gerade einmal die Hälfte, also auf 750.000 Euro. Und weil die Gläubigerin, in diesem Falle die Kreissparlasse Meissen (für die Horn eine Zeitlang als Rechtsberater tätig gewesen war) damit einverstanden war, ging die Immobilie auch zu diesem Preis weg an einen Immobilienhändler - unangenehm für Horn und seine Familie, die zur Zeit in eben dieser Villa Falkenstein ihren herrschaftlichen Wohnsitz hat. Der neue Eigentümer soll den Horns bereits gekündigt haben.

Erneut muss sich ein Ermittler erst mal einarbeiten

Neben Dittus und etlichen anderen sich als Betrugsopfer fühlenden Zeitgenossen sind auch ehemalige Kollegen Horns „stocksauer“, und zwar ebenfalls deswegen, weil sich das Ermittlungsverfahren gegen Horn derart hinzieht. Dies dürfte daran liegen, dass das Verfahren zunächst, ab 2007, bei der Staatsanwaltschaft Konstanz lag und dann abgegeben wurde an die Mannheimer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen. Hinzu kommt, dass sich dort zunächst Thomas Pfeiffer mit dem Fall befasste. Der aber wurde zu Beginn des Jahres, um seiner Karriere nachgehen zu können, abgeordnet an die Karlsruher Generalstaatsanwaltschaft. Und nun muss sich Staatsanwalt Peter Lintz, mit Arbeit, wie man hört, ohnehin bis über die Hutschnur eingedeckt, erst einmal in den Fall einarbeiten.

Unverständnis und allerlei missmutige Mutmassungen

Rolf Dittus und andere Geschädigte sind angesichts dieser Entwicklung so aufgebracht, dass sie an offizielle Beschwerden denken. Auf besonders grosses Unverständnis stösst die Tatsache, dass Wolfgang Horn trotz seines nachgewiesenen und vom ihm an Eides statt eingestandenen Vermögensverfalls weiter anwaltlich tätig sein darf. Dittus bereitet deswegen zusammen mit anderen Geschädigten eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen massgebliche Beamte der Justizbehörden vor. Daneben soll dem aufkeimenden Verdacht nachgegangen werden, wonach Horns Anwalt mit seinen fraglos guten Beziehungen womöglich dafür gesorgt hat, den zuerst ermittelnden Mannheimer Staatsanwalt Pfeiffer zur Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe wegzulocken, um eine weitere Verzögerung zu verursachen – und um den mutmasslichen Betrüger „letzten Endes in eine Art Verjährung zu retten“, wie inzwischen nicht nur Rolf Dittus missmutig mutmasst.




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