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6. Juli 2011 | „Südkurier“-Chefredakteur feuert Assistentin - Proteste

Stefan Lutz – ein moderner Johann Ohneland

Konstanz (gro) Sein halbes Leben lang hat sich Johann Ohneland mit aufmüpfigen Untergebenen herumschlagen müssen. Jean Sans-Terre, wie man John Lackland in Frankreich nannte, war von Heinrich II., seinem Vater, schlicht und einfach nicht mit der territorialen Basis ausgestattet worden, um eine stabile Herrschaft zu begründen. Da nützte es auch nichts, dass John nach dem Tod von Richard Löwenherz 1199 zum König von England avancierte. Bereits 1204 zerbrach die Bindung Aquitanniens an die englische Krone, die kontinentalen Stammlande Touraine, Anjou und die Normandie waren verloren: für immer, wie wir heute wissen. Der seit 9 Monaten agierende, neue Chefredakteur des „Südkuriers“ droht zu einem modernen „Ohneland“, zu einem „Stefan Ohneredaktion“ zu werden. Als er in diesen Tagen seine Asisstentin feuerte, hat er den Bogen anscheinend überspannt. Einen Protestbrief der Redaktion haben fast 70 Mitarbeiter unterzeichnet.

Kompromisslos für die Interessen der Konzernleitung

Die Chemie zwischen der neuen Redaktionsleitung und den etwa 90 Redakteurinnen und Redakteuren der Heimatzeitung lässt seit Monaten zu wünschen übrig, eine Entwicklung, die sich bereits abzeichnete, nachdem Lutz, 39, ein Zögling des Springerverlags, 2009 als stellvertretender Chefredakteur von Hamburg an den Bodensee geholt worden war. Der smarte, sympathisch wirkende Blonde aus dem hohen Norden, spottete schnell seiner äusseren Erscheinung und nervt bis heute, wie man hört, mit rigorosen Arbeitsanordnungen, anhaltender Schreibunlust und kompromisslosem Eintreten für die Interessen der Konzernleitung. Die aber möchte, wie fast die gesamte Zeitungsbranche, den weiteren Rückgang ihrer einst satten Renditen stoppen, und zwar vor allem durch massive Kürzungen und gleichzeitig erhöhte Leistungsanforderungen gegenüber dem Personal.

Hinweise auf Streikaktionen sind verboten

Die Folge der neuen Verlagspolitik ist, dass es zu anhaltenden Spannungen zwischen den Tarifpartnern kommt. Streiks sind mittlerweile an der Tagesordnung, und dabei zeigt sich, dass die Arbeitgeber längst vorgesorgt haben, unter anderem mit befristeten Arbeitsverträgen. Die teilweise auch noch schlecht beratenen Gewerkschaften müssen erleben, wie sich ihre Aktionen wirkungsvoll entschärfen lassen. So werden etwa Arbeitsniederlegungen in der lesenden Öffentlichkeit so gut wie nicht bemerkt, denn dank der zahlreichen Beschäftigten mit befristeten Arbeitsverträgen finden sich stets ausreichend streikunwillige Mitarbeiter, die auf eine Festanstellung hoffen. Hinweise auf den Arbeitskampf im redaktionellen Teil der Heimatzeitung sind verboten. Und während die Zeitung damit ihre Chronistenpflicht schändlich vernachlässigt, wächst die interne Spannung.

Die Assistentin - seit 12 Jahren couragiert und stets loyal

Als am Dienstag der vergangenen Woche erneut zum Streik aufgerufen wurde, entschloss sich die Assistentin des Chefredakteurs, ebenfalls in den Ausstand zu treten und die Anliegen ihrer Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen. Es war, wie man hört, das erste Mal, dass sich B.B. an einem Streik beteiligte. Als sie am Mittwoch ihre Arbeit wieder aufnahm, habe sie der Chefredakteur zur Rede gestellt, erfährt man im Medienhaus. Lutz habe B.B. gefragt „warum“ sie am Vortag ihren Dienst als Assistentin der Chefredaktion nicht geleistet habe – um sie anschliessend zu feuern. Sie habe sein Vertrauen nicht mehr, soll Lutz das begründet haben. Dabei gilt die akademisch ausgebildete B.B. zwar als couragierte Frau, die mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hält, aber eben auch als ein wahrer Ausbund an Loyalität. Sie kam vor etwa 12 Jahren als Sekretärin in die Chefredaktion, arbeitete zunächst unter Werner Schwarzwälder, dann unter Thomas Satinsky (der sie zur Assistentin der Chefredaktion erhob), anschliessend unter André Uzulis und schliesslich für Stefan Lutz.

Auch noch “Stefan Ohnemut”?

Gegenüber den Redakteuren hat Stefan Lutz, wie man weiter hört, wiederholt versichert, was nach dem Gesetz ohnehin klar ist: Jeder Mitarbeiter habe selbstverständlich das Recht zu streiken. Das mit der Kündigung seiner Assistentin habe überhaupt nichts damit zu tun, dass sie mit gestreikt habe. Doch damit schadete sich der Chefradakteur wohl noch mehr als durch den unangemessenen Platzverweis. Denn nun steht er auch noch da als ein Mann, der sich nicht traut, die Wahrheit zu sagen.

Fast alle haben den Protestbrief unterschrieben

In einem Brief hat die Redaktion inzwischen ihren Protest dargelegt. Fast 70 Mitglieder der Redaktion haben unterschrieben, also die meisten Redakteurinnen, Redakteure und Sekretärinnen. Der Brief hat den Chefredakteur und seine zwei engsten, ihm ergebenen Mitarbeiter am Wochenende erreicht. Stefan Lutz war gestern Abend nicht mehr zu erreichen. Bekannt geworden ist aber, dass B. B. ein Auflösungsvertrag angeboten werden soll. Der Betriebsrat, so heisst es, hoffe trotz allem auf eine einvernehmliche Lösung.



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2 Kommentare

  1. 1. Kultur

    Zumindest im Arbeitsrechtlichen ist immer was los in KN.
    Ob Altenpflegerinnen, Chefärzte oder Assistentinnen – es wird gefeuert. Ist das typisch für KN oder sieht inzwischen so die ganze Republik aus? Aber ansteckend ist es in jedem Fall, denn auch am KN-Krankenhaus gab es eine Liste, die zum Rauswurf führte.

  2. 2. donnie

    So ist das eben, wenn man jungen Schnöseln, die zwar fachlich kompetent sein mögen, für die aber Sozialkomeptenz ein Fremdwort ist, Führungsverantwortung gibt. Was will man aber auch von einer Person, die bei der BILD ZEitung gearbeitet hat, anderes erwarten ?
    Südkurier - eine Zeitung schafft sich selbst ab !

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