Dornröschen » Blog Archive » Betrugsfall Horn – einerseits klein, andererseits zu gross
Leserkommentare
 
Sponsoren
29. September 2011 | Staatsanwalt: „Anklage wahrscheinlich noch dieses Jahr“

Betrugsfall Horn – einerseits klein, andererseits zu gross

Konstanz/Mannheim (gro) Seit über vier Jahren wird gegen den ehemals Konstanzer Anwalt Wolfgang Horn, 55, wegen Betrugs, Scheckfälschung und Veruntreuung ermittelt. Obwohl der Sachverhalt weitgehend ausermittelt sein dürfte, ist es bislang nicht zu einer Anklage gekommen. Der Fall Horn, so erklärte der zuständige Staatsanwalt, sei einerseits nicht so wichtig, es gebe dringendere Fälle. Anderseits sei der Fall Horn auch wieder zu umfangreich, um ihn gewissermassen nebenher aufzuarbeiten. Es solle aber „voraussichtlich noch dieses Jahr“ zu einer Anklage kommen.

Jurist mit anhaltender Geldnot

Erstmals angezeigt wurde Horn 2007 von dem ehemaligen Konstanzer Bauunternehmer Rolf Dittus. Horn war über Jahre hinweg Dittus‘ Vertrauensmann und Vermögensverwalter gewesen. Am Ende hatte er Dittus 250.000 Euro abgeluchst, die vertraglich vereinbarte Rückzahlung aber nicht eingehalten, mit einem gefälschten Scheck Zeit geschunden und sich dann abgesetzt, zuletzt unter einem falschen Namen (Wolfgang Homm) nach Dresden. Der offensichtlich unter anhaltender Geldnot leidende Jurist Horn, der zwischenzeitlich seine Zulassung verloren hat (aber trotzdem immer wieder als Anwalt aufgetreten sein soll), geriet vergangenes Jahr erneut in Ermittlungen, nachdem er die Eigentümerin eines am Dresdner Elbufer gelegenen Grundstücks um 15.000 Euro erleichtert hatte.

Der Zeuge Horn war einfach nicht zu finden

Als es am 14. Juli dieses Jahres vor einer Zivilkammer des Landgerichts Konstanz um einen Schaden von weit über 100.000 Euro ging, den ein Unternehmer aus einem Nachbarkreis einklagte, wurde die Verhandlung abgebrochen und auf unbestimmte Zeit vertagt. Denn Horn, als Zeuge geladen, war nicht erschienen. Die Ladung dazu, verkündete das Gericht, sei nicht zuzustellen gewesen; man habe Horn nicht finden können. Horn wäre ein massgeblicher Zeuge gewesen. Horn hatte den Kläger dazu gebracht, über 100.000 Euro für einen in Aussicht gestellten Millionenkredit auf sein (Horns) Anwaltskonto bei der Bezirkssparkasse Reichenau vorab als „Eigenkapital“ des Kreditnehmers einzuzahlen. Das Geld verschwand genau so wie andere „Eigenkapital“-Einzahlungen in ähnlichen Fällen. Der bestohlene Unternehmer will Wolfgang Horns damalige Partner, mit denen dieser seinerzeit in der Seestrasse 1 eine Anwaltskanzlei betrieb, für den Schaden mit haftbar machen (AZ 30384/09D). Die damaligen Partner Horns versichern, nichts von den Betrügereien gewusst zu haben.

Anwaltstätigkeit endlich und endgültig zu Ende

Horn, gegen den seit 2007 ermittelt wird, wurde 2009 nach längerem Hin und Her die Zulassung als Anwalt aberkannt, dann aber zu Beginn des vergangenen Jahres wieder zugestanden. Daran änderte zunächst auch die Beschwerde des ehemaligen Konstanzer Bauunternehmers Rolf Dittus nichts. Dabei ist der Betrug Horns gegenüber Dittus so gut dokumentiert, dass die bis heute fehlenden Konsequenzen jeden halbwegs rechtsempfindenden Mitbürger irritieren. Dittus‘ hat sich deswegen, wie erwähnt, offiziell beschwert, und diese Beschwerde könnte dazu beigetragen haben, die Anwaltstätigkeit Horns endlich und endgültig zu unterbinden.

Kontakt mit international gesuchten Grossbetrügern

Wolfgang Horn, einst denkbar prominent residierend in der Konstanzer Seestrasse und in Schlosss Seeheim, hat einen erstaunlichen Niedergang inszeniert. Die Vorwürfe reichen vom ordinären Betrug über die Überredung zu nicht abgesicherten Kreditinanspruchnahmen, über Scheckfälschungen und anderen „betrügerischen Spielchen“ (Dittus) bis hin zur finanziellen Schädigung von Arbeitskollegen. Nebenher liess sich Wolfgang Horn offenbar auch ein mit international gesuchten Grossbetrügern.

Der Fall Horn wird mehrfach weiter gereicht

Nach etwa 12 Monate dauernden Ermittlungen am Bodensee hatte die Staatsanwaltschaft Konstanz den Fall nach Mannheim an die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität überwiesen. Der zuständige Sachbearbeiter, der einige Monate später abberufen wurde zur Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe, gab den Fall weiter an seinen Nachfolger. Der jedoch kam ebenfalls monatelang nicht dazu, den Fall weiter zu bearbeiten. Er reichte die Akte Horn nach 12 Monaten unbearbeitet zurück an den inzwischen aus Karlsruhe zurückgekehrten Staatsanwalt. Und der kam bis jetzt noch nicht dazu, den Fall weiter zu verfolgen.

Anklageschrift soll in den kommenden Monaten verfasst werden

Es gebe „eine ganze Reihe wesentlich dringenderer Fälle“ als die Sache mit Wolfgang Horn, versicherte der jetzt wieder zuständige Mannheimer Staatsanwalt. Etwa Fälle, bei denen die Hauptverdächtigten in Untersuchungshaft sitzen; oder Fälle, in denen die Schadenssummen „mehrstellige Millionensummen“ betrügen. Doch der Fall Horn sei andererseits zu komplex, um ihn „sozusagen nebenher“ mit einer fundierten Anklageschrift abzuschliessen. Es sei jedoch „davon auszugehen“, hiess es in Mannheim, dass dies im Laufe des Jahres 2011 trotz der anhaltenden Personalnot noch geschehen könne.



 Kommentieren    Trackback    Drucken

2 Kommentare

  1. 1. GJM

    Der Fall Horn, so erklärte der zuständige Staatsanwalt, sei einerseits nicht so wichtig, es gebe dringendere Fälle.:

    Da pikt doch die Krähe der anderen Krähe kein Auge aus. Gerade hier stände es mal wieder an, kriminellen Juristen aus den eigenen Reihen schnellstens den Prozess zu machen. Da kann man nur jedem raten, einen großen Bogen um jegliche Anwaltspraxis zu machen.

  2. 2. behomei0809

    Ich weiss ja nicht was dem Staatsanwalt so durch den Kopf geht- aber es gefärdet Existenzen-und ich glaube so lange Dr. Horn weiss das nichts passiert-gehts munter weiter!

Neuen Kommentar schreiben ...