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20. Februar 2012 | Nach dem grossen Treffen: Haufenweise Britschen übrig

Obernarr Kaltenbach lässt immer noch zusammenzählen

Konstanz (gro) 30.000 kleine Britschen sind fürs Grosse Narrentreffen bestellt gewesen und wohl auch geliefert worden. Doch bis heute ist nicht klar, wieviel tatsächlich verkauft wurden. Im allergünstigsten Fall hätten die närrischen Abzeichen zum grossen Narrentreffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) 150.000 Euro in die Kassen der Veranstalter gespült. Tatsächlich sind wohl haufenweise Britschen übrig geblieben. Dass es mit dem Verkauf der Abzeichen nicht so richtig geklappt hat, wird von Andreas Kaltenbach, dem Zunftmeister der Blätzlebuebe bestätigt. Seine Zunft war Gastgerin des grossen Narrentreffens, das nach 1972 vor vier Wochen erstmals wieder in Konstanz stattfand. Ob die Stadt, die eine Ausfallgarantie in Höhe von 100.000 Euro zur Verfügung stellte, am Ende einspringen muss, wird sich erst noch weisen müssen. Noch immer lässt Kaltenbach zusammenzählen, eine erste Bilanz wird Ende Februar erwartet.

Von 250.000 bis zu 400.000 Euro

Wie hoch das Budget für das Grosse Narrentreffen war, ist angesichts der laufenden Abrechnung noch gar nicht ’raus. Kaltenbachs jüngste Schätzung lautete „rund 250.000 Euro“. Doch das war vergangene Woche gegenüber dornroeschen.nu im Eifer des noch nicht abgeschlossenen Geschäfts. Auch ist wohl nicht klar, was alles ins Budget einzuschliessen ist. Schliesslich nannte Kaltenbach zehn Tage vor dem grossen Treffen die Zahl 400.000. So viel Euros würden alleine in die Werbung für das Narrentreffen investiert, darunter in 200 Grossplakate, in über 1200 Poster sowie in nicht weniger als 500.000 Etiketten von Getränkeflaschen (mit alkoholfreiem Inhalt), dazu in Werbespots, die von Radio Seefunk eine Zeitlang täglich dutzendweise verbreitet wurden.


Hilfe der „Vereinigten“ ausgeschlagen

Der närrische Grossauftrag des Narrentreffens 2012, ausgesprochen vor zwei Jahren, war Balsam auf die selbstbewusste Seele der Blätzlebuebezunft, nicht zuletzt auch aufs Gemüt von Zunftmeister Kaltenbach, der die mit über 1700, zur Hälfte weiblichen, Mitglieder grösste Zunft der Region seit 1998 zusammen mit seinem autoritären Narrenrat anführt. Der verhalten stolze Narrenchef soll sich zwar von vorne herein klar darüber gewesen sein, dass er die Organisation des Grossen Narrentreffens mit der Blätzlebuebezunft alleine würde nicht stemmen können, und möge sie auch die Allergrösste im Verbande sein. Doch bei der Zusammenarbeit mit anderen, nicht weniger stolzen Narrenfamilien, harzte es stellenweise doch empfindlich. So stiess es bei den mindestens ebenso mächtigen „Vereinigten“ auf Unverständnis, dass die Veranstalter das Angebot ausschlugen, den Verkauf der 30.000 Britschen zu organisieren.

Engespieltes Quintett mit eingespielten Profis

Die Niederbürgler, die Kamelia Paradies, die Elefanten, die Seehasen und die Schneckenbürgler müssen nicht mehr beweisen, dass sie über ihre eigenen Familiengrenzen hinweg zusammenzuarbeiten verstehen. Die fünf Narrengesellschaften, darunter die 1880 gegründete, älteste Karnevalsgesellschaft der Stadt, die Elefanten AG, arbeiten seit Jahren bestens zusammen, und das ohne ihr eigenes Profil verloren zu haben. Nebenbei hat das Grossquintett ein paar Dutzend Profis hervorgebracht, die dem närrischen Geschehen der Stad6t Konstanz eine nachhaltige Struktur gegeben haben, so zum Beispiel auch, was die Organisation von Umzügen angeht – und eben auch den Verkauf von Ein- oder Zutrittsabzeichen. Doch die Kosten, die die Macher der „Vereinigten“ für den Britschen-Verkauf veranschlagten, waren Kaltenbach zu hoch. Da engagierte man, wie man hört, lieber günstige Hilfstruppen aus Sportvereinen – und sitzt nun womöglich auf Bergen von unverkauften Britschchen.


110 Mann sorgten für den reibungslosen Umzugsverlauf

Immerhin, den Umzugsverlauf selber „durften“ die Profis der „Vereinigten“ in die Hand nehmen, 110 Mann und Kurt Köberlin sorgten am Sonntag, dem 22. Januar, für einen reibungslosen, fast vierstündigen Umlauf der rund 15.000 Hästräger von 69 Zünften. Es klappte vom Aufstellen bis zur Auflösung, und das Fernsehen sowie zehntausende Zuschauer in der Konstanzer Altstadt kamen auf ihre Kosten. Hinzu kamen unter anderem das Narrenbaumstellen auf der Marktstätte sowie allerlei Brauchtumsvorführungen auf dem Münsterplatz und im Stadtgarten und ein Monsterkonzert mit zehn Guggenmusiken.

Der „Maskensprung“ war eine Notlösung

Mit ihrem genialen Vorschlag, den grossen Umzug des Treffens durch eine kompakte Präsentation der Narrenstadt Konstanz anzuführen, mit eng gestaffelten Fanfarenzügen und Abordnungen aus den zahlreichen Vereinigungen, Zünften und Narrengruppen - damit waren die „Vereinigten“ bei den Verbandsoberen der VSAN allerdings nicht durchgerungen, Da sei man „dort doch zu unbeweglich“ findet Marc Ellegast, Präsident der Grossen Narrengesellschaft Niederburg, und kurt Köberlin von der Kamelia Paradies kann “dem leider nur beipflichten“. Auch die angebotene Beschränkung auf insgesamt 250 Personen konnte nichts bewegen, die VSAN-Gewaltigen blieben hartleibig. Da mag ein gewisses Konkurrenzdenken mitgespielt haben, vermuten etliche Konstanzer Narren. Schliesslich habe Konstanz, wenn man auch die kleinen Gruppen mitrechne , mehr närrische Gesellschaften, Zünfte und Gruppen als die ganze Schwäbisch-Alemaniische Narrenvereinigung mit ihren 69 Zünften. So kam es zum „Maskensprung“ am Freitagabend , dem 20. Januar, vor dem Hauptportal des Münsters, einer Art vorgezogenem Butzenlauf, mit dem sich die Konstanzer Narrenwelt der Schwäbisch-Alemannischen vorstellte.




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9 Kommentare

  1. 1. Mr. Generale

    Tja so kann es gehen wenn “närrische Freude”, sich in verkrampfte Eitelkeit verwandelt! Man darf hoffen, dass die Stadt nicht zu sehr reinbuttern muss für ein Wochenend voller “Ho Narro” und Herr Kaltenbach nicht seinen Vorstandshahnenkamm nehmen muss. Ho Narro 2012!

  2. 2. Motivator

    Gute Recherchen sind manchmal einfach Gold wert. Es ist nun mal so, dass beim Großen Narrentreffen ausschließlich Mitgliedszünfte mitlaufen dürfen. Das ist so in der Verbands-Satzung festgeschrieben und wird auch eingehalten. Ansonsten wäre jede Satzung Makulatur. Schließlich befolgt jeder Verein selbst auch seine eigene Satzung, oder ? Genau dies war auch der Grund, einen “Konstanzer Abend” dem Narrentreffen vorzuschalten, um hier die Präsentation der heimischen Zünfte zu gewährleisten. Dies wurde im Ãœbrigen von den maskentragenden Zünften und Vereinen mit viel Lob quittiert.

  3. 3. bedenkentraeger

    “Da engagierte man, wie man hört, lieber günstige Hilfstruppen aus Sportvereinen – und sitzt nun womöglich auf Bergen von unverkauften Britschchen.”

    Vor dem Hintergrund des vorstehenden Kommentars zu den Satzungsvorgaben betrachte ich die verkaufenden Sportvereine nicht als Hilfstruppen. Die Vereinsmitglieder haben sich - letztlich für ein Nasenwässerle in Sinne der Sache und des Ereignisses - bei Eiseskälte für etliche Stunden wacker geschlagen und verdienen es nicht, als Hilfstruppen abqualifiziert zu werden. Die “Hilfstruppen der Fusionsvereine FC Wollmatingen und FC Konstanz beispielsweise haben 86 % der ihnen überantworteten Pritschen an den Narren gebracht. Ein gute Quote!

    Ja, es heißt Pritschen und nicht Britschen. Nachzulesen etwa bei Wikipedia:

    Pritsche bezeichnet:

    - ein Bett im Gefängnis oder ein Feldbett beim Militär
    - die Ladefläche eines Fahrzeuges, siehe Pritschenwagen (Automobil)
    - ein scherzhaftes Züchtigungsinstrument bzw. den Schlagstock des Kasperles, siehe Pritsche (Symbol) und Pritschenmeister
    - ein Musikinstrument, siehe Pritsche (Musikinstrument)

    Auch hier bewährt sich gute Recherche!

  4. 4. Bauigel

    @bedenkentraeger

    Ja, es heißt tatsächlich auch Britsche und nicht nur Pritsche. Nachzulesen etwa bei Grimm, Adelung, Kuenitz ua,. Die Britsche wird / wurde auch Brütsche und Pritsche genannt.

    Britsche bezeichnet auch:

    - Brettgerüst, Bühne, Liegestelle – Bett uam.
    - Schmale und in der Länge gespaltene Hölzer als Schlagholz zum Anschlagen,
    Verdichten und Formen.
    - Wichtig: Schlaginstrument des Hanswurstes oder Kasperls, der das besagte
    Instrument als leichtes Schlaggerät auf das Grind schlägt oder über dem Rücken der
    Getroffenen tanzen läst.
    Durch die mehrlagige und / oder mit gefalteten Stoffen gegliederten Holzlatten
    gibt’s den gewünschten Laut, dieses brütschen. Wie klatschen, platschen und
    tratschen.

    Also hat der kritisierte Bericht mit der Verwendung des Begriffes „Britsche“ tatsächlich eine richtige Bezeichnung gewählt. Es kommt hier auf die Schallerzeugung an. Man will den Klang / Ton des Aufschlages haben, der natürlich durch die mehren Lagen der schmalen und dünnen Brettchen entsteht.

    Auch hier bewährt sich gute Recherche! Es gibt mehr zwischen den Buchdeckeln zu finden als man sich dies bei Wikipedia vorstellen kann!

  5. 5. bedenkentraeger

    @bauigel

    In Ihrer genannten Fundstelle findet sich zum Sitchwort “Gevatter” folgender Fließtext:

    “toller als wie damals nach kloster Zoven ist wol nur selten um eid und ehre deutschen kriegsvolks und deutscher ritterschaft von monsieur Arlequin mit der diplomatischen

    pritsche

    und gevatter hanswurst mit dem politischen plumsack herumgetanzt und zugehauen worden.”

    Womit wir doch wieder beim “P” wären. Auch nach Ihrer Quelle.

    Aber vielleicht einigen wir uns darauf, das beides richtig ist, wie diese Quelle suggeriert, insbesondere der letzte Satz:

    Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

    Britsche, die
    Die Britsche, oder Pritsche, plur. die -n, ein breites Bret zum Schlagen, und in einigen Fällen auch zu einem andern Gebrauche. 1) Zum Schlagen, da dieses Wort im gemeinen Leben verschiedenen breiten, gemeiniglich hölzernen Werkzeugen gegeben wird, womit man schläget, und welche bey ihrem Gebrauche einen Schall verursachen, der dem Worte Britsche nahe kommt. Dahin gehöret, die Britsche, oder das klappernde Bret, der lustigen Person in Komödien, und bey andern Feyerlichkeiten, die Anwesenden damit vor den Hintern zu schlagen; das breite schwere Holz, den Herd in den Schmelzhütten und die Lehmtennen in den Scheuern damit fest und eben zu schlagen, welches in der Landwirthschaft auch wohl eine Patsche heißt; der hölzerne Hammer in den Hüttenwerken, die Kupferscheiben damit platt zu schlagen; das klappernde Bret in den Reitschulen von drey oder vier Blättern, den Pferden bey den doppelten Courbetten damit die Hülfe zu geben, u.s.f. Einem die Britsche geben, im gemeinen Leben, ihn vor den Hintern schlagen, ingleichen nach einer verächtlichen Figur, ihn aus dem Hause, aus einem Dienste jagen. So auch, die Britsche bekommen. 2) Auch zu andern Arten des Gebrauches, vielleicht wegen einer Ähnlichkeit mit dem vorigen. So heißt das Bret hinten an den Rennschlitten, welches zu einem Sitze dienet, eine Britsche. Eben diesen Nahmen führen auch die Englischen ganz glatten und ebenen Sättel für die Courier und Jäger, welche ganz von Leder sind. In den Wachstuben, Backstuben, Mühlen u.s.f. ist die Britsche die breite hölzerne Lagerstatt, welche oben gemeiniglich höher als unten ist. In der Geschützkunst ist es eine erhabene Stückbettung, wovon man über Bank schießet, und in der Windbüchse ist die Britsche, ein vierecktes Stück Stahl, welches zwischen dem Schloßbleche und der Studel um eine Schraube beweglich ist, und die Stelle bekleidet, welche in den übrigen Büchsen die Schlagfeder einnimmt.

    Anm. Im Nieders. lautet dieses Wort Britze, im Holländ. Bridse, im Dän. Brix. Es scheinet, daß der Schall, welchen eine Britsche verursachet, wenn damit geschlagen wird, zu diesem Worte Anlaß gegeben, obgleich andere das Wort Bret als das Stammwort angenommen haben. S. das folgende. Die Oberdeutsche Mundart spricht dieses Wort mit einem P aus, Pritsche. Ist das Wort, wie es scheinet, eine Onomatopöie, so ist es gleichgültig, welchen Buchstaben man wählet, indem es bloß darauf ankommt, ob man sich den Anfang des dadurch ausgedruckten Schalles härter oder gelinder denkt.

  6. 6. Bauigel

    @ bedenkentraeger

    Mit Ihrer Aussage, man könne das hier gemeinte Ding mit B und P schreiben, kann man nun gut leben. Zunächst hat Ihre Schreibe den leichten Ton einer apodiktischen Aussage in sich gehabt, drum meine Antwort.

    Obwohl ich kein Fasnachtsnarr bin interessiert mich das fasnachtliche Umfeld sehr, denn hier kann man alte Namen, Bezeichnungen und Narren sowie Hanswürste finden, aber auch verwirrende verbale Verwandte, wie z. B. diese B-/P-ritsche! Da kann uns beiden die heilende Erklärung entsprechend der 2. Lautverschiebung von B zu P weiterhelfen. Die besagte Pritsche wurde im 13./14. JH britze und im 11./12.JH von britissa geschrieben und ist vom Brett abgeleitet.

    Das die Narren diese B-/P-ritsche benutzen und auch so nennen, leite ich als damaliges Hilfsgerät aus der Pestzeit ab, da m. E. etliche Sachen, Namen, Nennungen und Schreibweisen,Trachten und Bräuche aus dieser Zeit z. T. ableitbar sind. Da die wirklich echten Narren in sprachlichen Dingen und Bräuchen sehr gewissenhaft und äußerst wahrheitsliebend in historischen Dingen sein möchten, kann man die Britsche somit als richtige Bezeichnung betrachten. Zumindest südlich der Main-Linie. Der oberdeutsche Sprecher hat sein weiches p, der niederdeutsche sein hartes b.

    Resümee: Manche Narren sind Hanswürste, aber Hanswürste sind keine Narren. Und konstanzerische Narren und Hanswürste haben immer recht!

  7. 7. Nabholz

    @Bauigel und Bedenkenträger:
    Eure Sorgen möchte ich haben. Diesen Seich den Ihr abläßt, hält kein normaler Mensch aus!Interessieren tut´s auch keiner.Fakt ist, dasss sich die Blätzle total verschätzt haben und womöglich die Stadt einspringen muss.Ausserdem es gab auch Fasnächtler, die sich stundenlang in der Kälte die Beine in den Bauch standen und das nicht mal für ein “Nasenwässerle” sondern für umme!

  8. 8. Bauigel

    @Nabholz

    Welche Sorgen soll wir haben? Die Sorgen der Pappnasen? Ha, ha und nochmals ha!

    Aber es gibt halt doch eine winzigkleine Sorge: Etliche Hanswürste können einfach nicht hinter, geschweige das Unterholz kann nicht mal zwischen den Zeilen lesen.

    Wenn sich die konstanzerischen Hästräger verschätzt haben sollten, müsste man diesen mit der besagten Britsche / Pritsche aufs Grind schlagen. Soll das Denkvermögen dieser Narren steigern können.

    Und das ist wirklich kein Seich! Oder, Seicherle?

  9. 9. rennmaus

    @Nabholz

    irgendwann kann man das Nabholz’sche Geschreibe und Gerede gegen das Narrentreffen auf allen Bloggs und in der Stadt nicht mehr hören … vielleicht sollte man dann aber auch mal die richtigen Zahlen verwenden und auch mal das Positive dieser Veranstaltungen sehen, die für die Besucher ein einmaliges Erlebnis und die für Stadt Konstanz eine wirkliche Werbung war !!! Einfach mal mit ein paar der Fasnächtler reden, die als Gäste dabei waren und für die das Narrentreffen eines der schönsten und am besten organisiertesten war ..

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