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21. April 2014 | Shimon Nissenbaum hat sie erbaut

Pessach wird zum Jubiläumsfest: 50 Jahre Synagoge

Konstanz (gro) Es war an den Pessachfeiertagen des Jahres 1964, als in der kleinen Synagoge an der Konstanzer Sigismundstrasse zum ersten Mal Gottesdienste gefeiert werden konnten. So ergibt es sich, dass das diesjährige Pessachfest, das heute Montag beginnt, auch den Auftakt bildet für das Jubiläum „50 Jahre Synagoge“, verbunden mit dem 50. Geburtstag der nach dem Krieg neu gegründeten Israelitischen Kultusgemeinde. Erbaut hat die private Synagoge Shimon Nissenbaum, und er ist auch der Neubegründer der von den Nationalsozialisten in der 40-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vorübergehend ausgelöschten jüdischen Gemeinde. Heute sind seine beiden Söhne, Benjamin und Gideon Nissenbaum (unser Bild), die Hüter des Beethauses und die starken Männer der Gemeinde. Starke Mutter der Gemeinde ist nach wie vor die hochbetagte, aber stets tatkräftige Sonia Nissenbaum, die Frau von Shimon Nissenbaum, der 2001 das Zeitliche segnete.

Aufbruch aus der Sklaverei

Das Pessachfest, mit dem die Israeliten in aller Welt den Auszug aus Ägypten, also den Aufbruch aus der Sklaverei in ein neues Leben im Gelobten Land feiern, dauert 8 Tage. Das Gedenken anlässlich des Synagogen-Jubiläums wird länger dauern. Schwerpunkt des Jubiläumsfestes wird Mitte September sein, wenn der Europäische Tag der jüdischen Kultur begangen wird. Die jüdische Gemeinde bestand zunächst als Israelitische Kultusgemeinde Freiburg-Konstanz und wurde im Jahre 1988 selbstständig. Shimon Zygmunt Nissenbaum, den Gründer der Gemeinde, der beim Warschauer Aufstand mitgekämpft und den Holocaust überlebt hatte, hatte es über verschiedene Konzentrationslager in den Südwesten und nach einer abtenteuerlichen Flucht bis nach Konstanz verschlagen.

Shimon Nissenbaum verpflichtete Shmuel Blumberg

Wie Bibliothekar Thomas Uhrmann weiter erläutert, gelang es Shimon Nissenbaum, für die kleine Gemeinde namhafte Rabbiner wie Lothar Rothschild, Nathan Peter Levinson und Chaim Naftalin zu verpflichten. Ausserdem schaffte er es, den bei vielen Konstanzern unvergessenen Oberkantor Shmuel Blumberg an den Bodensee holen. Sie alle amtierten an jenem Ort, wo bis zu ihrer Zerstörung in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 die altehrwürdige Synagoge stand. Auch andere Persönlichkeiten wie der Historiker Erich Bloch und Else Levi-Mühsam, die beide eine für die Öffentlichkeit zugängliche, heute von Uhrmann geleiteten Judaica-Bibliothek in der Kultusgemeinde aufbauten, prägten das jüdische Leben in Konstanz.

Seit 2008 auch ein traditionelles Ritualbad

Auf Shimon Nissenbaum, der im August 2001 verstarb, folgte als Gemeindevorsitzender 1988 sein Sohn Benjamin, der heute Ehrenvorsitzender ist. Ende der 90-er Jahre erweiterte die Familie Nissenbaum aufgrund des Zustromes von Kontingentflüchtlingen aus der ehemaligen Sowjetunion die einzige Privatsynagoge Deutschlands und errichtete zudem eine moderne Mikwe, ein jüdisches Ritualbad. Die Mikwe konnte 2008 eingeweiht werden.

Festvortrag am 14. September

An diese und andere Aspekte aus der Geschichte der jüdischen Nachkriegsgemeinde in Konstanz wird beim Europäischen Tag der jüdischen Kultur am 14. September in einem Festvortrag erinnert werden. Überdies bietet die Israelitische Kultusgemeinde laut Thomas Uhrmann an diesem Tag traditionsgemäß wieder Synagogenführungen, Besichtigungen der Mikwe und der Dr.-Erich-Bloch-und-Lebenheim-Bibliothek sowie eine Führung über den jüdischen Friedhof. Bild: Erich Gropper




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