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27. Mai 2014 | Zur Kommunalwahl

Böse Überraschungen und erfreuliche Beobachtungen

Konstanz (gro) Alexander Fecker muss sich am heutigen Dienstag früh auf den Weg machen. Als stellvertretender Vorsitzender der christdemokratischen Fraktion der Regionalverbandsversammlung will er pünktlich dabei sein, wenn in Waldshut um 9 Uhr die Sitzung eröffnet wird, in der es, zunächst noch hinter verschlossenen Türen, um Windenergie geht. Es handelt sich um ein sensibles Thema, und der Konstanzer Ingenieur hat sich im Laufe der Jahre gut eingearbeitet in die Materie. Einigen Parteifreunden geht er dabei auch schon mal auf die Nerven. „Alle sind für saubere Energie“, sagt Fecker, „aber wenn es konkret um die Erzeugung geht, gehen die Meinungen schnell auseinander“. Innerparteiliche Auseinandersetzungen dürften ihm allerdings ab sofort weniger zu schaffen machen. Der altgediente CDU-Mann wurde nicht wiedergewählt in den Konstanzer Gemeinderat.

Seit 1984 im Stadtparlament

Dass Fecker als Stadtrat ausgedient hat, ist eine der faustdicken Überraschungen, mit der die jüngsten Kommunalwahlen aufwarten. Fecker, Jahrgang 1940, ist zwar nicht mehr der Jüngste, aber er ist mindestens so fit wie sein um nur ein Jahr jüngerer Parteikollege Wolfgang Müller-Fehrenbach, ein ebenfalls altgedienter Haudegen der Kommunalpolitik, der es mit 15.282 Voten zum Stimmenkönig der CDU-Kandidaten gebracht hat. Mit 8.517 Stimmen kam Fecker nur auf gut halb so viele Stimmen. Dabei war er es, der einst den Konstanzer Ableger der CDU-Mittelstandsvereinigung gründete, Stadtverbandsvorsitzender war und 1984 in den Gemeinderat einrückte. Weit über ein Jahrzehnt lang war Fecker auch Fraktionsvorsitzender der CDU gewesen.

Ein bisschen wie ein Abschied auf Raten

Es hat sich gerächt, dass Fecker sowohl das Amt des Konstanzer Parteichefs abgab als auch das des Fraktionsvorsitzenden - und sich zuletzt auch noch auf den unattraktiven Platz 20 der CDU-Liste für die Kommunalwahlen setzen liess – in der trügerischen Hoffnung, dass er sich das leisten könne ohne seine Wiederwahl zu gefährden. Das war eine Fehlkalkulation: Die christdemokratische Wählerschaft wertete Feckers Verhalten teilweise als Rückzug auf Raten und weniger als Hinweis darauf, Jüngere mit ins stadtparlamentarische Boot nehmen zu wollen.

Ein positiver Effekt heisst Manfred Hölzl

Fecker kann sich trösten, mit der Architektin Sabine Feist, mit dem Gesundheitsspezialisten Markus Nabholz und und dem Gastronomen Manfred Hölzl ziehen junge, unverbrauchte Kräfte für die CDU ins Stadtparlament. Manfred Hölzl mutet sich als vielbeschäftigter Konzilwirt damit zwar einiges an Mehrarbeit zu. Er springt aber gewissermassen in die Bresche für Jürgen Wiedemann, dem früheren “Barbarossa”-Wirt von der Freien Linie (FLK), der nicht mehr kandidierte. Unterm Strich sei angemerkt, dass sich die CDU-Fraktion, die zuletzt auf 8 Sitze geschrumpft war, um zwei Plätze verbesserte. Die CDU hat damit mit den Freien Grünen, die einen Sitz einbüssten, gleichgezogen.

Der andere Wirt heisst Venedey

Mit Anselm Venedey von den Freien Wählern sitzt neben Hölzl erneut ein zweiter Wirt im Stadtparlament – wichtig für die Fremdenverkehrsstadt Konstanz. Allgemein war erwartet worden, dass die FWG diesmal der CDU, der SPD und der FDP mehr Stimmen abnehmen und auf mehr als fünf Sitze im Stadtparlament kommen würde. Immerhin stellt die FWG mit Ewald Weisschedel den absoluten Stimmenkönig, niemand sonst konnte 16.863 Stimmen auf sich vereinigen. Und viele freuen sich heute schon auf das stadtparlamentarische Wirken von Susanne Heiss, die von ihrem Vater schon früh in die Geheimnisse der Kommunalpolituk eingeweiht worden sein dürfte.

Müller-Neff bleibt stark

Peter Müller-Neff hat sich erneut als Stimmenbringer bewährt, mit über 11.000 Voten trug der christgrüne Pädagoge, der innerhalb seiner Fraktion durchaus umstritten ist, erneut wesentlich dazu bei, die gute Position der Freien Grünen Liste (FGL) zu halten, auch wenn die FGL nicht mehr stärkste kommunale Kraft ist, sondern „nur“ noch die Nummer 2 ganz knapp hinter der CDU (beide Fraktionen haben je 10 Sitze). Königin der FGL-Fraktion ist und bleibt Gisela Kusche mit 13.372 Stimmen. Roland Wallisch hat den erneuten Einzug in den Gemeinderat überraschend knapp verfehlt.

Zahide Sarikas ist der Star der SPD

Herbert Weber will‘s noch einmal wissen. Mit ihm, der unlängst seinen 75. Geburtstag feierte, kommt die SPD-Fraktion auch ohne die legendären Leipolds auf 7 Sitze im Stadtparlament. Neueste Matadorin ist alllerdings Zahide Sarikas. Mit sagenhaften 14.428 Stimmen erzielte sie aus dem Stand nicht nur das beste Ergebnis für die SPD, sondern nach Wiesschedel (FWG), Müller-Fehrenbach, Roger Tscheulin, Heinrich Fuchs und Andreas Ellegast (alle CDU) das sechstbeste Ergebnis aller Kandidatinnen und Kandidaten. Das ist sensationell.

Blaues Auge für FDP – Achtungserfolg für JFK – LLK wieder zu zweit

Die Konstanzer FDP bleibt immerhin eine Fraktion. Zwar liess sich der grandiose Erfolg von 2009 nicht wiederholen, als sich Liberalen von zwei auf vier Sitze verdoppelten. Doch Dank dem Ansehen von Heinrich Everke, Johann Hartwich und Michael Fendrich hielt sich der befürchtete Absturz in engen Grenzen: Der bundesweite Negativtrend schlug nicht durch, die FDP hat jetzt drei Sitze im Gemeinderat. Und ebenso viele Sitze, auch das ist eine grosse Überraschung, hat das Junge Forum Konstanz (JFK), beim ersten Antritt geschafft. Das ist sehr respektabel. Die Linke Liste Konstanz eroberte erneut zwei Plätze. Neben Holger Reile etablierte sich erwartungsgemäss Anke Andrea Schwede.

Bild: Frieder Schindele




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2 Kommentare

  1. 1. Nabholz

    Lieber Erich,nur der Ordnung halber,ich bin kein Rechtsgelehrter,sondern Krankenpfleger!Ich weiss nicht, wo Du das her hast.

  2. 2. Erich Gropper

    Lieber Markus,
    leider weiss ich nicht mehr, was ich da zusammensinnierte, habe es aber verbessert. Entschuldigung!

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