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3. November 2014 | Taugt für Mathe und für Stukatur

Franz Zeller - angefressen von der App(likation)

Konstanz (gro) Es ist eine uralte Rechenhilfe, die Franz Zellers Visitenkarte ziert, eine Stschoty, die russische Variante des Abakus‘. Die Illustration kommt nicht von ungefähr: Franz Zeller trimmt junge und auch ältere Zeitgenossen im Rechnen, und zwar in seinem Mathe Café. Allerdings nicht mit Hilfe von Rechenbrettern, sondern mit Köpfchen und neuesten Computerprogrammen, jüngst auch mit einer so genannten App, mit einer Applikation, die für mobile Kleincomputer, für Smartphones und Tablets, entwickelt wurde.

Moskauer Marktfrauen sind viel schneller

Moskauer Marktfrauen rechnen mit ihrer Stschoty in einer Geschwindigkeit, die einen modernen Taschenrechner blass aussehen lassen. Dabei gibt es den Abakus, das Rechenbrett mit verschiebbaren Kügelchen unterschiedlicher Farbe, schon seit mindestens 2300 Jahren, und zwar in verschiedenen Ausführungen. Neben der russischen Variante ist vor allem die japanische Version namans Saroban sowie die chinesische Variante (Suanpan) in Gebrauch. Fürs blitzschnelle Addieren und Subtrahieren ist der Abakus seit Jahrtausenden eine wahre Wunderwaffe. Nicht aber für die höhere Mathematik. Für den Umgang mit Logarithmen, mit Sinus und Cosinus, Hyperbeln, Algebra, Kreisgebilden und Parabeln braucht es andere Werkzeuge. In seiner App hat Franz Zeller solche Tools versammelt, und Zeller ist regelrecht angefressen von den Möglichkeiten die sich aus einer solchen Applikation ergeben, begeistert von den kleinen, aber feinen Programmen. Mit Ihrer Hilfe möchte er die Mathematik zugänglicher machen.

Im Prinzip wie ein Währungs-Umrechner

Apps gibt es seit einigen Jahrzehnten, seit die Computer Einzug gehalten haben in den Büroalttag, in den Haushalt und ins Kinderzimmer. Die Zahl der Computer nimmt ständig zu. Ein Beispiel aus der Anfangszeit der Apps (als sie noch niemand so nannte) ist der Währungsumrechner, wie er auf nahezu jedem Handy abrufbar ist. Das ist eine einfache, vorinstallierte Applikation. Dieses Programm wird mit zwei unterschiedlichen Währungen und einem Betrag in einer dieser beiden Währungen „gefüttert“, damit der entsprechende Betrag in der anderen Währung „ausgespuckt“ werden kann. Dieses Beispiel soll zweierlei verdeutlichen: Erstens ist eine App mit bestimmten Fähigkeiten ausgestattet; zweitens muss der Nutzer die App durch bestimmte Komponenten (beziehungsweise durch Nachfragen) ergänzen, damit ein Ergebnis erzeugt werden kann.

Die Fähigkeiten steigern sich laufend

Die rasanten technischen Weiterentwicklungen im Bereich der Chip-, Prozessor- und Cloud-Technologie bringen es mit sich, dass sich auch die Fähigkeiten von Apps laufend weiter entwickeln lassen. Dies wiederum macht es möglich, solche Applikationen mit immer mehr Komponenten auszustatten, sei es mit der Fähigkeit, mehr externe Datenkomplexe einzubeziehen, sei es durch individuelle Ergänzungen. In der Praxis des Mathematikunterrichts geht dies so weit, dass über einen Tablet PC die Lektionen verschiedener Unterrichtsjahre samt der dazu passenden Lernübungen abgerufen werden können. Dies kann – zum Beispiel – zusätzlich ergänzt werden durch Übungsaufgaben aus automatisch ermittelten, persönlichen Schwächen des Patienten (bzw. Schülers).

Moderne Vermittlung von Lehrstoff wird verhindert

Franz Zeller hat die Entwicklung der modernen App früh gesehen. Er hat sich zwar weiter auf den Nachhilfeunterricht für angehende Mathematiker konzentriert und versteht sich auch weiterhin als Informationstechnologe, der mit seinen Ideen den einen oder anderen seiner programmierenden Kollegen nervt. Inzwischen hat ihn auch der pädagogische Furor gepackt. Und nun macht ihn die Beschäftigung mit dem deutschen Bildungswesen, sei es nun landes- oder bundesweit organisiert, ziemlich ruhelos. Und zwar wegen des offensichtlich ratlosen Umgangs der zuständigen Ministerien mit den modernen digitalen Möglichkeiten unserer Zeit. Diese Ratlosigkeit, sagt Zeller, verhindere nicht nur eine bessere, sondern auch eine ungleich sparsamere Vermittlung von Lernstoff.

Wie flexibel so ein „Gefäss“ namens App funktionieren kann, hat Zeller mit Hilfe eines (Programmier-)Kollegen demonstriert: mit einer Variante seiner Mathe-App für Bernd Sommer, einen Konstanzer Stukateurmeister. Der Handwerker nutzt das Programm für die Vorstellung seines Unternehmens im Internet. Mit anderen Worten: Zellers Mathe-App ist auch die erste Gipser-App.

Bild: Frieder Schindele




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