Dornröschen » Blog Archive » Es war das Votum der Banausen
Leserkommentare
 
Sponsoren
27. Juli 2016 | Kommentar zur Ablehnung des Zuschusses für Scala-Doku

Es war das Votum der Banausen

Mit der Ablehnung eines angemessenen Zuschusses für Douglas Wolfspergers Projekt zum Niedergang des Scala-Kinos hat sich im Konstanzer Gemeinderat am gestrigen Dienstag eine knappe Mehrheit der Banausen durchgesetzt. Der Konstanzer Filmemacher bekommt nun nicht einmal ganz 2500 Euro Fördergeld für seine bereits angelaufene Arbeit. „So etwas“, sagte Wolfsperger laut „Südkurier“, „habe ich noch nie erlebt“. Aus der Schweizer Nachbarschaft, vom Kanton Thurgau und der Stadt Kreuzlingen, sind insgesamt 21.500 SFr zugesagt.

Enttäuschung über Burchardt und Müller-Fehrenbach

In Wolfspergers Reaktion schwingt grosse Enttäuschung mit. Und es ist in der Tat sehr enttäuschend, wie gegen sein filmisches Projekt argumentiert worden ist. Zum Beispiel von Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU), der gegen eine grössere finanzielle Unterstützung ist, weil der Dokumentarfilm womöglich „ein schlechtes Bild von den Schweizer Einkaufstouristen“ zeichne. Selbst vom „Jungen Forum“, von der FDP und manchem Freien Wähler wurden Bedenken vorgetragen, die Dokumentation könne das Image der Stadt beschädigen. Besonders gross war die Enttäuschung über das Nein von Uli Burchardt. Das Stadtoberhaupt gab an, er sei aus „Gründen der Gerechtigkeit“ gegenüber anderen Kulturschaffenden nicht für eine weitergehende Förderung des Scala-Dokumentations-Projekts zu gewinnen.

Ist es womöglich die Angst vor der Wahrheit?

Solche und ähnliche Argumentationen offenbaren eine erschreckende Ignoranz gegenüber der Arbeit von Kulturschaffenden. Und wer so erfolgreich ist wie der mehrfach preisgekrönte Filmemacher Douglas Wolfsperger, hat sich sein internationales Renommee gewiss nicht durch verzerrende Subjektivität erworben. Aber vielleicht fürchtet die Mehrheit des Gemeinderats ganz einfach die Wahrheit, fürchtet schlecht wegzukommen in Wolfspergers filmischer Dokumentation über die Geschichte des Scala-Kinos.

Zur Ignoranz kommt eine gewisse Beschränktheit

Die Verweigerung einer fairen finanziellen Unterstützung wird das Filmprojekt zum Niedergang des Scala-Kinos nicht stoppen können. Die Argumentation der Verweigerer geht also ins Leere. Im Gegenteil, sie liefern den Kritikern der fortschreitenden Kommerzialisierung der Konstanzer Innenstadt zusätzliche Munition. Insofern muss den Verweigerern neben ihrer Ignoranz auch ein Mangel an praktischer Intelligenz attestiert werden. (pro)




 Kommentieren    Trackback    Drucken

Ein Kommentar

  1. 1. Nabholz

    Da ich ja nur Musik mache, nur Theater spiele und nur in Opernproduktionen mitgemacht und schlussendlich nur in einem Wolfspergerfilm mitgespielt habe, muss ich hier natürlich meinen inkompetenten Senf noch abgeben. Zum Ersten: Wenn man nur 50.000 Euro für Kulturförderung zu Verfügung hat, ist es einfach nicht machbar, Wolfspergers Wünschen nachzukommen. Zum Zweiten kann ich mir bei diesem emotionalen Thema nicht vorstellen dass, bei aller Professionalität Wolfspergers, eine wertfreie Dokumentation heraus kommt. Zum Dritten bin ich überzeugt, dass der Film auch ohne die Mitfinanzierung der Stadt Konstanz zustande kommt. Mir ist klar, dass diese aufgeführten Punkte diskussionswürdig sind, doch ich stehe dazu. Aber in Sachen Scala ist ja inzwischen eine sachliche Diskussion leider nicht mehr möglich. Primär geht es auch nicht ums Kino, sondern darum, einen weiteren Konsumtempel, den ich auch nicht zwingend haben muss, zu verhindern. Aber so ehrlich sind halt die Wenigsten.
    Soweit die Worte eines Kunstbanausen. Schönen Tag noch!

Neuen Kommentar schreiben ...