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13. Oktober 2021 | Ende nach 20 Jahren guter Arbeit

Der SÜDKURIER murkst die «Kreuzlinger Zeitung» ab

Konstanz/Kreuzlingen (gro) Die „Kreuzlinger Zeitung“, allgemein geschätztes Gratisblatt der Konstanzer Nachbarstadt, wird nur noch bis zum Ende des Jahres erscheinen. Die Zeitung war vor 20 Jahren als eine Art Notersatz für den angestammten und beliebten „Thurgauer Volksfreund“ gegründet worden, nachdem dieser vom Verleger Paul Ruckstuhl dem (St. Galler) „Tagblatt“ übereignet worden war. Ruckstuhl segnete 2012 das Zeitliche und vor vier Jahren übernahm der „Südkurier“ die „Kreuzlinger Zeitung“. Die Einstellung der Gratiszeitung, die jeden Freitag in der Region Kreuzlingen verteilt wird, sei auf wirtschaftliche Gründe zurück zu führen, heisst es in einer Mitteilung der demnächst „gekillten“ Wochenzeitung.

Fast 26.000 Auflage pro Woche

Die Nachricht von der Einstellung der „Kreuzlinger Zeitung“ kommt überraschend. Denn das von Chefredaktor Kurt Peter (dem früheren „Volksfreund“-Chef) und Sandro Zoller im Berliner Format flott gemachte Blatt wartet durchweg mit zuverlässiger Informationsqualität auf, dazu mit einer Aktualität, die sich angesichts der nur wöchentlichen Erscheinungsweise sehen lassen kann. Die durchaus stattliche Auflage beträgt knapp 26.000 Exemplare pro Woche und das Anzeigenaufkommen ist überdurchschnittlich. Dazu ist das Blatt Amtliches Publikationsorgan nicht nur für Kreuzlingen, sondern auch für Kemmental, Lengwil und Tägerwilen.

„Mit Hochdruck“ auf der Suche nach Lösungen

Thomas Niederberger, der Kreuzlinger Stadtpräsident, und die Kemmentaler Gemeindepräsidentin Christina Pagnoncini sowie die Gemeindepräsidenten von Lengwil und Tägerwilen, Ciril Schmidiger und Markus Ellenbroek, haben in einer gemeinsamen Stellungnahme ihr Bedauern über die Einstellung der „Kreuzlinger Zeitung“ erklärt. Es werde „mit Hochdruck“ daran gearbeitet, Lösungen zu finden, wie künftig wenigstens die Verbreitung ihrer amtlichen Publikationen gewährleistet werden könne.

„Wahrscheinlich bloss ein Spekulationsobjekt“

In Zürcher Verlegerkreisen ist zu erfahren, dass es sich bei den Vorgängen um die „Kreuzlinger Zeitung“ wohl um ein zwar recht kleines, aber doch typisches Spekulationsobjekt handle. Umso mehr, als es „diesseits und jenseits“ der Grenze spiele. Umsätze und Gewinne seien dabei oft weniger interessant als Verluste, schon gar nicht die Verluste von Arbeitsplätzen.



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Ein Kommentar

  1. 1. Bruno Neidhart

    Bekanntlich ist das gelegentliche “Zeitungssterben” auch eine Zeiterscheinung. Die Ursachen können ganz unterschiedlich sein. Die neuen Medienmöglichkeiten (die ohne Papier auskommen) sind, wenn auch nicht alleine verartworlich, dabei wohl ein wesentlicher Faktor. Ein weites Feld.

    Woran es bei der “Kreuzlinger Zeitung” genau liegt, ob nur an der “Wirtschaftlichkeit”, weiss ich nicht. Die verwendeten starken Begriffe, “abmurksen” oder “gekillt”, erklären die Sachlage auf jeden Fall noch nicht.

    Hinzuweisen wäre noch, dass es eine zweite Publikation gibt die versucht, sich mit “Kreuzlinger Themen” zu beschäftigen (”Kreuzlinger Nachrichten”). Darin wir allerdings auch über “Weinfelden” erzählt, das nun mal seerücken- oder ottenbergweit entfernt ist und am See weniger interessiert. Zudem ist diese Publikation politisch durchsetzt, in dem ein Kolumnenschreiber von der rechtsnationalen Ecke, ein SVP-Grossvater, der sich als “Medienmogul” aufführt, die Ostschweizer (nicht nur!) laufend “beglückt”.

    Wie dem auch sei. Fakt ist, dass es am See-Ende mit rundum geschätzten über 130′000 Einwohnern keine interessante (papierene) “echte Wochenpublikation” gibt, die - über Grenzen hinweg - spannend und informativ über alle Aspekte des breiten gesellschaftlichen Leben von Stadt und Land berichtet. Es wäre eine Sache mit europäischem Format. Ob dazu “Kreativität” ausreicht um eine solches Produkt tatsächlich mal zu starten, ist allerdings fraglich. Es würde auch hier wohl ganz rasch um “Wirtschaftlichkeit” gehen.

    Und so schaut man halt ins Internet was da so abgeht. Diese Wege sind anscheinend für viele sowohl zeitgemässer, als auch - oft als Abfallprodukt einer “echten” Zeitung - wirtschaftlich eher machbar. Haben wir schlicht das haptische Erlebnis des ürsprünglichen Zeitungslesens verlernt, bei dem die politischen, kulturellen, wirtschaftlichen, sportlichen und allgemein gesellschaftlichen Inhalte ausladend dargestellt werden können - Inland, Ausland? Setzten wir die digitale Ãœberfülle an Informationen vor eine intensivere Fokussierung, wie es das (zu bezahlende) Zeitungslesen erfordert? Und dann ist da noch die junge und jüngste Generation als Zielgruppe. Deren publizistische Erfahrung eben nicht unbedingt - oder gar nicht - auf das Zeitungslesen zurück zu führen ist. Ihnen wurde - und wird - anderes vorgesetzt. Weltweites. In allen Formaten. In Wort und Musik.

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