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30. Mai 2006 | Demnächst nur noch Fußgänger und Radfahrer

(Falsch-)Parken auf dem Münsterplatz wird teuer

Konstanz (gro) Das unberechtigte Parken auf dem frisch sanierten Münsterplatz verteuert sich empfindlich. Der wunderschön gewordene Platz wird in den kommenden Tagen zur Fußgängerzone umgewidmet. Wer dann dort parkt, muss mit einer gebührenpflichtigen Verwarnung in Höhe von 30 Euro rechnen. Noch handelt es sich beim Münsterplatz um eine so genannte Spielstraße. Schon seit geraumer Zeit ist dort das Abstellen von Autos verboten. Wer trotzdem parkt und erwischt wird, zahlt 15 Euro. Soviel kostet künftig alleine das bald grundsätzlich verbotene Befahren des Platzes. Für Anwohner mit eigenen Parkplätzen in den angrenzenden Gassen wird es Sonderregelungen geben. Die viel diskutierten, versenkbaren Poller werden zwar eingebaut, vorerst aber nicht ausgefahren.

Endgültig entschieden wird erst 2007

Die Umwidmung des Platzes geht zurück auf einen Beschluss des Gemeinderats vom 29. September es vergangenen Jahres. Mit knapper Mehrheit entschied sich damals das Stadtparlament dafür, auf dem Platz künftig nur noch Fußgänger und Radfahrer zuzulassen. Die Mehrheit kam allerdings erst nach einem Kompromiss-Vorschlag zustande: Der Platz wird zunächst nur versuchsweise zur Fußgängerzone, endgültig entschieden wird erst im kommenden Jahr.

Was die Fans der Niederburg fürchten

Die Befürworter einer Fußgängerzone argumentieren mit der malerischen Ausgestaltung des Platzes, für die immerhin 2 Millionen Euro ausgegeben worden seien. In der teuer erkauften, neuen guten Stube der Stadt störe der Autoverkehr ganz empfindlich. Auf der anderen Seite waren die Skeptiker in diesem Falle keineswegs besonders engagierte Verfechter motorisierter Untersätze, sondern vor allem Fans der Niederburg. Eine Fußgängerzone rund ums Münster, so fürchteten sie, wirke wie eine Barriere vor dem n ältesten Teil der Altstadt und schneide die Niederburg, die doch besser angebunden werden sollte, regelrecht ab.

Die Poller bleiben vorerst versenkt

Solche Sorgen, die sich inzwischen auch der Einzelhandelsverband zu Eigen machte, führen dazu, dass die elektrisch versenkbaren Poller demnächst zwar eingebaut, vorerst aber rund um die Uhr versenkt bleiben. Darauf hat man sich verwaltungsintern geeinigt, um den Anschein einer Abriegelung der Niederburg zu vermeiden. Frühestens in etwa drei Monaten sollen die Poller dann jeweils gegen 10 Uhr morgens ausgefahren werden. Eingebaut werden die Poller an den Einmündungen der Gerichtsgasse, der St.-Johann-Gasse und der Brückengasse sowie in der Verlängerung der Theatergasse oberhalb der Christuskirche.

Die Bauchschmerzen der Verkehrsexperten

Die Verkehrsexperten der Stadtverwaltung sehen der Einrichtung einer Fußgängerzone rund ums Münster mit gemischten Gefühlen entgegen. Zwar ist man im alten wie im Neuen Rathaus fast durchweg begeistert über das Ergebnis der Sanierung und die neu gestaltete Platzanlage rund ums Münster. Doch der eine oder andere Beamte hat auch Bauchschmerzen wegen der sich abzeichnenden Probleme. Schon heute ist die Wessenbergstraße zwischen Zollernstraße und Münsterplatz Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Sie darf auf diesem Abschnitt von Motorfahrzeugen nur mit einer Sondergenehmigung befahren werden.

Auch Horst Reich benötigt künftig eine Sondergenehmigung

Eine solche Sondergenehmigung, die ab sofort im Bürgerbüro beantragt werden kann, benötigen zum Beispiel künftig auch alle Anwohner der Katzgasse, auch Horst Reich von der „Schwarzen Katz’“ (genannt „Katzehorscht“). Denn dorthin gelangt man künftig nur über die Hohenhausgasse (keine Einschränkung) und die Wessenbergstraße. Kompliziert wird’s auch für Anwohner und Geschäfte in der St.-Johann-Gasse, der Gerichtsgasse und der Brückengasse. Denn da entstehen durch die Fußgängerzone Sackgassen, in denen ein Wenden größerer Fahrzeuge kaum möglich ist.

„Wir werden großzügig verfahren“

Angesichts der Problematik wird die Verwaltung beim Erteilen von Sondergenehmigungen, wie es gestern hieß, „großzügig verfahren“. Andererseits wird vor allem das (Falsch-)Parken samt dem Respektieren der Fußgängerzone in den kommenden Wochen „verstärkt überwacht“. Auch mit Sondergenehmigungen darf man Fußgängerzonen als Anlieger nur sehr eingeschränkt durchfahren, nach den derzeit geltenden Bestimmungen nur zwischen 20 und 6 Uhr. Fürs Be- und Entladen stehen zusätzlich vier Stunden, von 6 bis 10 Uhr, zur Verfügung.

Autos wirken jetzt schon wie Fremdkörper

Die großflächige Bepflasterung und Ausgestaltung des Münsterplatzes hat längst zu einem drastischen Rückgang des Autoverkehrs geführt. Vor allem auswärtige Automobilisten zögern instinktiv, über den weiträumig gewordenen Platz zu fahren, dem eine eigentliche Straßenführung völlig abhanden gekommen ist. Autos wirken ausgesprochen deplatziert auf diesem Platz, und ihre Chauffeure spüren das anscheinend. Sehr stark zugenommen hat dagegen der Fußgängerverkehr, und zwar zu allen Tages- und Nachtzeiten. Und mehr denn je pilgern die Gruppen hinüber in die Niederburg: Der neue Platz funktioniert bereits jetzt als Brücke innerhalb der Altstadt.



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3 Kommentare

  1. 1. Peter Eich

    Autos auf dem Münsterplatz wirken doch nicht “ausgesprochen deplatziert”! Höchstens in den Augen einer schreibenden Minderheit mit angrenzender Terrasse. Vielmehr leiden motorisierte Niederburgler seit Jahren an einer stetig sinkenden Anzahl der dortigen Parkplätze. Werden die Anwohnerparkausweise eigentlich entsprechend günstiger, jetzt, wo es kaum noch die zu den Ausweisen gehörenden Parkplätze gibt? Die Niederburg ist nicht (nur) ein Stadtviertel zum Anschauen, sondern primär hat sie eine Funktion als Wohnstätte.

  2. 2. Erich Gropper

    Die Platzgestaltung, sehr geehrter Herr Peter Eich, ist in ihrer ganzen Ausformung so konzipiert, dass sie ihre Wirkung nur dann entfalten kann, wenn der Platz unverstellt bleibt. Hauptziel der Planer war es, der altehrwürdigen, ehemaligen Bischofskirche zu ihrer ursrünglichen, ästhetischen Wirkung zurück zu verhelfen. Dieser Gesichtspunkt war sowohl in den Reihen des Preisgerichts als auch im Gemeinderat maßgeblich bei der Entscheidung für den nun verwirklichten Entwurf des Zürcher Architekten Günther Vogt, der mit internationaler Erfahrung aufwarten kann. Seine Planung wurde als beste Lösung befürwortet. Der Gemeinderat war und ist sich einig, dass auf dem neu gestalteten Platz nicht geparkt werden kann. Strittig war nur, ob man den Platz als so genannte verkehrsberuhigte Spielstraße ausweisen sollte, oder aber als Fußgängerzone mit der Erlaubnis zum Radfahren (was nun probeweise für ein Jahr anläuft).
    Natürlich kann ein Platz (oder der Teil eines Platzes) auch fürs Parken von Autos hergerichtet werden, und es gibt dafür viele durchaus ansprechende Beispiele, wenn auch nicht in Konstanz (aber etwa in Markdorf oder im Umfeld Münchner Sportstadien). Auf dem neuen Münsterplatz, so wie er ausgestaltet worden ist, wirken abgestellte Autos jedenfalls ausgesprochen deplatziert.
    Das mit den Anwohnerparkausweisen für Bewohner der Niederburg ist ein ungelöstes Problem. Aber das war schon, wie Sie selbst andeuten, ein Problem, als es noch die neun erlaubten Parkplätze auf dem Münsterplatz gab. Meiner Meinung nach sollte das Parkhaus an der Laube von spätabends bis zum Vormittag fürs Anwohnerparken geöffnet werden. Das wäre eine von machbaren Erleichterungen für die Niederbürgler. Einer Verwirklichung steht die vertraglich geregelte Bewirtsachaftung des Parkhauses entgegen. Die meisten Niederbürgler, die nicht wie Sie mit eigenen Garagen gesegnet sind, werden sich wegen der anhaltenden Parkplatznot weiter damit trösten müssen, im schönsten Teil der Altstadt wohnen zu dürfen, in oft Jahrhunderte alten Bauwerken mit verwunschenen Gärten, umrankten Balkonen und vielen traumhaften Dachterrassen.

  3. 3. Gustav Sucher | https://www.ab-automatic.de/poller

    Immer diese Fahr- und Parkprobleme in den Städten. Was bringt es, den Platz mit Pollern zu versperren? Dadurch macht man den genervten Verkehrsteilnehmer doch nur noch gereizter. Viel mehr sollte man sich darum kümmern, den Verkehrsfluss zu verbessern. Danke für den Artikel!

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