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01.05.2005 | Es geht um Geld und Verkehrsfragen

Planmäßiges Schneckentempo im Grenzland
Konstanz (gro) Autos, Straßen und Grenzgänger gibt es zwar schon lange, doch es dauerte bis zum Jahre 2005, dass die Stadtverwaltung eine "grenzüberschreitende Verkehrsplanung zwischen Konstanz und Kreuzlingen" empfiehlt. Und obwohl kein vernünftiger Mensch im Ernst etwas gegen eine solche Empfehlung haben kann, wird der Technische Ausschuss des Gemeinderats ausdrücklich ersucht, diesem Vorschlag am morgigen Donnerstag seine Zustimmung zu geben. Hintergrund des Verlangens ist der Versuch, für grenzüberschreitende Verkehrsprojekte Geld aus Brüssel zu erhalten.

Verbriefte grenzüberschreitende Kooperationen in Sachen Verkehr gibt seit mindestens 175 Jahren. Die auf dem Bodense verkehrenden Schiffsbetriebe machten vor, wie gut zwischen drei Staaten zusammen gearbeitet werden kann - wenn man nur will. Die Mittelthurgaubahn, die ab 1911 Wil, Weinfelden und Kreuzlingen mit Konstanz verband, war ein erfolgreiches, grenzüberschreitendes Unternehmen, der schweizerische "Seehas" ist es heutzutage, Gas aus Konstanz strömt bis Steckborn, Abwasser aus Kreuzlingen wird im Konstanzer Stadtteil Wollmatingen gereinigt und der Strom für Konstanz zur Hälfte aus der Schweiz bezogen. Der neue Zollhof mit beiderseitigem Autobahnanschluss ist ein deutsch-schweizerisches Projekt.
Da mutet es geradezu komisch an, wenn erst jetzt eine "grenzüberschreitende Verkehrsplanung" empfohlen wird. So gesehen wirkt das Papier aus dem Baudezernat wie das Dokument eines geradezu planmäßigen Schneckentempos.
Es gibt schließlich seit Jahrzehnten Gremien, die sich in unzähligen Sitzungen, Reden, Broschüren und Konferenzen um gemeinsame, grenzüberschreitende Problembewältigung bemühen, etwa die Gewässerschutzkommission, die sich 1959 formierte, die Internationale Bodenseekonferenz, die sich seit 1991 auch mit Verkehrsfragen beschäftigt, oder den von Landrat Robert Maus und Nationalrat Ernst Mühlemann vor bald 15 Jahren geschaffenen Bodenseerat, dem über 50 Mitglieder aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Liechtenstein angehören. Und vor über zehn Jahren wurde von den Kommunalverwaltungen Konstanz, Kreuzlingen und Tägerwilen eigens die Grenzlandkonferenz ins Leben gerufen, um Planungen gemeinsam zu verfolgen.
Trotz all dieser Gremien und trotz des vielen Papiers, das da produziert wird, sind immer wieder Klagen zu hören, dass sich vor allem Konstanz und Kreuzlingen nicht ausreichend abstimmen, wenn es um die jeweilige, grenznahe Stadtentwicklung geht.
Nun soll eine weitere internationale Arbeitsgruppe ins Leben gerufen werden, speziell um die gemeinsamen Verkehrsprobleme zu lösen. Und Geldmittel sollen auch fließen, Gelder aus dem Europaprogramm, das das Zusammenwachsen der Regionen fördern soll. Da bleibt zu hoffen, dass die Brüsseler Behörden den Antrag vom Bodensee nicht ebenfalls recht komisch finden.
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