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06.06.2005 | Neuer Flitzer kreuzt auf dem See

Katamaran schlägt keine großen Wellen
Konstanz (gro) Die Probefahrten mit dem neuen schnittigen Schnellboot beweisen es: Der Katamaran macht keine großen Wellen. Selbst bei Tempo 40, der Höchstgeschwindigkeit, wird der See nur kurz aufgewühlt, um kurz danach wieder ziemlich glatt und unscheinbar dahinzuplätschern. Dafür sorgt die Doppelrumpf-Konstruktion. Es ist, als würden sich die beim Vortrieb entstehenden Strömungen gegenseitig weitgehend neutralisieren. Das kommt auch dem Fahrkomfort zugute: Mit dem Katamaran reist man sanft und ruhig gleitend über den See. Zur offiziellen Eröffnung der Schnellbootverbindung zwischen Konstanz und Friedrichshafen in genau einem Monat, am 6. Juli, kommt Bundespräsident Horst Köhler an den See.

Zuvor gibt es, ab 1. Juli, ein fünftägiges Einweihungsfest. Zum Auftakt werden die beiden flotten Flitzer getauft - auf die Namen, die in einem groß angelegten Wettbewerb aus Tausenden von Einsendungen aufgewählt werden. Zur Zeit laufen zwischen Konstanz und Friedrichshafen die Probefahrten. Zum einen werden die neuen Schiffe, zwei hochmoderne, mit Elektronik und High Tech vollgestopfte Beförderungssysteme auf Herz und Nieren geprüft, zum anderen werden die Teams geschult, die ab dem 1.Juli die Beförderung der Passagiere übernehmen.
Nur ausgeliehen
Die meisten der insgesamt 16 Katamaran-Kapitäne kommen von den Fährbetrieben, vier Kapitäne werden von den Bodenseeschiffbetrieben (BSB) zur Verfügung gestellt. Die rechtliche Konstruktion will es, dass diese Schiffsführer an die Betriebsgesellschaft der Katamaran-Reederei ausgeliehen werden. Das hat unter anderen den Vorteil, dass die 16 Kapitäne juristisch bei ihrer angestammten Arbeitgeberin, den Stadtwerken Konstanz, verankert bleiben. Zur Erinnerung: Die Stadtwerke erwarben 2003 die BSB; im übrigen halten sie, wie die Stadtwerke Friedrichshafen, 50 Prozent an der Katamaran-Reederei GmbH. Und erst deren Tochter, die Katamaran-Betriebsgesellschaft mbH, lässt die flotten Flitzer fahren.
Vor ihrem Einsatz auf dem Bodensee erhielten die 16 künftigen Katamaran-Piloten in Holland ihre Grundausbildung. Jetzt geht es darum, Fahrmanöver sowie das An- und Ablegen zu trainieren. Zwar handelt es sich um Kräfte mit einschlägigen Erfahrungen. Doch der Katamaran mit seinem speziellen Schiffskörper und einem ganz anderen Antrieb reagiert anders als eine Fähre oder eines der BSB-Schiffe. Hinzu kommt die außergewöhnliche Ausstattung der Katamarane, zu der Swiss-Radar, Echolot und 13 Außenkameras gehören.
Von Bank zu Bank
Skeptiker bezweifeln nach wie vor, dass die neuen Schnellboote ausreichend ausgelastet sein werden. Die Zweifler übersehen dabei womöglich, dass die Katamarane gewissermaßen von Bank zu Bank verkehren. Sowohl die Anlegestelle in Konstanz als auch jene in Friedrichshafen ist von den beiden Zentralen der Bodenseesparkasse bequem zu Fuß zu erreichen. Es liegt demnach an dem durch Fusion groß gewordenen Geldinstitut, für eine solide Grundauslastung der neuen Schiffsverbindung zu sorgen.
Noch sind die gepolsterten Sitze im Fahrgastraum der Katamarane in schützende Plastikfolien verpackt. Doch schon ist gut zu sehen, dass die gepolsterten Sessel eine First-Class-Komfort bieten. Dazu gehören Steckdosenanschlüsse für Laptops geben und TV-Bildschirme mit Informationen zur Fahrt. Die Katamarane bieten außerdem kabellosen Internetanschluss (W-LAN), Bei halbwegs gutem Wetter können etwa 30 Gäste die Fahrt an der frischen Luft genießen.
In jedem Katamaran ist Platz für 182 Personen. Die Doppelrumpfschiffe sind 34 Meter lang und 7,60 Meter breit. Jeder Katamaran kostet knapp 3 Millionen Euro. Die Hälfte der Kosten übernimmt das Land. Die schlanken Rümpfe wurden in Singapur gefertigt, und 10 Spezialisten aus Südostasien wurden eingeflogen, um die Aluminiumbauteile vor Ort zusammen zu schweißen.
Der Linienverkehr (ab Konstanz jede Stunde von 5.02 bis 19.02 Uhr, ab Friedrichshafen von 6.02 bis 20.02 Uhr) wird am 6. Juli aufgenommen. Eine Überfahrt kostet 8.50 Euro, für Mehrfahrtenkarten und Pendler gibt's Ermäßigungen. Eine Überfahrt dauert 46 Minuten. Die Probefahrten, so heißt es, zeigen, dass sich die "Zeiten einwandfrei einhalten lassen".
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