13.06.2005 | UniCredit übernimmt HypoVereinsbank

Römisches Reich wieder bis Konstanz

Konstanz/Mailand (gro) Demnächst reicht das römische Reich wieder bis Konstanz. Denn die HypoVereinsbank am Stefansplatz ist bald ein Ableger der größten italienischen Bank, von UniCredit. Am Wochenende wurden die entscheidenden Weichen gestellt: Die Verwaltungsräte beider Banken stimmten der Fusion zu. Die Chefs der beiden Banken, Dieter Rampl und Alessandro Profumo, werden heute in München die Einzelheiten der Bankenhochzeit bekannt geben. Zusammen kommen die beiden Banken auf eine Bilanzsumme von über 733 Milliarden Euro, fast 170 Mal so viel wie die Sparkasse Bodensee pro Jahr ausweist.

Obwohl offiziell von einer Fusion die Rede ist, handelt es sich um eine Übernahme, und zwar übernimmt in diesem Falle die kleinere Bank die größere. Doch Größe allein ist nicht entscheidend. UniCredit wartete 2004 mit einer Bilanz von knapp 266 Milliarden Euro auf - und einem Gewinn von 2,2 Milllarden Euro, die HypoVereinsbank machte dagegen trotz der viel höheren Bilanzsumme von 467,4 Milliarden einen Verlust in Höhe von 2,3 Milliarden Euro. Entsprechend unterschiedlich wird der Wert der Banken eingeschätzt: Die in München zentralisierte HypoVereinsbank, immerhin die zweitgrößte Bank Deutschlands, wird mit 14,6 Milliarden Euro taxiert, UniCredit, die Bank, die in Mailand ihren Hauptsitz hat, mit 28 Milliarden Euro.

Besonders bemerkenswert ist, dass UniCredit den stattlichen Gewinn trotz einer deutlich höheren Beschäftigtenzahl erzielte: Bei den Italienern stehen fast 69.000 Mitarbeiter in Lohn und Brot, bei der HypoVereinsbank sind es nur 57.000 Mitarbeiter. Trotzdem dürften die über 9000 Stellen, die nach der Fusion eingespart werden sollen, vor allem bei der HypoVereinsbank gestrichen werden, einige davon womöglich auch in Konstanz.

UniCredit will für die HypoVereinsbank jene 14,6 Milliarden zahlen. Deshalb bekommt die neue große Bank auch einen italienischen Chef: Alessandro Profumo, der am 17. Februar dieses Jahres 48 Jahre alt wurde. Er gilt als Italiens höchstdotierter Bankdirektor und stammt aus Genua, der Stadt, in der, neben Florenz, einst das Bankwesen begründet und entwickelt wurde. Als Profumo vor 10 Jahren den damaligen Credito Italiano übernahm, war er mit 38 Jahren Italiens jüngster Bankdirektor. Die Gruppe UniCredito (bis vor kurzem noch mit "o" am Ende) formte Alessandro Profumo aus einem Sammelsurium von 35 kleineren und mittelgroßen Sparkassen Norditaliens, darunter die Sparkassen.

Der Blick auf solche Größenordnungen lässt ahnen, unter welchem Druck die deutschen Sparkassen stehen, wenn sie im internationalen Wettbewerb nicht abgehängt werden wollen. In Italien hat man nach langem Zögern die Zeichen der Zeit erkannt. Auch in der Partnerstadt Lodi, wo die älteste Volksbank des Landes eine mächtige Gruppe gebildet hat, die mit einer Bilanzsumme von 45 aufwartet und in 200 Städten und Gemeinden Italiens vertreten ist.

Ob sich die Banca Populare Lodi ("Pop Lodi") nun auch noch die Bank Antonveneta (Hauptsitz Padua) einverleiben kann, ist vorerst noch unsicher. Zwar gelang es Pop Lodi Ende April in einer Art Handstreich, die Führung von Antonveneta mit eigenen Leuten zu besetzen. Doch am vergangenen Wochenende erklärte ein Gericht in Padua diese Maßnahme für ungültig. Der Bankenkrimi in der Partnerstadt geht damit in die nächste Runde.

Für weitere Informationen empfehlen wir heute den Wirtschaftsteil des "Südkurier". In Sachen Pop Lodi und Antonveneta verweisen wir auf unseren Artikel vom 3. Mai ("Banker von Lodi stoppen Finanzriesen")

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