19.07.2005 | Textilfolie gegen Frostschäden am Münster

"In vier Wochen sieht alles anders aus"

Konstanz (gro) Leonhard Pitas (rechts) ist zuversichtlich: "In vier Wochen erkennen Sie den Platz vor dem Haupteingang des Münsters nicht wieder", versichert der Mann, der die Baustelle um die ehemalige Bischofskirche leitet. Gestern wurde der Untergrund weiter hergerichtet. Bei diesen Arbeiten, die heute weitergehen, wird eine mit Glasfasern verstärkte Textilfolie in den Boden eingearbeitet. Sie schützt gegen Frostschäden, weil sie verhindert, dass sich in der Tiefe die unterschiedlich dichten Schichten mischen, wenn Wasser durch das Pflaster einsickert, gefriert und wieder auftaut.

Im Halbkreis ist an den westlichen und nördlichen Aussenseiten des Münsterplatzes eine Ringleitung für das Abwasser verlegt worden, ein Projekt, das zur Gesamtsanierung im Wert von 2 Millionen Euro gehört. (Hinzu kommen 500.000 Euro für Sicherung und Präsentation der Römerfunde.) Am tiefsten Punkt, an der Einmündung in die St.-Johann-Gasse, fließt das Abwasser aus der Ringleitung ab in einen Hauptkanal. "Es ist eine ziemlich komplizierte Baustelle", sagt Pitas. Er versucht die Arbeitsabschnitte trotzdem so anzupassen, dass die seit weit über einem Jahr von Baulärm und Staub geplagten Anwohner nicht noch zusätzlich beeinträchtigt werden.

Pflastern im strömenden Regen

Dazu gehört auch die Rücksicht auf die Schließzeiten von Geschäften, Lokalen und öffentlichen Einrichtungen. "Allzu viel machen können wir nicht", sagt Pitas, "es gibt kaum noch Läden und Kneipen, die am Montag zu sind." Immerhin habe man den Tag genutzt, um die Abwasserleitung vor dem an diesem Tag geschlossenen Kulturzentrum einzubauen, den Graben zuzuschütten und auch gleich die Steine festzuklopfen. Zwei aus Portugal stammende Handwerker pflasterten gestern trotz des Gewitters im strömenden Regens vor dem Kulturzentrum weiter bis nach 19 Uhr.

Einiges Aufsehen erregt die riesige Textilrolle, die in etwa 1,50 Meter Tiefe als silbrig schimmernde Bahn ausgebreitet wird. Etliche Passanten vermuteten, dass damit Funde der Archäologen abgedeckt und für die Nachwelt erhalten werden sollten. Tatsächlich handelt es sich, wie oben erwähnt, um eine im Straßenbau inzwischen übliche Praxis zur Stabilisierung des Unterbaus.

Anselm Venedey und der Gegenwind

Trotz der tief schürfenden Arbeiten vor dem Haupteingang des Münsters konnte der Durchgangsverkehr mit Scharen von Fußgängern, Fahrrädern und Autos auch in den vergangenen Tagen aufrecht erhalten werden. Anselm Venedey, der Wirt der Bar Wessenberg hat angesichts der anhaltenden Dreck- und Staubentwicklung vor seinem Lokal einen ebenso anhaltenden Galgenhumor entwickelt. Zeitweise habe er daran gedacht, mit einer Windmaschine gegen die grauen Wolken anzugehen. Inzwischen will er sich damit begnügen, die Fenster nur noch zwei Mal am Tag zu putzen.

Laut Eberhard Pitas wird auch das bestehende Pflaster vor dem Haupteingang des Münsters bis in vier Wochen komplett erneuert sein. Ausgespart wird schließlich nur der Abschnitt mit den neu entdeckten Ruinen aus der Römerzeit. Demnächst soll damit begonnen werden, ein Fundament um die Reste der 1400 Jahre alten Burg zu gießen. Es wird die Basis sein für die Zugangsschneiße und den gläsernen Aufbau - für die Stein gewordene Geburtsurkunde der Stadt Konstanz.

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