28.07.2005 | In Sachen Seenachtfest

Es kracht schon vor dem Feuerwerk

Konstanz (gro) Noch sind es gut zwei Wochen bis zum diesjährigen Seenachtfest, das erstmals in seiner Geschichte nicht von einheimischen Kräften, sondern von einer auswärtigen Firma ausgerichtet wird. Noch bevor der erste Knaller in den Himmel steigt, kracht es ganz gewaltig, weil die neuen Veranstalter mit Strukturen kollidieren, die in Jahrzehnten gewachsen sind. Zu diesen Strukturen, die anderswo auch Seilschaften genannt werden, gehört die Organisation der Rettungsdienste, die das Seenachtfest längst als feste (Einnahme-)Größe im Jahreslauf verbucht haben.

Für Knatsch sorgt vor allem der Konstanzer Kreisverband des Deutschen Roten Kreises (DRK), der sich finanziell in die Enge getrieben sieht, weil private Sanitätsdienste bereit sind, für den halben Preis anzutreten, genauer: für 8000 statt für 16.000 Euro. Zwar hatte DRK-Kreisgeschäftsführer Armin Lauinger bereits signalisiert, dass es auch das DRK so preiswert machen könne. Doch bevor eine Einigung erzielt werden konnte, gelangte der Konflikt an die Öffentlichkeit: Im Konstanzer "Südkurier" wurde ordentlich Stimmung gemacht gegen die Absicht der Veranstalter, "ortsunkundige" Dienste einzuspannen.

Beim Veranstalter, der bei Stuttgart ansässigen Event- und Management GmbH (EFM), ist man überzeugt, dass diese Stimmungsmache nicht von ungefähr kommt, sondern dass da Informationen aus Vorverhandlungen gezielt lanciert wurden. EFM ist deshalb in die Offensive gegangen. In einem Schreiben an Gemeinderäte wird DRK-Kreisgeschäftsführer Lauinger eines Verhaltens bezichtigt, das an Erpressung grenzt.

Die neuen Veranstalter von EFM, die das große Fest im Auftrag der Stadt und des Gemeinderats ausrichten, handeln nicht aus Nächstenliebe, sondern als profitorientiertes Unternehmen. Dazu gehört es, die Kosten möglichst niedrig zu halten, ohne die Qualität zu beeinträchtigen, auch nicht die Qualität der Rettungsdienste.

Profitorientiert handelte im Übrigen auch die von der Stadt beherrschte Tourist Information Konstanz (TIK), als sie vorschlug, das Seenachtfest nicht mehr selbst zu veranstalten, und an den Profit für die Stadt dachten selbstverständlich auch die Mitglieder gemeinderätlicher Gremien, als sie beschlossen, das größte Konstanzer Fest künftig von Fachleuten aus dem Schwäbischen organisieren und veranstalten zu lassen.

Bei EFM ist man über die "mangelnde Kooperationsbereitschaft" des Konstanzer DRK-Kreisverbands und über dessen "sonderbare Form der Verhandlungsführung" so verstimmt, dass man sich Hilfe und Verständnis suchend an DRK-Geschäftspartner im Raum Stuttgart wandte. Das Verhalten der Konstanzer DRK-Führung sei "image- und geschäftsschädigend", umso mehr, als man mit den Vertretern der Polizei, der Stadtverwaltung und des Konstanzer Wirtekreises bestes Einvernehmen erzielt habe. Bei EFM hofft man nun auf eine "sachliche Betrachtung der Situation" und auf "den Verzicht, dem Bürger Angst einzuflößen".

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