
16.08.2005 | Projekt kostet 100 Millionen Franken

Ein neues Herz für die Stadt Kreuzlingen
Konstanz/Kreuzlingen (gro) Es ist ein ehrgeiziges Projekt und es soll gut 100 Millionen Franken kosten: das neue urbane Herz für Kreuzlingen, das Peter Enggist mit seiner ANB-Architektengruppe dort einpflanzen will, wo derzeit noch eine riesige Baulücke klafft. Es geht um die Überbauung des so genannten Löwenareals. Inzwischen steht schräg gegenüber auch noch das ehemalige Kaufhaus Epa leer. Es soll nach Möglichkeit in die Entwicklung eines neuen Zentrums für Kreuzlingen einbezogen werden. Zum Vergleich: Das Sanierungsgebiet ist größer als das Grundstück, auf dem das Konstanzer Lago steht.

Ein Kreuzlinger Stadtzentrum ist zur Zeit nicht eindeutig auszumachen. Traditionell "gefühlt" wird der Mittelpunkt der Stadt da, wo die Hauptstraße auf die Löwenstraße trifft. Doch seit das Kaufhaus Epa leer steht, hat sich die Situation rund um den dortigen Verkehrskreisel verändert. Die Autos sind mehr denn je unter sich, es gibt deutlich weniger Fußgänger und die Umsätze der verbliebenen Einzelhandelsgeschäfte gehen zurück. Vom Gasthaus Löwen steht der vordere Teil noch, aber das Gebäude ist schon lange leer. Dass es überhaupt noch da ist, liegt daran, dass die Fassade erhalten werden muss.
Kanton hat schon geprüft
Angesichts der durchaus trostlosen Situation erscheint es dringlich, das Kreuzlinger Stadtzentrums neu zu konzipieren. Und Peter Enggist hofft denn auch, im kommenden Jahr mit dem Baubeginn für das Großprojekt beginnen zu können, das an der Hauptstraße und an der Löwenstraße entstehen soll. Zur Zeit liegt der Gestaltungsplan bei der Kreuzlinger Bauverwaltung aus, wo Jean-Michel Vannier gerne Auskunft gibt über Details der Planung. Der Kanton hat den Plan bereits geprüft.
Nun kommt die Kreuzlinger Bürgerschaft zu Wort. Noch im Herbst könnte das Kreuzlinger Stadtparlament sein Einverständnis geben. Erfasst ist in dem Gestaltungsplan eine Grundfläche von rund 30.000 Quadratmetern, die Grundfläche der eigentlichen Überbauung des Löwenareals beträgt etwa 16.000 Quadratmeter (zum Vergleich: das Lago steht auf rund 14.000 Quadratmeteren).
Ein neues Rathaus für 18 Millionen
Kernstück des neuen - und hoffentlich bald pulsierenden - urbanen Kreuzlinger Herzens soll das Rathaus sein. Knapp 18 Millionen Franken (etwa 12,5 Millionen Euro) sind für ein Gebäude veranschlagt, in dem die bisher auf ein halbes Dutzend Standorte verteilten Komunalbehörden zusammengefasst werden könnten. Den größten Abschnitt der Überbauung sollen 100 altersgerechte Wohnungen bilden. Dazu sind 40 nicht spezialisierte Wohnungen und außerdem Büros geplant.
Im Untergeschoss war ursprünglich ein Shoppingcenter mit fast 10.000 Quadratmetern Nutzfläche vorgesehen. Von dieser Größenordnung sind die Planer inzwischen abgekommen; für den Einzelhandel sind nun etwa 4500 Quadratmeter reserviert, für Autos in einer Tiefgarage 400 Stellplätze.
Schon über 10 Millionen investiert
Peter Enggis und seine Mitstreiter dürften in das Projekt, auch in den Grunderwerb, bereits über 10 Millionen Franken investiert haben. Nun könnte demnächst die heiße Phase der Verwirklichung anstehen. Die Aussichten sind gut, laut Enggis "steht die Finanzierung" des Gesamtprojekts.
Damit es ein bisschen gemütlicher aussieht, in der blutleer gewordenen Stadtmitte Kreuzlingens, wurde an der Löwenstraße, da wo einst der Festsaal stand, ein Ruhe- und Spielplatz eingerichtet. Für etwas Belebung dürfte auch sorgen, dass schräg gegenüber die Tiefgarage des ehemaligen Kaufhauses Epa seit vergangenen Samstag wieder geöffnet ist. Die Stadt Kreuzlingen hat das Seenachtfest zum Anlass genommen, die 162 Parkplätze - vorerst bis zum kommenden Jahresende wieder zugänglich zum machen.
Epa jetzt bei Swisslife
Neue Eigentümerin des ehemaligen Epa-Hauses ist die Swisselife AG, ein Milliarden schwerer Schweizer Versicherungskonzern. Swisslife sicherte sich all jene Epa-Filialen, die von der Schweizer Coop vergangenes Jahr veräußert wurden. Das Epa, das 1974 eröffnet worden war, schloss am 28. Mai dieses Jahres.
Man habe keine Eile mit der Weiterverwertung der Immobilie, sagte Swisslife-Sprecher Rob Hartmans. Zum einen laufe der Mietvertrag mit Coop noch bis Januar, zum anderen müsse man sich Zeit lassen, eine allen Seiten nutzbringende Lösung zu finden. Architekt Peter Enggis sagte, er habe "bereits Kontakt aufgenommen mit Swisslife".
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