25.08.2005 | Anoop Singh im "Roten Knopf"

Der bekannteste Thurgauer kocht in Konstanz

Konstanz (gro) Der Stoff für seinen Turban ist sieben Meter lang und zwei Meter breit, und das erste, was Anoop Singh nach der Morgentoilette zelebriert, ist das akkurate Anlegen seiner Kopfbedeckung. Denn Anoop Singh ist ein Sikh, einer von ungefähr zwei Millionen. Andererseits ist Anoop Singh, 52, Thurgauer, und zwar nicht irgend ein Thurgauer, sondern, wie eine Umfrage zweifelsfrei ergab, der bekannteste Thurgauer überhaupt. Dafür sorgten das Fernsehen und eine seit sechs Jahren laufende Werbekampagne. Jetzt ist Anoop Singh Wirt geworden, und zwar in Konstanz, im Haus zum Roten Knopf, wo er das Restaurant übernommen hat. Es heißt "Sitara" ("Stern").

Es ist das erste Mal, dass Anoop Singh den Wirt macht. Er erfüllt sich damit einen Bubentraum. Darum macht er das auch gründlich. Die Ausstattung des Restaurants hat er selber konzipiert, die Möbel in Indien anfertigen lassen. Einen Maharadscha überzeugt er davon, dass es richtig sei, ihm, Anoop Singh, einen Teil der Sammlung zu überlassen, die in einem alten Schloss in Nordindien dahindämmerte. Wo einst der junge Rudolf Grethel, der später Sparkassendirektor wurde (und inzwischen pensioniert ist) seinen Eltern beim Servieren half, regen nun Steinskulpturen mit der Darstellung von Liebesspielen den Appetit an.

Und Appetit bekommt man spätestens, wenn einem beim Studieren der Speisekarte die düfte aus der Küche die Nase kitzeln. Was Anoop Singh zelebriert, ist unverfälschte nordindische Küche. Seinen Koch, mit dem er sich in seiner Heimatsprache, dem Punjabi, unterhält, nennt er "Sohn". Der Sohn hat schon in Russland und in Shanghai gekocht.

Anoop Sing wurde als Thurgauer "Naturwunder" bekannt, als der "Mostinder". Als solcher wurde er Mittelpunkt einer Werbekampagne für thurgauischen Apfelsaft. Popularisierend kam hinzu, dass er einen großen Teil seiner Auftritte mit Anita Buri-Hodel, der früheren Miss Schweiz, zu absolvieren hatte.

Damals arbeitete Anoop Singh noch als Therapeut in der Psychiatrie Münsterlingen. Aber das war schon sein dritter Beruf. Ursprünglich war er Bankkaufmann, mit 22 der jüngste Abteilungsleiter einer Bank in London. Nun ist er Wirt. Und singen kann er auch, die jüngste CD, die dritte mit einer Art Sprechgesang in Deutsch, Schwyzerdütsch und Punjabi, brachte es auf 8000 verkaufte Exemplare. Die vierte kommt demnächst auf den Markt.

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