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06.09.2005 | Der angebliche Picasso

Zuwachs für die kriminelle Sammlung
Konstanz (fsf/gro) Der angebliche Picasso, der vergangene Woche im Blauen Salon des Konstanzer Inselhotels beschlagnahmt wurde, wird vermutlich die Sammlung des Landeskriminalamts bereichern. Die bewegte Vergangenheit des Trios, welches aus dem Bild möglichst viel Kapital schlagen möchte, lässt kaum einen anderen Schluss zu. Alle drei Männer sind den Justizbehörden einschlägig bekannt. Dessen ungeachtet bieten sie das Bild weiter an. Das Trio empfiehlt allfälligen Interessenten, sich mit den Gutachtern des Landeskriminalamts in Verbindung zu setzen.

Der Mann, der den angeblichen Picasso zwei Tage lang im Inselhotel präsentierte und sich Thomas Vogel nennt, hieß früher mit Nachnamen Haering und beschäftigte sich auch schon mal mit Esoterischem im Umfeld von Swingerclubs. Sein Partner, ein in Schaffhausen ansässiger Restaurator, der sich als Eigentümer des angeblichen Picassos ausgibt, musste auf richterliche Anordnung eine Hausdurchsuchung über sich ergehen lassen.
Groteske Story
Dieser Schweizer wartet mit einer Story zur Herkunft des Gemäldes auf, die nicht nur grotesk, sondern ganz einfach schlecht erfunden wirkt. Er habe er das Bild "Gitarre und Kerze" für 2000 Euro von dem Bohlinger Künstler Ferdinand Schöner erworben. Der habe es vor 40 Jahren in München für 1000 Mark einem Teppichhändler abgekauft, welcher es von Franz Josef Strauß erhalten habe. Strauß habe einen Teil des Kaufpreises für einen Teppich mit dem Gemälde beglichen.
Komplettiert wird das Trio von Rüdiger Faller, der als Fälscher von Dix-Bildern bekannt wurde. Faller steuerte das Zertifikat bei, das den angeblichen Picasso als echt einstuft. Faller: "Ich kenne das Bild seit über 30 Jahren, der Picasso ist echt!" Als Ente erwies sich der Hinweis der Anbieter, eine auf Picasso spezialisierte Berner Galerie habe das Gemälde ebenfalls als echt eingeschätzt. Dabei kann es sich nur um die Galerie Kornfeld handeln. Christine Stauffer, die Sachverständige dieses Kunsthandelshauses, ist allerdings der Meinung, dass "sicher etwas nicht stimmt" mit dem fraglichen Bild.
Computer beschlagnahmt
Staatsanwaltschaft und Amtsgericht begründeten die Beschlagnahme des Bildes damit, dass mit dem offensichtlich gefälschten Bild ein betrügerisch hoher Kaufpreis erzielt werden sollte. Auch die Wohnung von Vogel/Haering in Tengen wurde durchsucht. Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte neben diversen Unterlagen auch den Computer des Verdächtigen.
Es sollte bei Ebay im Internet versteigert werden. Das Höchstgebot lag laut Vogel/Haering bei 15.050 Euro, über E-Mail habe "ein von Rothschild 500.000 bis 1 Million Euro in Aussicht gestellt". Die Versteigerung, die bis zum gestrigen Montag laufen sollte, ist aber längst gestoppt. Der Schweizer Restaurator und Vogel/Haering empfehlen Interessenten, sich wegen des Bildes mit dem Landeskriminalamt in Verbindung zu setzen. Laut Vogel/Haering ist das Bild auf 10 Millionen Euro versichert.
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