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11. März 2022 | Muss Дружба aus dem Russischen entfernt werden?

Als Putin und Depardieu noch beste Freunde waren

Konstanz (gro) Дружба (sprich: Druschba) ist der bekannteste Begriff aus dem russischen Wortschatz. Man weiss auf der ganzen Welt, dass damit „Freundschaft“ gemeint ist, gegenseitiges Wohlwollen, Hilfsbereitschaft und Zusammenstehen. Echte Freundschaft eben, Freundschaft von Mensch zu Mensch. Die von Moskaus Kremlherrscher Wladimir Putin angeordneten Gräuel der vergangen Tage und Wochen haben Дружба allerdings so sehr in Misskredit gebracht, dass zu prüfen ist, ob es nicht an der Zeit wäre, Дружба aus dem russischen Vokabular zu entfernen. Die wunderbare russische Sprache hat die permanent Schmutz absondernde Perversion von Дружба nicht verdient. Kaum zu glauben, dass sich vor gar nicht langer Zeit Putin und Gerard Depardieu in Sotschi (es war 2006, unser Bild) schier in den Armen lagen, nachdem der Franzose durch einen neuen Pass zum Russen geworden war.

“Kein Krieg, kein Ãœberfall”

Putin und seinen Komplizen sollte die neue Wortvermeidung leicht fallen: Sie haben Ähnliches ja erst in der zweiten Hälfte des vergangenen Monats angeordnet: Nach dem Ãœberfall der russischen Armee auf die Ukraine am 24. Februar ist den Medienarbeitern seines Landes bei Strafe verboten worden, in irgendwelchen Berichten das Wort Krieg zu benutzen oder den militärischen Einmarsch als etwas Anderes als eine „militärische Spezialoperation“ zu bezeichnen. Sein wie stets willfähriger Aussenminister entblödete sich gestern nicht, vor der Weltpresse zu behaupten, Russland habe “die Ukraine niemals angegriffen”.

Lügen und absurde Behauptungen

Putin selber schwadroniert immer wieder von der „drogenabhängigen Clique“ um Ukraine-Präsident Selenskyi und von Neonazis, die der russischstämmigen Bevölkerung nachstellen würden. Die Welt weiss es inzwischen besser; die ganze Welt ist inzwischen von den Zerstörungen und vom Töten in der Ukraine informiert, informiert von zerfetzten Wohnblöcken, schwer beschädigten Krankenhäusern und Kindergärten, und zwar in Worten und in tausenden von Bildern: über den Krieg in der Ukraine. Trotzdem bleibt der Oberbefehlshaber aus dem Kreml bei seiner absurden Behauptung, das russische Militär verschone grundsätzlich zivile Objekte und Einrichtungen.

Dank Дружба doch noch ein Fünkchen Hoffnung?

Wenn schon Gegner und kritische Berater nichts ausrichten bei Putin, sind da doch ein paar Freunde. Depardieu hat dem alt gewordenen Zaren aus St. Petersburg zwar nach dem 24. Februar zunächst den Rücken gekehrt. Er schien Putin wegen des Überfall auf die Ukraine geradezu verdammen zu wollen. Doch dann bremste ihn die alte Freundschaft doch. „Russland und die Ukraine waren immer Bruderländer“, erklärte der berühmteste Schauspieler Frankreichs, „ich bin gegen diesen Bruderkrieg und sage ,Haltet die Waffen still und verhandelt!`“

Zahlreiche Prominente und Stars

Die Erklärung Depardieus wurde von einem Chor namhafter Künstler en aus der Welt der Unterhaltung begleitet. Angesichts der immer dramatischer werdenden Lage und angesichts der ständigen Angriffe vom Boden und aus der Luft meldeten sich immer mehr nationale und internationale Prominente und Stars, um ihre Solidarität mit der Ukraine auszudrücken und um ihre Bestürzung zu bekunden, darunter in Italien zum Beispiel Simona Ventura, Cesare Cremonini und Alessandro Gassmann.

„Ich konnte im Schlaf das Weinen hören“

Sogar Michelle Hunziker, derzeit fürs Hochglanzmagazin „Chi“ wegen einer Foto-Session in Sachen Bademode auf den Malediven, meldete sich von ihrem wohltemperierten Arbeitsplatz vor der Südspitze Indiens: „Ich bin auf der anderen Seite der Welt, um zu versuchen, mich von allem zu lösen und meinen Kopf etwas auszuruhen nach einer Zeit, die für mich in vielerlei Hinsicht ziemlich intensiv ist. Hier ist es spät in der Nacht und ich bin mit Alpträumen aufgewacht. Ich konnte Kinder, Frauen, Männer im Schlaf weinen hören…“

Vielleicht der letzte Freund im Kreml

Kann gut sein, dass sich seit gestern einer der letzten Freunde Putins in Ruhe, oder mehr oder weniger verzweilfelt, überlegt, wie Wladimir Wladimirowitsch zu überzeugen sein könnte, der Welt und sich selber einen riesengrossen Gefallen zu tun und ein Ende des Kriegsgeschehens einzuläuten. Gerhard Schröder hat sich trotz allem nicht gegen Putin gestellt. Vielleicht, weil er an die letztliche Kraft von Дружба glaubt. Bild: Wiki



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Ein Kommentar

  1. 1. Bruno Neidhart

    Putins kriegerische Winterreise rund um - und schliesslich mörderisch - in die Ukraine, hat Depardieu, Schröder, Wagenkrecht und Co. auf dem falschen Fuß erwischt. Nun überlegen sie, wie sie mit dieser freundschaftlichen Fehleinschätzung umgehen sollen, um ihr Fell einigermaßen retten zu können. Das Leiden in der Ukraine ist groß. Ob sie dies überhaupt noch spüren können?

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