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17. Februar 2007 | An Fasnacht wird sogar die Kultur ganz närrisch

Engelsing ist schon mal neuer Kulturamtsleiter

Konstanz (gro) Die Fasnacht macht hierzulande vor gar nichts Halt. Kaum ist das Kulturamt samt seiner Leiterin abgeschafft, taucht es in diesen Tagen wieder empor. Allerdings ist nun nicht mehr die Rede von Waltraut Liebl-Kopitzki. Neuer Chef der auferstandenen Behörde ist Tobias Engelsing. Wer’s nicht glaubt, sollte die neueste Ausgabe des „Bodensee Kulturmagazins“ zu Rate ziehen. Im Zentralorgan des Internationalen Bodenseeclubs steht es nicht nur schwarz auf weiß, sondern in dicken Lettern über einem immerhin dreiseitigen Interview: „DR. TOBIAS ENGELSING NEUER KULTURAMTSCHEF.“

Interviewt von Monique Würtz und Haro Eden

Nun mag man einwenden, dass die aktuelle Ausgabe dieses mit Annoncen reich bestückten, grenzüberschreitenden Magazins ausgerechnet am Schmotzigen Donnerstag verteilt wurde, am Hochtag der Konstanzer Fasnacht. Doch eine gewisse Ernsthaftigkeit dürfte der Veröffentlichung schon deswegen zuzueignen sein, weil es immerhin SWR-Journalistin Monique Würtz und Haro Eden, leibhaftiger Präsident des Bodenseeclubs, sind, die den zum 1. Januar 2007 frisch gebackenen Museumschef so überaus ausführlich antworten lassen.

Der Stadtsprecher verantwortet die Ãœberschrift

Besonders zu denken gibt die Tatsache, dass Walter Rügert, im Hauptberuf Sprecher der Konstanzer Stadtverwaltung, im Impressum des fraglichen Magazins an vorderer Stelle vermerkt ist. Als leitender Kopf des Redaktionsteams muss er es wohl gewesen sein, der die Überschrift fabrizierte und nun auch zu verantworten hat. Eine Stellungnahme war indessen zunächst nicht zu bekommen. Die fasnächtlichen Umtriebe legen derzeit bekanntlich nicht zuletzt die Stadtverwaltung vollkommen lahm, und zwar hinein bis in die kleinsten Verästelungen.

Die Flucht zum Heldentum verklärt

Umso rühriger die Heimatzeitung: In größter Aufmachung ist auch dort eine Hymne auf Engelsing auszumachen. Die berufliche Flucht des Redakteurs, der das journalistische Hochamt eines Konstanzer „Südkurier“-Lokalchefs mit dem vergleichsweise hochbequemen Job eines Konstanzer Museumschefs vertauscht hat, wurde am Tag nach dem „Schmotzigen“ auf der ersten Lokalseite des Narrenblatts von seinem eigenen Nachfolger Jörg-Peter Rau in Text und Farbbildern zum jakobinisch-revolutionären Heldentum verklärt, an dessen Ende nur die Erhebung Engelsings zum nächsten Oberbürgermeister der Stadt Konstanz stehen kann.

Noch kein guter Hausvater der Konstanzer Kultur

Da kann die fasnächtlich gute Laune nur noch von Bürgermeister Claus Boldt beeinträchtigt werden. Der Kulturdezernent hat zwar dafür gesorgt, dass das Stadttheater beim nächsten Bodenseefestival entgegen früheren Befürchtungen nicht ganz leer ausgeht. 10.000 Euro soll die Bühne erhalten, um sich mit dem Stück „An der Arche um Acht“ ins Festival einzubringen. Beantragt waren 28.000 Euro, und auch das war noch bescheiden. Besser hat es Christian Lorenz mit seiner Philharmonie. Er verstand es offensichtlich, sich nicht rupfen zu lassen und darf die bereits zugesprochenen 65.000 Euro komplett behalten. Ein wirklich guter Hausvater Boldt, so darf angenommen werden, hätte wahrscheinlich von vorne herein für eine bessere Aufteilung der Zuschussgelder gesorgt

Einen Tag lang gab es Hoffnung

In den vergangenen 19 Jahren des Bodenseefestivals hatten sich Stadttheater und Philharmonie jedes Jahr den Landeszuschuss brüderlich und einvernehmlich geteilt, wenn auch nicht immer zu ganz gleichen Anteilen. Und einen Tag lang sah es diese Woche so aus, als würde Claus Boldt doch noch sein Debut als erfolgreicher Moderator der Konstanzer Kultur feiern und die Zuschussfrage wenigstens im Nachhinein fair und ausgeglichen gestalten können. Ist daraus leider nichts geworden?

Zum Trost gibt es Geld aus der Schweizer Nachbarschaft
Dies uneingeschränkt zu bejahen wäre nun auch nicht ganz fair. 10.000 Euro sind dem Theater erstens mehr wert als die ausgewiesene Summe. Zweitens hat der Kanton Thurgau für einen sehr wirksamen Trost gesorgt: Die Schweizer Nachbarn bedenken das Stadttheater dieses Jahr anlässlich seines 400. Geburtstags mit nicht weniger als 220.000 Schweizer Franken und machen damit deutlich, wo die wirklichen Unterstützer des Theaters zu finden sind..



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4 Kommentare

  1. 1. Haro Eden

    Lieber Erich,

    Achim Eickhoff hat mich heute auf Deinen salopp geschriebenen Beitrag im Dornroeschen hingewiesen, in dem du in Gestalt einer Glosse das im Bodensee Kulturmagazin veröffentlichte Interview mit Tobias Engelsing behandelst. Du selbst berufst Dich einleitend auf die fasnachtliche Zeit. Diese muss es wohl auch gewesen sein, die Deine Phantasie übermässig beflügelt und an der Realität vorbeigeleitet hat.

    Die von Dir monierte und in der Tat fehlerhafte Überschrift ist überhaupt nicht Gegenstand des von Monique Würtz und mir erstellten Manuskripts gewesen. Diese hat sich erst im Produktionsprozess ohne unser Wissen eingeschlichen und ist bei der – immerhin ehrenamtlich erfolgenden – Endredaktion, bei der man sich auf die Texte und das Layout konzentriert, offenkundig übersehen worden.

    Dies ist nun aber keineswegs ein Anlass, völlig ungeprüft zum Mittel der Unterstellung zu greifen. Im Namen von Herrn Walter Rügert muss ich energisch dagegen protestieren, dass er „die Überschrift fabrizierte und nun auch zu verantworten hat“.

    Das Gegenteil ist richtig: Herr Rügert hat mit dieser Ausgabe rein gar nichts zu tun. Er konzentriert sich erfolgreich auf seine Aufgabe als Fachbereichsleiter Literatur des IBC.

    Ich bitte daher freundlich, Dich bei Herrn Rügert für den völlig unberechtigten Vorwurf zu entschuldigen und dieses am Veilchendienstag formulierte Schreiben als Richtigstellung im Dornroeschen angemessen zu platzieren.

    Mit freundlichen Grüssen

    Haro Eden

  2. 2. Regine Klett

    Lieber Haro Eden,
    schon bei den alten Griechen galt`s, und bis heute ist es ein beliebtes Spiel: Der Ãœberbringer der schlechten Nachricht wird erschossen (geköpft, erhängt). Wenn Sie, die Redaktion des IBC-Magazins oder wer auch immer (die Zuständigkeiten scheinen da ja nicht so ganz geklärt) einen Fehler machen, dann ist es wohl an Ihnen, sich zu entschuldigen, anstatt dies dem anzulasten, der diesen Fehler aufgedeckt hat. Und wer im Impressum als “Redaktion” aufgeführt wird, ist nun mal verantwortlich für den gesamten Inhalt (Ãœberschriften inklusive), ob er nun will oder nicht und ob er die Texte vorher gesehen hat oder nicht. Doch es war schon immer das Einfachste, den Journalisten zum Sündenbock für eigene Fehlleistungen zu machen, und das wird ja auch weiterhin gern genommen…
    Im übrigen: Was das so außerordentich wohlmeinende sogenannten “Interview” angeht, im Rückgriff auf die diesmal offenbar besonders närrischen Tage ein Zitat des verstorbenen Helmut Faßnacht: “D`Hälfte dät`s wohl au”.

  3. 3. Peter Zahrt

    Liebe Engelsing-Interviewer,
    Sie wissen es selbst, der Erich Gropper ist ein gestandenes Mannsbild und ein ebensolcher Journalist. Er trifft, und einige getroffene Hunde bellen bisweilen.
    Mir geht es also nicht um Erichs Beistandspakt, sondern um die Korrektheit bzw. die Verzerrung der Tatsachen. Selbstverständlich tragen Sie, lieber Haro Eden, die Verantwortung. Immerhin sind Sie der Präsident des Vereins (IBC), verfassen das Editorial und befragen in epischer Form den neuen Museumsleiter. Tja, und wenn Sie sich betroffen ausklammern, dann muss das imImpressum aufgeführte Redaktionsteam dafür gerade stehen. Und da steht nun mal Dr. Walter Rügert drin. Kurzum: Der Fehler liegt bei Ihnen.
    Und: So sehr man Tobias Engelsing den neuen Job gönnen mag - ganze drei Seiten im offiziellen Organ des IBC sind ja wohl ein bisschen viel des Guten. Immerhin sorgt T.E. schon seit einiger Zeit für genügend Anlässe zur Eigen-PR.
    Peter Zahrt, Künstler und IBC-Mitglied

  4. 4. Max Rainer

    Ich finde es tut Konstanz gut, wenn mit Nix und Engelsing etwas leben in die Kultur kommt und diese Bereich dem Normalbürger öffnen, da hat die elitäre Philharmonie doch noch Probleme, die gehen lieber auf Auslandstournee auf Kosten des Steuerzahlers. Ich finde es sehr gut, wenn Journalisten, mal auf die andere Seite
    wechseln und anpacken müssen und nicht nur kommentieren. Ausserdem ging TE mit seiner Kandatur auch ein Risiko ein.

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