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20. Juni 2007 | Finthammer vor neuem Vorstoß in Sachen Wohnheim

Sogar ein Ex-Wirtschaftsminister mischt jetzt mit

Konstanz (gro) Das städtische Grundstück an der Hindenburgstraße für ein Studentenwohnheim wurde vom Gemeinderat vergangenen Februar auf dem Eilweg für 1,15 Millionen Euro vergeben. Doch vom Neubau des wohl tatsächlich dringend nötigen Wohnheims – keine Spur, kein Bauantrag. Im Gegenteil, der Investor aus Dresden, der das knapp 3000 Quadratmeter große Grundstück über eine “Projektgesellschaft” erwerben sollte, hat sich mit dem Studentenwerk, das das Wohnheim betreiben will, gründlich überworfen. Erneut bringt nun der Konstanzer Architekt und Projektentwickler Walter Finthammer einen Ulmer Investor ins Spiel, der seinerzeit für das Grundstück 180.000 Euro mehr geboten hatte . Doch der will mit dem Studentenwerk nichts mehr zu tun haben. Und mit Walter Döring (Bild) mischt in Sachen Studentenwohnheim neuerdings auch noch ein Ex-Wirtschaftsminister mit.

Der Initiator des Projekts ist abgetaucht

Abgetaucht ist dagegen der Initiator des Projekts, der seit November 2006 im thurgauischen Salenstein residierende Rainer Dieter Begemann mit seiner am Eugensberg 4 registrierten Baureif GmbH. Auch gestern noch fehlte ein Eintrag im Schweizer Telefonverzeichnis. Das macht die Angelegenheit kompliziert. Denn Begemann ist der Konstrukteur des vertraglichen Geflechts, das die in Dresden angesiedelte Ruppiner Bauhof Koplettbau AG (Investor), das Studentenwerk (Betreiber) und ihn selbst, den Projektentwickler Rainer Dieter Begemann, mit einander verbindet.

Unübersichtliches Geflecht

Interne Streitereien machen das Geflecht noch unübersichtlicher. Rolf-Dieter Sauer, der Geschäftsführer der Dresdner Investoren-AG, ist ins Visier der Staatsanwaltschaft Konstanz geraten. Sie prüft, ob ein Ermittungsverfahren einzuleiten ist, nachdem Volker Kiefer, der Geschäftsführer des Studentenwerks Konstanz, Sauer wegen versuchter Nötigung angezeigt hatte. Gleichzeitig bemüht sich Walter Döring, der frühere Stuttgarter Wirtschaftsminister als Berater des Dresdner Investors Sauer um dessen gefährdete Reputation. Rolf Dieter Sauer dürfte eine Auseinandersetzung mit Strafverfolgern allerdings nicht fremd sein: Anlässlich eines Korruptionsskandals in Brandenburg wurde er schon vor über einem Jahr in die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Neuruppin verwickelt.

„Gute Gespräche“ mit Walter Döring

Ex-Wirtschaftsminister Döring, der wegen einer bis heute nicht restlos geklärten Spendenaffäre vor fast genau drei Jahren von seinem Amt als Wirtschaftsminister zurücktrat und wegen uneidlicher Falschaussage im Milliarden schweren Flow-Tex-Betrugsprozess vorbestraft ist, betont in einem Schreiben an die Stadtverwaltung die Solvenz des Investors Sauer. Sauer habe nach wie vor großes Interesse, das Studentenwohnheim an der Konstanzer Hindenburgstraße zu bauen. Allerdings sei Sauers Partner Begemann seit Wochen nicht mehr zu erreichen, weder über Telefon, noch über Fax und auch nicht per E-Mail. Döring war in dieser Angelegenheit auch schon in Konstanz. Volker Kiefer sagte, man habe „gute Gespräche“ geführt. Von Begemann hört man dagegen, er habe ein „renommiertes Konstanzer Rechtsanwaltsbüro“ angeheuert, um seine Interessen wahrzunehmen. Von dieser Anwaltskanzlei will Kiefer gehört haben, dass Begemann inzwischen “andere Investoren” an der Hand habe.

Ein Ulmer Investor springt in die Bresche

Derlei Aktivitäten bringen das Projekt eines neuen Konstanzer Studentenwohnheims zwar ins Gespräch, aber keinen Millimeter voran. In die Bresche springt einmal mehr Walter Finthammer. Der Konstanzer Projektentwickler hatte bereits im Februar den Ulmer Investor gfb (Gesellschaft für Baubetreuung) ins Spiel gebracht, war jedoch, ebenso wie der Investor selber, an der ablehnenden Haltung des Studentenwerks und seines Geschäftsführers Kiefer abgeprallt. Der Ulmer Familienbetrieb würde nun zwar umgehend bauen, möchte aber nichts mehr mit dem Studentenwerk Konstanz zu tun haben.

„Gegen fairen Wettbewerb verstoßen“

Weil Gemeinderat und Stadtverwaltung ein angeblich unfaires Vorgehen von Kommunalbehörden und Studentenwerk „ermöglicht und geduldet“ haben, hat Finthammer den Vorgang bei einer Wettbewerbskommission prüfen lassen. Das Ergebnis liegt zwar noch nicht vor. Durchgesickert ist allerdings bereits, dass die Prüfer zu der Auffassung neigen, bei der Vergabe des Grundstücks an der Hindenburgstraße, was faktisch eine Vergabe des gesamten Wohnheim-Projekts bedeutete, sei von mehreren Seiten “gegen die Prinzipien eines fairen Wettbewerbs verstoßen” worden.



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10 Kommentare

  1. 1. Schadenfreude?

    Lesen die Stadträte und der OB “dornroeschen”?? Auf was haben sich unsere Räte da wieder eingelassen? Ihnen wäre bei Ihrer Entscheidung für diesen Investor einiges erspart geblieben. Oder sind jetzt auch die Stadträte abgetaucht, die für diesen Investor gestimmt haben? Da hilft kein wettern gegen “dornroeschen”, da hilft nur erst “dornroeschen” lesen, dann bei euren Entscheidungen nachdenken liebe Stadträte.

    Ihr Konstanzer Bürger

  2. 2. Versteh nix

    Ungalublich. Nun lassen die sich mit einer vorbestraften zwielichtigen Gestalt ein. Und dieses Subjekt soll’s nun richten. na dann - Viel Erfolg!

  3. 3. Rettet Döring?

    Natürlich ist Döring als ehemaliger Wirtschaftsminister kompetent. Wem stört da schon ein bisschen Spendenaffäre und eine uneidlichen Falschaussage. Nach den Erfahrungen mit dem bissherigen Investor wird es ja auf diese paar Unregelmäßigkeiten auch nicht mehr ankommen. Weiter so! “dornroeschen” bleib am Ball, und berichte wie’s weiter geht in diesem Ganovenstück und seinen städtischen Mitwirkenden.

  4. 4. Göring

    Na, da freuen wir uns doch, auf diesen Hans Dampf in allen Gassen. Herzlich unwillkommen, schwäbisches Schnauzbärtle mit Kanone - Gosch :-))

  5. 5. G. Faustus

    Ich befürchte, es kommt noch viel schlimmer, als es auf den ersten Blick erscheint. Im Landkreis Konstanz und anderswo gäbe es eine Menge Geschäftsleute, die aus dem Nähkästchen plaudern könnten, was den “Projektentwickler” und “Initiator” dieses Projektes betrifft. Und zwar im negativsten Sinne. Dies ist ein Appell an weitere Geschädigte, hier der Stadt Konstanz dazu zu verhelfen, nicht selbst Opfer eines Scharlatans zu werden, der schon genügend Flurschäden in unserer schönen Landschaft anrichten durfte. Es ist Zeit, der Stadt und ihren Gremien die Chance zu geben, falsche Entscheidungen endlich einmal zuzugeben und weitere Kolateralschäden zu vermeiden. Wohnraum für Studenten ist allemal wichtiger als die kurzsichtige und vor allem kurzfristige Befriedigung von Profilneurosen einzelner Entscheidungsträger. Punkt!

  6. 6. Besorgter Bürger

    was für eine posse!

  7. 7. Volker Kiefer

    Ein paar Fakten zum Stand des Projektes ‘Studentenwohnheim Hindenburgstrasse’ würden an dieser Stelle wohl gut tun:

    1. Seezeit Studentenwerk Bodensee hat einen Bauantrag eingereicht
    2. Seezeit wird, vorbehaltlich eines positiven Verwaltungsratsbeschlusses, das Wohnheim selber realisieren
    3. Der im obigen Artikel genannte Investor aus Ulm hat mir gegenüber persönlich erklärt, dass von seiner Seite aus nie an eine Zusammenarbeit mit Seezeit als Betreiber gedacht war. Dafür habe ich ein gewisses Verständnis, da wir - mit Blick auf sozial verträgliche Mieten - die Rendite deutlich schmälern
    4. Wohl aus diesem Grund ist dieser Investor bzw. der genannte Projektentwickler aus der von der Stadtverwaltung anberaumten Verhandlungsrunde im Frühjahr diesen Jahres ausgestiegen ohne ein entsprechendes Angebot abgegeben zu haben

    Diese hier niedergeschriebenen Informationen hat der Autor dieses Artikels vor 14 Tagen von mir persönlich erhalten. Ich möchte auch betonen, dass die Zusammenarbeit zwischen Seezeit und der Firma baureif GmbH bzw. Herrn Begemann weiterhin sehr konstruktiv, professionell und vertrauensvoll ist.

    Volker Kiefer
    Geschäftsführer Seezeit Studentenwerk Bodensee

  8. 8. hoppsala

    Da wäre ja nun wohl ein Kommentar vom Gropper angebracht. Hat Herr Kiefer Euch informiert - oder nicht?

  9. 9. Erich Gropper

    @ hopsala

    Leider kann ich mich nicht daran erinnern, dass Herr Kiefer mir gesagt hat, er habe einen Bauantrag eingereicht. Ich habe Herrn Kiefer in den vergangenen Wochen zweimal angerufen und um Auskünfte gebeten. Dabei ging es mir in erster Linie darum zu verstehen, warum plötzlich ein so hoher Zusatzbedarf an Studentenwohnungen ansteht. Herrn Kiefers Auskünfte haben sich dann in zwei Berichten niedergeschlagen.

    Gegenstand dieser Gespräche war ferner die Frage, ob nicht etwa die Wobak oder das Studentenwerk selber bauen könne, wenn es mit privaten Investoren nicht klappt. Die entsprechenden Auskünfte, auch von Herrn Kiefer, sind ebenfalls nachzulesen. Gemeinnützig orientierte Organisationen oder Körperschaften, so der Tenor, sind in ihren Möglichkeiten gegenüber privaten Investoren stark eingeschränkt.

    Dass die Zusammenarbeit Herrn Kiefers mit Rainer Dieter Begemann weiterhin „konstruktiv, vertrauensvoll und professionell“ ist, mag ja sein.

    Ex-Wirtschaftsminister Walter Döring hat da offenbar nicht so viel Glück. In einem Schreiben an die Konstanzer Stadtverwaltung hält Döring Ende Mai 2007 fest: „Die Firma Baureif GmbH, die momentan den Mietvertrag des Studentenwerks Seezeit hält, ist seit Wochen weder für die RBK noch für mich telefonisch oder über E-Mail bzw. Fax erreichbar.“

    Zur Erinnerung: Mit „RBK“ ist die „Ruppiner Bauhof Komplettbau AG“ gemeint, die Begemann Herrn Kiefer und dem Studentenwerk („Seezeit“) als Investorin ans Herz gelegt hatte und der im vergangenen Februar auf dringende Empfehlung Herrn Kiefers vom Gemeinderat das Grundstück an der Hindenburgstraße für den Bau des Wohnheims zugesprochen wurde.

    Im Handelsregister des Kantons Thurgau ist die Baureif GmbH mit Hauptgesellschafter Rainer Dieter Begemann (95 Prozent) seit November 2006 eingetragen. Im Telefonbuch der Schweiz war auch gestern weder ein Eintrag zu Begemann noch zur Firma Baureif GmbH zu finden.

  10. 10. Walter Finthammer

    Herr Kiefer kennt die Aktenlage.Trotzdem rechtfertigt er sich mit zum Teil falschen Fakten.Fairer Wettbewerb sind ihm vermutlich unbekannt.Mit unterschiedlichen Vorgaben wurde - nach meiner Meinung- das Vergabeergebnis gesteuert.
    Gibt es vielleicht sogar Nebenabreden mit dem z.Zt.beauftragten Investor z.B.in Sachen Studentwohnheim Sonnenbühl ?- um in einem Gesamtpaket günstiger bieten zu können?
    Ich habe den Eindruck, daß wegen der fraglichen Ungleichheit im Wettbewerbsverfahren - sofern man hiervon sprechen kann - kein Vertrauensverhältnis zwischen Seezeit und unserem Investor entstehen konnte.
    Die Stadt sollte für fairen Wettbewerb in unserer begrenzten freien Marktwirtschaft Vergaberichtlinien beschließen, die solche ” Vorkommnisse” bereits bei der Entstehung verhindern.

    Walter Finthammer
    GPS Gesellschaft für Projektsteuerung im Bauwesen mbH
    In Konstanz seit über 25 Jahren und veranrwortlich für viele neue Arbeitsplätze in der Region und mehr als 250 Mio Investitionsvolumen im Bauwesen

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