Konstanz/Singen (gro) Was für ein Wirbel um den Singemer Hegau-Tower! Die betreffende Sonderseite in der Heimatzeitung wurde in diesen Tagen auch in Konstanz beachtet – und auch ein bisschen amüsiert registriert. Denn so einen „Tower“ hat Konstanz schon lange. Genauer gesagt: seit dem 3. Juni des Jahres 1971. Damals, vor über 37 Jahren, wurde das gut 62 Meter hohe, weit massivere, aber mindestens ebenso elegant wirkende Telekom-Hochhaus an der Petershauser Moltkestrasse seiner Bestimmung übergeben. Mit der grössten Antennenanlage auf dem Flachdach ist das Gebäude über 90 Meter hoch. Der neue Hegau-Tower in Singen mit seinen 18 gläserrn verkleideten Stockwerken misst knapp 68 Meter.

Versuch mit einem eher zwergenhaften Exemplar

Mit Amüsement wurde in der Bodenseemetropole ferrner registriert, dass zur Inbetriebnahme des Hegau-Towers Helmut Jahn eingeflogen worden war, der Architekt, der gegenwärtig zu den bedeutendsten Hochhaus-Baumeistern der Welt zählt, mit Büros in Berlin und Chicago. Nun ja, warum sollte sich Jahn nicht auch mal an einem eher zwergenhaften Exemplar seiner meist hoch komplexten Bauwerke versucht haben!?

Merkenthaler war der Bauhaus-Traditiion verpflichtet

Der Mann, der vor fast 40 Jahren das Konstanzer Telekom-Hochhaus entworfen hat, heisst Hans Merkenthaler. An ihn sei aus gegebenem Anlass erinnert. Er, der einstige Freiburger Oberpostbaudirektor, der sich der weltweit wegweisenden Bauhaus-Tradition verpflichtet fühlte, erlebte die Fertigstellung seines Meisterwerks nicht mehr; er segnete das Zeitliche knapp drei Jahre vorher. Wilhelm Müller und Konrad Rückbrod, seine engsten Mitarbeiter, führten das Werk zu Ende.

Ein Bauwerk, das den Anspruch zeigt

Durch Hans Merkenthalers Freiburger Werkstatt gingen mehrere Nachkriegesgenerationen angehender Architekten. Viele davon brachten es sehr weit, auch auf internationaler Ebene. Einer davon ist sein Sohn Ferdinand, der heute das renommierte Freiburger Büro Merkenthaler-Schroff leitet. Derweil kündet das Konstanzer Telekom-Hochaus als eines der beiden Konstanzer Wahrzeichen – das andere ist das Konstanzer Münster – vom Anspruch der grössten Stadt am Bodensee, die kraftvollste, die wichtigste und, vor allem, die schönste Stadt am See zu sein.