Dornröschen » Blog Archive » Die rätselhaften Bonuszahlungen am Klinikum
Leserkommentare
 
Sponsoren
8. Mai 2009 | Martin Stuke: „Den Gesamtzusammenhang sehen“

Die rätselhaften Bonuszahlungen am Klinikum

Konstanz (gro) Bonuszahlungen sind in den vergangenen Monaten stark in Verruf geraten. Insofern ist es verständlich, dass es keine weiteren Nachfragen gab, als Oberbürgermeister Horst Frank nichtöffentlich tagende Gemeinderäte unlängst mündlich und eher nebenher davon unterrichtete, man werde eine verwaltungsinterne Prüfung anstrengen, um zu klären, ob bei Bonuszahlungen für einen leitenden Krankenhausmanager alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Die Rede war dabei von über 100.000 Euro. Seither wird gerätselt, was da für Gelder geflossen sind. Sicher ist nur, dass es am Klinikum ganz anders lief als bei den häufig unverständlichen Zahlungen an Banker, die belohnt wurden, obwohl sie die eigene, Arbeit gebende Institution schwer geschädigt hatten. Zu einer wenigstens teilweisen Aufklärung kann vorerst lediglich der inzwischen nach Stockach abgeschobene Klinikdirektor Martin Stuke beitragen.

Bonussystem als Anreiz

Angesichts der angekündigten Überprüfung mochte sich der frühere Klinikdirektor Stuke, der Ende Januar vorzeitig auszuscheiden hatte und nun das Krankenhaus Stockach leitet, nicht allzu konkret äussern. Stuke fordert dazu auf, allfällige Bonuszahlungen zunächst einmal „im Gesamtzusammenhang“ zu sehen. Dazu gehöre es, die „Tatsache in Betracht zu ziehen, dass das Konstanzer Klinikum als Unternehmen pro Jahr etwa 20 bis 30 Millionen Euro aus eigener Kraft erwirtschaftet“. Dies sei unter anderem durch ein Bonus-System erreicht worden. Dessen Kern habe aus der Motivation bestanden, den einzelnen Abteilungen zu gestatten, „20 bis 30 Prozent aus realisierten Einsparungsbeträgen für sich beanspruchen“ zu können.

Einsparungen bis zu 600.000 Euro

Dem früheren Klinikdirektor Axel Hauser, seinem Vorvorgänger, der inzwischen zu 50 Prozent bei der Spitalstiftung angestellt sei und den gesamten Einkauf fürs Klinikum verantworte, sagt Stuke, sei es, zum Beispiel, gelungen, die Energiekosten entscheidend zu senken. Durch eine Europa-weite Ausschreibung (die übrigens von den Stadtwerken Konstanz gewonnen wurde) habe es Axel Hauser geschafft, diesen Aufwand im projektierten Zweijahreszeitraum 2007/2008 um etwa 600.000 Euro zu verbilligen. Rein rechnerisch stünden Hauser deswegen „nach der Vorgabe 20 bis 30 %“ rund 120.00 bis 180.00 Euro zu.

„Bargeldzuweisungen spielten keine grosse Rolle“

Nach Martin Stuke ist der aus Einsparungsvorschlägen erzielte Eigenanteil innerhalb des Klinikums „ganz unterschiedlich realisiert“ worden. Einzelne Abteilungen hätten zusätzliches medizinisches Gerät angeschafft. Anderswo habe man den Bonus genutzt, um einen längst fälligen Freizeitausgleich zu verwirklichen und auszugestalten. Daran sei auch im Falle Axel Hauser gedacht worden, dem man als einem überaus erfolgreichen Energiekosteneinsparer „zum Beispiel keinen zusätzlichen Heizkörper zur Verfügung stellen konnte“. Auch hier sei es wohl vor allem „um einen Freizeitausgleich gegangen“. Bargeldzuweisungen haben laut Stuke jedenfalls keine nennenswerte Rolle gespielt, „schon gar nicht, wenn man sie mit den tatsächlichen Umsätzen des Klinikums und den entsprechenden Einsparungen vergleicht“.

Weiter zur Ratlosigkeit verdammt

Mitglieder des Stadtparlaments bleiben vorerst weiter zur Ratlosigkeit verdammt. Einerseits, so hört man, könne es ja wohl nicht sein, dass da ein Bonus-Betrag fliesse, der „einem zweiten Jahresgehalt“ üppig entspreche. Andere Ratsmitglieder sind der Ansicht, es müsse darum gehen, dass Axel Hauser von Martin Stuke zwar im Grunde rechtens, aber - schon wegen der schieren Höhe des Betrags - ohne die notwendige Genehmigung des zuständigen Dezernenten, des Sozialbürgermeisters Claus Boldt, die Erfolgssumme zugesprochen worden sei.

Unerreichbar im Urlaub

Ãœbereinstimmung herrscht allein hinsichtlich der Auffassung, bei dem Hinweis auf eine bevorstehende Untersuchung habe es sich um eine „äusserst kurz gefasste Äusserung des Oberbürgermeisters” gehandelt. Das Büro von Stadtoberhaupt Horst Frank sah sich im Ãœbrigen auch gestern aus Termingründen nicht in der Lage, zu der Frage von Bonuszahlungen am Klinikum Stellung zu beziehen. Es wurde auf Claus Boldt verwiesen, den zuständigen Bürgermeister. Auch der fand jedoch keine Zeit für eine Auskunft zum Thema Bonuszahlungen am Klinikum, ebenso wenig Verwaltungsdirektor Axel Hauser, der bis zum Abend unerrreichbar blieb. Dies galt ferner für Heinz Georg Cramme, den Personalleiter der spitälischen Unternehmen, zu denen auch das Klinikum gehört. Cramme, der die umstrittenen Bonuszahlungen genehmigt hatte, ist mindestens noch eine Woche im Urlaub. Foto: Frieder Schindele | TMW



 Kommentieren    Trackback    Drucken

9 Kommentare

  1. 1. Kultur

    Bravo gro, der Bericht ist journalistisch super recherchiert und wieder mal erste Sahne like gro, wie wir ihn kennen! Siehe hierzu die kurze Anmerkung im SK.

  2. 2. Anti-Kultur

    Kultur = Blöder Kommentar

  3. 3. Seejunge

    Tja, Kultur: dann nehmen Sie sich doch mal ein Beispiel daran, wie man interessant schreiben kann…
    Leider sind die Klinikumsberichte von gro für meinen Geschmack wenig reflektieren, einordnend und vorausblickend. Da ist die Berichterstattung in der Lokalzeitung, über die man sicherlich ebenfalls geteilter Meinung sein kann, ausgewogener und fundierter…habe auf jeden Fall noch keine Richtigstellung zur Klinikberichterstattung gelesen ;-) Lese aber gerne beide Medien, um größt möglichen Input zu haben.

  4. 4. Kultur

    Lieber Seejunge,
    Berichterstattung in der Lokalzeitung?
    Meinen Sie die halbseitigen Anzeigen im Lokalteil?
    Ober meinen Sie die Hinweise auf Veranstaltungen?
    Sonst ist der redaktionelle Teil doch eine Kunst ein paar journalistische Hinweise zu geben und dazu braucht man wohl nicht Profi-Journallisten. Abgesehen davon, dass Leserbriefe kaum noch Raum finden, wahrscheinlich weil diese dem kommerziellen Anzeigenteil im Wege sind. Oder, Leserbriefe werden erst nach Wochen veröffentlich, wenn sowieso keiner sich mehr an den Artikel zum Leserbrief erinnert.

  5. 5. Anti-Kultur

    Sehr geehrter Herr Kultur,
    da Sie ja bekanntlich die Konstanzer Lokalredaktion mit Leserbriefen geradezu bombardieren, dann brauchen Sie sich auch nicht wundern, wenn diese nicht gebracht werden.
    Aber wie man sieht, haben Sie ja hier eine Plattform gefunden, um sich zu produzieren.

  6. 6. Kultur

    Lieber Herr Anti-Kultur,
    da Sie ja bestens informiert sind und den SK verteidigen, haben Sie nicht alles beantwortet.
    Berichterstattung, das richtige Wort, aber sonst keine besondere journalistische Fachleistung. Dafür fehlt auch der Raum.
    Zerstücklung des Lokalteils zum Anzeigenmarkt?
    Anscheinend lesen Sie nicht einmal den eigenen SK, dann wäre Ihnen schon aufgefallen, dass Leserbriefe inzwischen Mangelware sind. Auch merken Sie nicht, dass bei der Veröffentlichung schon der Gärungsprozess eingetreten ist.
    Eigene Darstellungen in einem an die Haaren herbei gezogenen Pro&Contra sind viel wichtiger. Abgesehen von den tendenziellen, einseitigen Kommentaren mit politischem Eigeninteresse, ist nicht mehr viel zu Lesen in der lokalen Schmalpresse.

  7. 7. Seejunge

    Lieber Herr Kultur,

    mit Verlaub: Sie scheinen recht unbedarft zu sein, was Zeitungen angeht. Lesen Sie doch mal andere Zeitungen ähnlichen Formats und ähnlicher Größe, dann werde Sie sehen, dass wir es mit dem SK ganz gut erwischt haben. Diesen Journalisten (nur mit einem l übrigens) zu unterstellen, sie würden nur ein paar “journalistische (auch nur mit einem l) Hinweise” geben, zeugt von mangelnder Reflektion. Es gibt doch einige Geschichten und Provinz-Skandälchen, über die ich bei dornroeschen und diesem anderen Magazin nichts gelesen habe. Vielleicht sollten Sie lieber mal die Redakteure aus der (Achtung:) Kulturabteilung unter die Lupe nehmen. Solch einen uninspirierten Journalismus zu fabrizieren, bedarf keiner hohen Kunst. Als junger Leser will ich auch meine Zielgruppe berücksichtigt wissen - zum Beispiel mal was über Metallica lesen, die im August vor den Toren Konstanz’ aufgetreten sind. Darüber kam nichts - dafür wieder eine 200 Zeilen Valiumpackung über irgendeine Ausstellung für Leser in der Verwirklichungsphase. Haben Sie sich übrigens schon einmal überlegt, wie teuer eine Zeitung ohne Anzeigen wäre?

  8. 8. Anti-Kultur

    Kultur = falsch geraten

    Ich habe mit dem Südkurier nichts zu tun.
    Aber ich weiss wer Sie sind :-)
    Sie Miese-Peter

  9. 9. Kultur

    Lieber Seejunge,
    also bleiben wir dabei, schmale Beiträge dank günstigem SK. Danke für den Hinweis mit einem l.
    Anti-Kultur.
    kein Problem, bin gerne kritischer Miese-Peter. Bin aber auch gerne “Peter”, mit Lob für gute Hintergrundbeiträge im dornroeschen.

Neuen Kommentar schreiben ...