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25. März 2010 | Intendant der Südwestdeutschen Philharmonie "offen für Ideen"

Florian Riem: “Wir brauchen keinen Luxus-Saal”

Konstanz (wak/gro) Florian Riem ist bereit, sich “an einem konstruktiven Dialog” mit ehemaligen KKH-Gegnern zu beteiligen. Er sei “offen für Ideen”, sagte der Intendant der Südwestdeutschen Philharmonie. Bei einem Treffen der Initiative Nein-zu-Klein-Venedig betonte Riehm am Mittwochabend im Hotel zum Zeppelin, das Orchester brauche “keinen Luxussaal”. So ein Saal müsse nicht 40 Millionen Euro kosten und er müsse “nicht auf Klein Venedig stehen“. Das Konzept eines mehrfach nutzbaren Hauses war allerdings vor allem deswegen entwickelt worden, weil man seinerzeit im Gemeinderat davon ausging, dass eine reine Konzerthalle letzten Endes kostspieliger ist.

Die Initiative Nein-zu-Klein-Venedig plädiert für einen Konzertsaal

Um konkrete Vorschläge zum Standort für ein Konzerthaus zu machen, war es am Mittwochabend aber zu früh. Mehr als 100 Konstanzer, die beim Bürgerentscheid mit Nein gestimmt hatten, machten bei dem Treffen der Initiative im “Zeppelin” klar, dass auch sie sich einen Konzertsaal für die Südwestdeutsche Philharmonie wünschen. Sie traten damit noch einmal der Behauptung entgegen, alle Gegner des KKH seien „Kulturfeinde“.

Rudy Haenel zieht die Klassik vor

Rechtsanwalt Rudy Haenel, der zwei Konzertkarten fürs schönste Banner der Kampagne „Nein-zu-Klein-Venedig“ gewonnen hatte, entschied sich spontan für Karten zu einem klassischen Konzert der Südwestdeutschen Philharmonie. Er hatte die Wahl zwischen einem Konzert der Südwestdeutschen Philharmonie oder einem Konzert im Kulturladen gehabt. Florian Riehm sagte, er freue sich über Vorschläge, die zu einem „konstruktiven Dialog“ beitragen. Holger Reile (Linke) fragte, ob sich Riem den Dreispitz, die neue Halle am Kreuzlinger Bärenplatz als Konzertsaal vorstellen könne. Das 2006 eröffnete Dreispitz Sport- und Kulturzentrum Kreuzlingen verfügt über einen Veranstaltungs-Saal mit 600 Plätzen. Riem lehnte ab: Die Akustik sei unzureichend. Überdies werde das Orchester im Dreispitz wegen der Bühnensituation vom Publikum „abgekapselt“. Die Konstanzer würden in diesem Falle den grossen Saal des Konzils bevorzugen.

Bei der Philharmonie kann man sich alles Mögliche vorstellen

Auf einen mehr oder weniger idealen Standort festlegen wollte sich Riem vor den Zuhörern, unter ihnen die Architekten Herbert Schaudt und Andreas Rogg, Stadtplaner Roland Jerusalem und sein Kollege Martin Wichmann, der frühere Bürgermeister Volker Fouquet, Pianist Davide Martello sowie Konstanzer Stadträte aus mehreren Gemeinderatsfraktionen, nicht. Riem bekannte aber, er sehe einen Standort am Seerhein grundsätzlich positiv. Die Südwestdeutsche Philharmonie könne sich alles Mögliche vorstellen, den Umbau einer vorhandenen Immobilie genauso gut wie ein Konzerthaus in Leichtbaubauweise.

Riem und Christoph Nix wollen gemeinsam initiativ werden

Diskutiert wurde auch darüber, das leer stehende Kaufhaus Woolworth als Konzert- und Tagungshaus zu gewinnen. Der Kaufpreis in Höhe von 16 Millionen Euro plus Investitionen in den Umbau - das sei einfach zu teuer, sagte Riem. Er sei neuerdings auch im Gespräch mit Theaterintendant Christoph Nix. Die beiden Matadore des Konstanzer Kulturlebens wollen gemeinsam eine Lösung finden. Unklar ist unter den Befürwortern einer Konzerthalle noch, welche Art von Musikdarbietungen in einem reinen Konzerthaus stattfinden sollen.

“Konstanz darf jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken”

Am Bürgerentscheid beteiligt hätten sich auch viele junge Konstanzer, hieß es am Mittwochabend seitens der Bürgerinitiative. Stadtrat Günter Beyer-Köhler (FGL) sagte, Konstanz dürfe den Kopf nach dem negativen Bürgerentscheid nicht in den Sand stecken. Hanna Binder (SPD) sprach sich dafür aus, die Bürgerschaft bei der Entwicklung eines Konzepts in möglichst grosser Breite von vorne herein einzubeziehen. Die Stadträtin wies aber auch darauf hin, dass sich die Mehrheiten im Rat nach dem Bürgerentscheid nicht verändert haben.

“Kein Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit”

Günther Schäfer, Sprecher der Initiative, sagte, dass das Projekt Konzerthaus nach dem Bürgerentscheid “jetzt nicht zu weit nach hinten gerückt” werden dürfe. Schäfer forderte die Stadt auf, die Öffentlichkeit in Zukunft von vorne herein laufend zu informieren. Es müsse Schluss sein mit Verfahren, die nur unter Ausschluss der Bürgerschaft laufen können. Florian Riem, den Intendanten der Südwestdeutschen Philharmonie, verabschiedete die Bürgerinitiative mit kräftigem, herzlichem Beifall.



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7 Kommentare

  1. 1. Bibe

    Bravo! Sagenhaft!! - Was da diskutiert wurde … Wie groß darf die Halle sein? Wo soll sie stehen? Wie teuer soll sie sein? Wieviel Plätze soll sie haben? Braucht’s eine gute Akustik? Woraus soll sie gabut sein, aus Holz, aus Stahl, aus Beton, aus Nutella-Creme? … soweit war man schon vor 10, vor 20, vor 30, vor 40 … vor 100 Jahren. Und so wird’s auch noch in 10, in 20, in 30 … in 100 Jahren sein. — Jetzt mal im Ernst: Ãœber das Woolworth-Haus zu sprechen … so etwas war auch schon da: Vor über 10 Jahren ging’s um das alte Südkurier-Areal an de Marktstätte. Das wurde auch glorreich zerredet. Jetzt wieder mit sowas anzufangen, zeugt wirklich von großer Debattenkultur.

  2. 2. Bibe

    Noch was:

    Hallo Rudy, Glückwunsch zu den Karten! Wenn Du tatsächlich ins Konzert gehst, nimm Plätze auf der linken Seite, da hat man zwar ein paar dicke Säulen vor der Nase, aber man hört die vorbeifahrenden Züge nicht so, naja, nicht so sehr jedenfalls.

  3. 3. Winfried Kropp | http://www.spd-konstanz.de/

    Über große Investitionen muss intensiver diskutiert und beraten werden, schließlich geht es um mehr als um einen Spielplatz (auch wenn Spielplätze wichtig sind!). Wer diese Debatte als Zerreden diffamiert hat ein wichtiges Prinzip der Demokratie nicht ganz verstanden.

    Es schadet im Übrigen nicht, sich an Fakten zu halten: Als 1994 das Südkurier-Gelände am Fischmarkt zum Verkauf stand, wurde in Konstanz keineswegs etwas zerredet. Die Stadt hat sich um den Kauf des Grundstücks bemüht, wurde jedoch von einem Investor überboten.

  4. 4. conni

    Wer hat uns verraten? Es ändert sich wohl nie. Die SPD taktiert nur aus reinem Selbsterhalt, um Wählerstimmen zu gewinnen.
    Wer hat uns verraten? Die Sozialdemokraten!

  5. 5. Nabholz

    Die SPD ist Weltmeister im Probleme zerreden. Je mehr Leute mitreden umso weniger kommt dabei raus. So toll die Demokratie ist, aber das Mitreden ist ihr größtes Problem. Da in unserem Gemeinderat der Mut zu Entscheidungen,(auch unangenehme) fehlt, wird diskutiert und diskutiert, dann wieder vertagt usw. Ergebnis Nix!Siehe Verkehrsplanung, KKH, Klinikum,etc.

  6. 6. modaz

    Aha, wieder ordentlich Linksextreme hier unterwegs, feine Gesellschaft…

  7. 7. dk

    Bei den “aktuellen Planungen/Wettbewerbe” gibt es auf der Internetseite der Stadt 6 grosse Projekte mit diversen Unterpunkten zu sehen
    http://www.konstanz.de/umwelt/01029/02010/index.html

    Beim Projekt “KKH” erscheint eine Error-Seite; die Website wird demnach aktualisiert. Das Bahnhofs-Projekt scheint unverändert umfangreich mit vielen Erläuterungen.
    Die anderen Menü-Punkte (z.B. Stadtentwicklung) laden natürlich auch zum Stöbern ein.

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