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15. Januar 2011 | Planungsamt analysiert den Stadtteil Stadelhofen

Für klare Kanten in der Vielfalt des Quartiers

Konstanz (gro) Ein neunköpfiges Team der Stadtverwaltung hat ein Konzept für die Entwicklung von Stadelhofen ausgearbeitet. Der Technische Ausschuss des Gemeinderats wird sich damit in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag auseinanderzusetzen haben. Diese Annäherung an den südlichsten Stadtteil von Konstanz soll, so das Analyseteam um Amtsleiter Roland Jerusalem, durch „klare Kanten“ für mehr städtebauliche Qualität sorgen. Die 44 Seiten umfassende Studie wurde vom Gemeinderat vor 15 Monaten in Auftrag gegeben. In Stadelhofen wohnen rund 1900 Menschen.

Grundlage für eine Diskussion über die Zukunft

Stadelhofen, die 14,4 Hektar grosse, bebaute Fläche zwischen Bodanstrasse, Bahnlinie, Schweizer Grenze und Döbelplatz, ist bislang ein weisser Fleck im Stadtbebiet. Für jedes andere Areal der Stadt gibt es Rahmenpläne. Das nun für Stadelhofen ausgearbeitete Strukturkonzept wird auch durch eine Beratung im Technischen Ausschuss nicht rechtsverbindlich. Es ist vielmehr der Anfang einer gross angelegten Diskussion über die Zukunft von Stadelhofen, an deren Ende ein verbindlicher Rahmenplan stehen sollte.

Bunt und jung

Stadelhofen dürfte der bunteste Konstanzer Stadtteil sein. Die Menschen die dort wohnen, stellen einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Leuten mit so genanntem Migrationshintergrund. Stadelhofen ist auch ein junger Stadtteil. Frauen und Männer zwischen 25 und 45 Jahren sind dort überdurchschnittlich stark vertreten, vermutlich durch einen hohen Anteil an Studenten. Ohne das Lago gibt es in Stadelhofen rund 160 Einzelhandelsgeschäfte, Handwerker und Kleingewerbetriebe; mit dem Lago steigt die Zahl weit über 200 Geschäfte.

Juweliere und Trödler

Stellenweise wirkt die Bebauung in Stadelhofen ungeordnet. Deswegen sollte, so die städtischen Planer, vor allem bei neuen Bauvorhaben, für mehr „klare Kanten“ gesorgt werden. Wie bunt und vielfältig der südlichste Konstanzer Stadtteil ist, wurde immerhin ansatzweise ermittelt.

Es gibt eigentlich alles in Stadelhofen: türkische Gemüsehändler, Billigmärkte und Edelrestaurants, Table-Dance, griechische, kurdische, indische, vietnamesische, chinesische, thailändische, italienische und badische Küche, dazu einen irisch angehauchten Pub, zwei Sushi-Restaurants, Trödler, Apotheken, ein Pornokino, Schumacher, Änderungsschneider, Computer-Dienste, Wettbüros, Eisdielen, Antiquitätenhändler, einen Spielzeugladen, muslimisch korrekte Metzgereien ohne Schweinefleisch und ein iranisches Café, Handwerksbetriebe, Kunsthandlungen und eine Agentur für Billitelefonate in alle Welt, ferner Bio-Läden, Fotofachgeschäfte, Juweliere, Reisebüros, Hunde-Boutiqen, Blumen-, Schreibwaren- und Zeitungsgeschäfte und einen Laden, wo man sich Stempel und Pokale aller Art besorgen kann.

Ziel ist ein verbindliches Konzept fürs Quartier

Ziel der Studie ist die Ausarbeitung eines Rahmenplans für Stadelhofen. Solche Pläne haben sich laut Roland Jerusalem im linksrheinischen Stadtgebiet mehrfach bewährt: vor allem als „fachliche Grundlage für die Formulierung von städtebaulichen Zielvorstellungen“. Als städtebauliche Konzepte dienten sie der Verwaltung als Gesprächsgrundlage mit Bauherren und Architekten. Die Pläne hätten „maßgeblich dazu beigetragen“, trotz des „hohen Siedlungsdrucks die Gesamtqualität der Quartiere“ zu erhalten. Bilder: Frieder Schindele




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4 Kommentare

  1. 1. Wolfgang Becker aus KN | http://www.wo-becker-kn.de

    Schön das man sich nun auch mal nicht der Niederburg annimmt.

    Ich erinnere mich da an eine Aktivität, bei der ich die Dikussion über Stadelhofen anregte und musste feststellen, der Stadtteil ist Vielen in Konstanz ( auch den hier geborenen ) unbekannt.

    Man kennt die Niederburg,
    wo bitte schon ist die Hochburg ( rund um das Münster ),
    das Paradies als Wohnviertel,
    und Stadelhofen, was ist denn das?

    Dabei gibt es sogar ein Haus in Stadelhofen, auf der der Name des Stadtteils steh.
    (leider kann man kein Foto hochladen )

    Ohne Stadelhofen hätte der damalige Bischof mit seinem Gefolge an so manch einem (Winter-)tag Kohldampf schieben müssen.

    Mögen die Schaffenden eine glückliche Hand haben.

  2. 2. h.ill.h.

    definitiv der zum leben angenehmste, bunteste teil konstanz’, fast schon urban. ob das wohl so ist, WEIL die piefigen planer stadelhofen bislang nicht aufm schirm hatten? klingt insofern eher bedrohlich. smells like gentrifizierung, genosse^^

  3. 3. Wassermann

    “Klare Kanten” ? Man sagt, Ordnung ist das halbe Leben. Ja, das stimmt wohl. Aber eben nur das halbe. Die andere Hälfte ist unordentlich, verschnörkelt, chaotisch, ungerade, organisch, unklar. “Die gerade Linie ist gottlos”, sagte Hundertwasser. Leider hat er sich nicht mehr durchgesetzt. Dann gäbe es heute nicht so viel Schuhschachtel-Architektur. Hierzulande bauen wir urbane Kanten, .. und flüchten dann nach Barcelona in Gaudi-Welten, in die rustikale Toscana, oder in balinesische Magie…
    Aber “Konstanzerisch isch sauberer!”. Das ist wie die Reise nach Jerusalem. Da bleibt halt immer der langsamste auf der Strecke… ;-)

  4. 4. Wassermann

    Hab mich grad belehren lassen. Es hieß “Sauberer isch’s konstanzerischer”.

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