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19. Mai 2011 | FWG fordert Aufklärung in Sachen Kompetenzzentrum

Nach dem ersten Spatenstich war auch schon Feierabend

Konstanz (gro) Man liess sich feiern und fotographieren beim ersten Spatenstich fürs so genannte Kompetenzzentrum am Seerhein. Mit feurigen Festreden bot man Anfang März dem kalten Ostwind Paroli. Ende gut alles gut, lautete das Motto. Das war’s dann auch schon. Seither wachsen zwar daneben diverse Bauten in die Höhe. Vom Kompetenzentrum ist dagegen nichts zu entdecken. Die Spuren des Spatenstichs sind längt wieder verweht. Kein Wunder, dass sich etliche Stadträte, wie Jürgen Faden sagt, regelrecht veralbert fühlen. Die Fraktion der Freien Wähler (FWG) fordert deshalb Aufklärung. Die Stadtverwaltung hat versprochen, in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag kommender Woche über den neuesten Stand der Dinge zu informieren.

Die Idee stammt aus dem Jahre 2002

Die Idee fürs Kompetenzzentrum, das eine Keimzelle werden soll für High-Tech-Betriebe mit Zukunft, ist 9 Jahre alt, stammt von Oberbürgermeister Horst Frank – und ist immer wieder wechselhaften Einflüssen unterworfen. Vor etwa fünf Jahren wurde als Investorin die Hamburger Firma namens Euroland an Land gezogen. Euroland kam nicht so recht voran, engagierte sich stattdessen für die überflüssig gewordene Firmenzentrale der mittlerweile verkauften Altana Pharma AG, brachte dort das Finanzamt unter und gab das Projekt Kompetenzzentrum vergangenes Jahr ab an die Cosmopolitan Kompetenzzentrum am Seerhein GmbH & Co. KG, die, wie es damals hiess, in München beheimatet sei..

Anselm Venedey erklärte das Unbehagen

Anselm Venedey unternahm es, in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, auf zahlreiche Ungereimtheiten hinzuweisen. Offenbar trifft es auch nicht zu, dass Euroland den ehemaligen Altana-Neubau an der Byk-Gulden-Strasse gekauft hat. Der Palazzo sei nach wie vor im Eigentum der Altana-Nachfolgerin Nycomed (die ihrerseits demnächst an den grössten japanischen Pharmakonzern verkauft werden soll). Euroland, so wird kolportiert, sei mangels ausreichender finanzieller Ausstattung gar nicht in der Lage gewesen, den Prachtbau, in dem seit Anfang 2010 das Finanzamt eine neue Bleibe hat, zu erwerben. Er steht immer noch teilweise leer. Etwa 20.000 Quadratmeter dürften nach wie vor zu haben sein.

Firma ohne Telefonanschluss

Die Cosmopolitan GmbH & Co. KG, die das Projekt Kompetenzzentrum 2010 von der anscheinend schwächelnden Firma Euroland übernahm, hat ihren Sitz inzwischen offensichtlich nicht mehr in München (wo man auch vergeblich nach einem Telefonanschluss sucht), sondern in Hamburg, und zwar im gleichen Haus wie Euroland: Falkenried 88 im Hamburger Stadtteil Hoheluft-Ost. Sorgen machen auch hartnäckige Gerüchte, wonach zwei der vorgesehenen Mieter wieder abgesprungen sind. Trifft dies zu, könnten nicht einmal 50 Prozent des ersten Bauabschnitts belegt werden. Mindestens 50 Prozent Belegung sind aber Voraussetzung für die Baugenehmigung.

Am 1. Januar 2012 sollte der Neubau bezugsfertig sein

Dass vorgemerkte Mieter des Kompetenzzentrums überhaupt das Recht haben, sich wieder zurückzuziehen, dürfte auch daran liegen, dass von einer bezugsreifen Fertigstellung zum 1. Januar 2012 ausgegangen wird – wovon nach dem aktuellen Stand der vor sich hin schlummernden Baustelle kaum mehr die Rede sein kann. Angesichts solcher Ungereimtheiten ist es kein Wunder, dass der Gemeinderat mehr Information wünscht. Die Verwaltung versprach, diesem Wunsch möglichst zeitnah nachzukommen. Eine sofortige Auskunft war nicht möglich, weil Friedhelm Schaal, der Leiter des Wirtschaftsförderungsamts, an der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses nicht teilnahm. Schaal war es, der Euroland einst auftat und inzwischen auch mit Cosmopolitan zu tun hat.

Überfluss an Gewerbeflächen, Mangel an Wohnraum

Unter Druck steht das Wirtschaftsförderungsamt nicht nur wegen der undurchschaubar wirkenden Geschäftspolitik von Euroland/Cosmopolitan, sondern auch deswegen, weil in Konstanz einige Zehntausende von Quadratmetern an Gewerbe-Immobilien leer stehen. Insgesamt durfte es eine Fläche in der Grössenordnung von fünf Fussballfeldern sein. Da wird immer häufiger gefragt, wozu man denn noch 10.000 Quadratmeter in einem Kompetenzzentrum benötige. Auf der anderen Seite nimmt der Mangel an Mietwohnungen weiter zu, angesichts der steigenden Studententzahl in teilweise beängstigendem Ausmass.




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Ein Kommentar

  1. 1. neumann

    Dass der für die benötigten 50% Belegung notwendige Mieter abgesprungen ist, ist kein Gerücht! Man muss nur mal schauen, wer so in letzter Zeit neue Büroflächen in KN bezogen hat… auch seerheinnah! …

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