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29. März 2012 | Wenn der Museumsdirektor für klingende Kultur sorgt

Irritationen um Tobias Engelsings Sondergagen

Konstanz (gro) Ausgerechnet Museumsdirektor Tobias Engelsing, der oberste Verwalter des kulturellen Erbes der Stadt, sorgt für die erfolgreichsten Konzerte des heimischen Grossorchesters. Die Fasnachtsauftritte der Südwestdeutschen Philharmonie im Konzil haben in den vergangenen Jahren am meisten eingebracht: Während die üblichen Konzerte des Konstanzer Sinfonieorchesters gewöhnlich etwa ein Viertel der Kosten einspielen, blieb bei den von Engelsing seit vier Jahren konzipierten Fasnachtskonzerten regelmässig einiges übrig, zuletzt ein fünfstelliger Betrag auf der Habenseite. Diese Konzerte, sagte Philharmonie-Intendant Florian Riem dem „Südkurier“, seien die finanziell erfolgreichsten Veranstaltungen. Doch weil Engelsing dafür bis jetzt insgesamt knapp 30.000 Euro Honorar kassiert hat, ist es zu Irritationen gekommen.

Schon der erste Versuch war ein Erfolg

Die Fasnachtskonzerte der Philharmonie Konstanz gibt es seit 2009. Sie gehen zurück auf eine Idee Engelsings, der dazu auch gleich das Drehbuch iieferte, sich als Akteur zur Verfügung stellte sowie Casting und Regie übernahm. Schon der erste Versuch war ein durchschlagender Erfolg, 2010 lief’s ähnlich und das Konzert im Jahr 2011 mit dem „Carnevale Siciliano“ und den Auftritten der Mafiosi Gemaschen-Tobi (Engelsing), Zahnstocher-Flori (Riem) und Don Boldini (Bürgermeister Claus Boldt) geriet zum bisherigen Höhepunkt des Projekts. Nicht ganz so überzeugend, aber ähnlich heftig umjubelt war dieses Jahr die philharmonische Parodie auf Dieter Bohlens „DSDS“, auf „Deutschland Sucht Den Superstar“.


Riem: „Die erfolgreichsten Eigenveranstaltungen“

Bei seinen Gehversuchen begnügte sich Engelsing mit vergleichsweise kleinen Gagen, mit 4000 Euro (2009) und 5000 Euro (2010). In den vergangenen beiden Jahren berechnete er, wie dornroeschen.nu zugetragen wurde, jeweils 10.000 Euro. Das Projekt, für das zunächst ein Abend veranschlagt war, nimmt inzwischen zum zweiten Mal drei Abende im grossen Saal des Konzils in Anspruch, und alle Abende waren ausverkauft. Zuletzt konnte Intendant Riem, wie er sagt, nach Abzug aller Kosten ein Plus von 16.000 Euro verbuchen: finanziell gesehen eine Rarität bei Veranstaltungen eines ausgewachsenen Sinfonieorchesters. Damit sind die Fasnachtskonzerte laut Riekm die „erfolgreichsten Eigenveranstaltungen der Südwestdeutschen Philharmonie“ geworden.

Gemeinderätliche Kontrolleure stiessen aufs Sonderhonorar

Öffentlich geworden sind solche Zahlen, weil die Philharmonie derzeit mit einem überraschenden Defizit in Höhe von rund 300.000 Euro zu kämpfen hat. Das hat die gemeinderätlichen Kontrolleure des Kulturausschusses auf den Plan gerufen, die nun die Abrechnungen des Orchesterbetriebs durchforsten und bei ihrer Suche nach Einsparmöglichkeiten auf die Honorare für Engelsing gestossen sind. Dies wiederum hat Engelsing veranlasst, eine ausführliche Erklärung zu verfassen, mit der das Sonderhonorar gerechtfertigt wird. Mit seinem Engagement für das Fasnachtskonzert, erklärt Engelsing, gehe er einer ausdrücklich genehmigten Nebenbeschäftigung als freier Autor und Künstler nach, die seine Freizeit über 9 Monate hinweg in Anspruch nehme.


Von „unpassend“ bis zum „echten Glücksfall“

Teile der Stadtverwaltung und einige ehemalige Kollegen Engelsings, der bis zu seiner Bestellung zum Konstanzer Museumsdirektor als Journalist beim „Südkurier“ arbeitete, finden es allerdings „ziemlich unpassend“, dass sich Engelsing, der zu den kommunalen Spitzenverdienern gehöre, eine „derartige Sondergage“ gönne, während sich andere Mitwirkende trotz magerer Verhältnisse mit sehr kleinen Gagen begnügen müssten. Fachleute des Showbusiness stufen den talentierten Einsatz Engelsings dagegen als „echten Glücksfall“ ein.

Warum Rainer Wiesner sich die Hände reiben dürfte

Die Hände reiben dürfte sich Rainer Wiesner. Der Geschäftsführer des „Südkurier“-Medienhauses wird sich durch die schriftliche Erklärung Engelsings nachträglich bestätigt fühlen. Denn Engelsing warnt darin vor einer „ungerechtfertigten Skandalisierung“ seiner Tätigkeit als Autor und Regisseur. Dies, so schreibt der Museumsdirektor, würde „zweifellos zum Ende der Fasnachtskonzerte führen“. Dies liest sich wie eine Erpressung, und einen Erpressungsversuch sah Wiesner, wie er am 8. März im Zunftsaal des Rosgartenmuseums sagte, auch darin, dass Engelsing indirekt damit drohte, dem „Südkurier“ städtische Anzeigen vorzuenthalten, wenn sich die Berichterstattung über kulturelle Ereignisse nicht bessere. (Aber das ist eine andere Geschichte.)




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3 Kommentare

  1. 1. tortugabodensee

    Tja, wer kann, der nimmt. Der eine in Form eines “Ehrensolds”, der andere als “Sondergage”. Es wulfft halt auch bei uns in der Provinz.

  2. 2. ErloeserPrinz

    Bei soviel Transparenz braucht man ja die Piraten nicht mehr.

  3. 3. Erich Gropper

    @bodenseeschildkröte und froschkönig
    Eben!

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