Konstanz (gro) Das Dutzend wird voll in diesen Tagen, unter den Bewerbern um die Nachfolge von Horst Frank befinden sich eine Christdemokratin, CDU-Kandidaten, Parteilose, eine Grüne, ein SPD-Mann, Werbespezialisten und mehrere Juristen. Doch sie und ihre jeweiligen Anhänger haben die Rechnung ohne Andreas Kaltenbach, 53, gemacht, den Zunftmeister der Konstanzer Blätzlebuebe. Der Obernarr, der seit 14 Jahren über die mitgliederstärkste Organisation der Schwäbisch-Alemannischen Narrenvereinigung gebietet und dieses Jahr das Grosse Narrentreffen organisierte, liebäugelt, wie er am Freitag gegenüber dornroeschen.nu bestätigte, mit einer Kandidatur für das Amt des neuen Konstanzer Oberbürgermeisters.

Erste Hinweise beim Turmherrenabend

Erste konkrete Hinweise auf Kaltenbachs Ambitionen gab es beim Turmherrenabend im Schnetztor, der Residenz der Blätzlebuebe, am Samstag vor genau einer Woche. Anlass dafür war die Anwesenheit von „Südkurier“-Chefredakteur Stefan Lutz. Das war sowohl ein absolutes Novum als auch der Bruch eines Tabus. Denn bei der Blätzlebuebezunft gilt das ungeschriebene Gesetz, dass bei den Turmherrenabenden Medienverteter jedweder Art nichts zu suchen haben. Prompt wurde deswegen die Präsenz des Chefredakteurs, allerdings ziemlich närrisch, aufs Korn genommen, umso mehr, als sich Hans-Peter Jehle, der Ehrenpräsident der Schwäbisch-Alemannischen Narrenvereinigung, unlängst dafür ausgesprochen hatte, Stefan Lutz „die Narrenkappe möglichst umgehend“ überzuziehen, da man mittlerweile kaum abschätzen könne, wie „kurz oder lang“ ein Chefredakteur dem „Südkurier“ erhalten bleibe.

Noch hält sich Kaltenbach ziemlich bedeckt

Die Turmherren der Blätzlebuebezunft bilden einen ehrwürdigen Kreis, er besteht aus der abgehobenen Ehrenriege der Zunft mit fast 2000 Mitgliedern, die sich auf eine mehr als 600-jährige Entstehungsgeschichte beruft. Brigitte Weyl, Friedrich Breinlinger, Lothar Späth, und Herbert Schenk, um nur vier Beispiele zu nennen, gehören zur aktuellen Ehrenriege, und von solchen Gästen wird absolute Diskretion erwartet. Kaltenbach selber hält sich bedeckt. Kein Wunder, dass vor einer Woche im Kreis der Turmherren über die Anwesenheit von Stefan Lutz gefrotzelt wurde: Was wäre denn, wenn Zunftmeister Kaltenbach oder einige Turmherren laut darüber nachdächten, ob nicht endlich ein erprobter Narr Stadtoberhaupt von Konstanz werden wolle. Das lese man dann womöglich vorzeitig im „Südkurier“, befürchtete man vergangenen Samstag in der Runde der Turmherren. Nun kommt es wieder einmal anders: Erneut haben solche Überlegungungen den erlauchten und durchaus einflussreichen Kreis der Turmherren verlassen, um bei dornroeschen.nu anzukommen.Bild: Frieder Schindele