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18. November 2012 | Noch einmal klärt Arnulf Moser auf

Mainautermin – Gelegenheit für Tobias Engelsing

Konstanz (gro) Am heutigen Sonntag wird auf der Mainau ein Gedenkstein enthüllt, der an 33 KZ-Häftlinge erinnert, die 1945 auf der heutigen Blumeninsel verstarben. Sie waren zusammen mit hunderten anderer kranker Leidensgenossen französischer Staatsangehörigkeit aus dem Lager Dachau zur Genesung auf die Mainau gebracht worden. Zu dem Festakt um 13 Uhr kommt Maurice Gourdault-Montagne, Botschafter der Französischen Republik, auf die Mainau. Und für Tobias Engelsing ist dieser Mainautermin die vielleicht letzte Gelegenheit, dem Mann in aller Öffentlichkeit zu danken, der vor 17 Jahren auf die Geschehnisse aufmerksam gemacht hat, die nun endlich ein Erinnerungszeichen erhalten: auf den Konstanzer Historiker Arnulf Moser, dessen Buch „Die andere Mainau 1945. Paradies für befreite KZ-Häftlinge“ 1995 im Konstanzer Universitätsverlag erschien.

Es ging um den „blinden Fleck“ der Inselhistorie

Arnulf Moser hatte seinerzeit gründlich recherchiert, trotzdem wurde er nicht in die Historikerkommission berufen, die die Geschichte der Mainau während der Herrschaft der Nationalsozialisten aufarbeiten soll. Eingesetzt wurde diese Kommission, nachdem in einem 2011 wieder im Universitätsverlag erschienenen Geschichtsbuch zum Thema „Französische Spuren in Konstanz“ erneut über die Rolle der Mainau in der Zeit zwischen 1933 und 1945 berichtet wurde. Die Autoren, Daniela Frey und Claus-Dieter Hirt, die beiden Matadore der Deutsch-Französischen Vereinigung (DFV), boten der Mainau-Geschäftsführung an, bei der Beseitigung des „blinden Flecks“ in der Mainauhistorie behilflich zu sein. Sie empfahlen den Kontakt mit Arnulf Moser. (Fortsetzung nach der Anzeige)


Moser: „Seither von dieser Kommission nichts mehr gehört“

Was die Kommission in den schätzungsweise 12 Monaten ihres Bestehens erforscht hat, ist nicht klar, vor allem sind bislang keine Erkenntnisse bekannt geworden, die über das hinausgehen, was Arnulf Moser sowie Daniela Frey und Claus-Dieter Hirt ermittelt haben. Der Konstanzer Historiker hat der Kommission, wie er erklärt, Mitte Februar dieses Jahres die seinem 1995 erschienenen Buch zu Grunde liegenden Dokumente „wie gewünscht“ geschickt – und „von dieser Kommission seither nichts mehr gehört“. Moser klärt erneut auf: Fest stehe, dass die inzwischen erarbeiteten Biographien der 33 auf der Insel Verstorbenen von dem in Nürtingen wohnhaften Franzosen Pierre Cordelier stammen, der für die Organisation „Le Souvenir Francais“ tätig ist, also nicht etwa von der Kommission.

Ein Lob, das scheinheilig wirkt

Die Mainaukommission ist mit Professor Lothar Burchardt, Stadtarchivar Jürgen Klöckler und Museumschef Tobias Engelsing hochkarätig besetzt. Dass man sich nicht nur auf die Forschungsergebnisse Arnulf Mosers, sondern auch auf eigene Erfolgserlebnisse stützen möchte, versteht sich da beinahe von selbst. Angesichts der Tatsache, dass die Kommission weder den Eingang von Mosers Unterlagen bestätigte, noch ihn wenigstens informell in ihre Arbeit mit einbezog, wirkt Engelsings spätes Lob, das diesen Monat erging, aber mindestens scheinheiig.

Engelsing am 9. November: Moser „mehrfach einbezogen“

Als der Linken-Stadtrat Holger Reile diesen Monat im „Seemoz“ vorwurfsvoll darauf hinwies, dass man es seitens der Mainau versäumt habe, auf Arnulf Mosers Vorarbeit bei der Aufarbeitung der jüngeren Inselvergangenheit hinzuweisen, bedankt sich dafür zunächst Daniela Frey, und Tobias Engelsing als Sprecher der Kommission schreibt am 9. November folgendes: (Fortsetzung nach der Anzeige)


Sehr geehrte Frau Frey,

der geschätzte und verdiente Kollege Dr. Arnulf Moser wurde von der historischen Beratergruppe der Mainau (Professor Dr. Lothar Burchardt, Uni Konstanz, PD Dr. habil Jürgen Klöckler und Dr. Tobias Engelsing) mehrfach in die laufende, sehr komplexe Recherche in deutschen und internationalen Archiven einbezogen und um Auskünfte und Material zu seinen damaligen Recherchen und Einschätzungen gebeten.

Niemand schmälert also seine richtungsweisende Veröffentlichung und Forschungsarbeit von 1995. Da historische Forschung aber nie abgeschlossen ist und sich immer wieder auch neue Aspekte ergeben können, versuchen wir – unter anderem auf Hinweis von Herrn Dr. Moser - nun weitere Quellen zur jüngeren Geschichte der Mainau aufzufinden und das Material zu einem späteren Zeitpunkt auch nach wissenschaftlichen Grundsätzen zu gewichten.

Beste Grüße

Dr. Tobias Engelsing
Sprecher der historischen Beratergruppe

Moser am 11. Dezember: „Eine Reaktion erfolgte nicht

Die Antwort Mosers folgt zwei Tage später. Am 11. November schreibt der Konstanzer Historiker folgendes:

Liebe Leute,

es ist richtig, dass ich Herrn Engelsing Mitte Februar 2012 die von der Kommission gewünschten Dokumente zu meinem Buch von 1995 sowie weitere Informationen geschickt habe. Eine Reaktion erfolgte nicht, und ich habe von dieser Kommission seither nichts mehr gehört.

Fest steht, dass die Biographien der 33 auf der Mainau 1945 verstorbenen Personen nicht von der Kommission erarbeitet wurden, sondern von Herrn Pierre Caudrelier von der französischen Organisation Le Souvenir Francais (Generaldelegation für Baden-Württemberg: Jägerstraße 37, 72622 Nürtingen, Tel. 07022-80530, Fax -201303).

Mit freundlichen Grüßen
Arnulf Moser

Die Mainau-Geschäftsführung hat prompt reagiert

Die Mainau-Geschäftsführung hat auf die Kritik prompt reagiert und ihre Pressemitteilung, so wie sie jetzt im Internetauftritt der Blumeninsel nachzulesen ist, sowohl die Verdienste von Arnulf Moser als auch der Deutsch-Französischen Vereinigung gewürdigt. Und Tobias Engelsing kann heute die Gelegenheit des Festaktes nutzen, für Mosers historische Vorarbeit zu danken. Arnulf Moser wird, wie er sagte, an dem Festakt teilnehmen.

Quellen: www.mainau.de — Arnulf Moser:„Die andere Mainau 1945. Paradies für befreite KZ-Häftlinge“ — www.dornroeschen.nu — Daniela Frey, Claus-Dieter Hirt: „Französische Spuren in Konstanz“ — www.seemoz.de — “Südkurier”

Bild: Frieder Schindele



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