Dornröschen » Blog Archive » Südkurier verlässt zum zweiten Mal den Fischmarkt
Leserkommentare
 
Sponsoren
25. März 2014 | Lokalredaktion soll nach Wollmatingen

Südkurier verlässt zum zweiten Mal den Fischmarkt

Konstanz (gro) Zum zweiten Mal soll sich die Heimatzeitung komplett aus der Konstanzer Stadtmitte zurückziehen und auch seine Lokalredaktion ins Wollmatinger Westend verlagern. Das verlautet aus gut unterrichteten Kreisen des Medienunternehmens. Grund für den erneuten und wohl endgültigen Abzug der Redaktion sei der Kostendruck, der das ganze Printgewerbe plagt und auch vor dem Südkurier nicht Halt macht. Der 1945 von Johannes Weyl (1904 bis 1989) gegründete Südkurier hatte am Konstanzer Fischmarkt fast 50 Jahre seinen publizistischen und unternehmerischen Mittelpunkt.

Eine der ersten Zeitungen nach dem Krieg

Als am 8. September 1945 der erste Südkurier erschien, war es die Geburt einer der ersten Zeitungen, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland erscheinen durften. Aus der Pioniertat entwickelte sich unter Johannes Weyl und seiner Tochter Brigitte Weyl eines der massgeblichen Verlagsunternehmen im deutschen Südwesten. 1980 griff die Stuttgarter Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck danach, die zunächst ein Viertel der Südkurier-Gruppe übernahm und sich zehn Jahre später fast das ganze Medienunternehmen einverleibte.

Zurück ins urbane Mittelfeld - vorübergehend

Als anfangs der 1990er Jahre der Neubau im Oberlohn mit einer neuen Rotationdruckmaschine, mit grosszügiger Vertriebszentrale und neuen Räumen für Verlag und Zentralredaktion bezogen wurde, verschlug es wenig später auch die Lokalredaktion des Südkuriers ins Westend von Wollmatingen. Umso grösser war die Erleichterung der lokalen Zeitungsmacher, als sie wenige Jahre später aus dem Gewann Oberlohn an den Fischmarkt zurückkehren durften, damals übrigens einem Trend folgend, der sich sowohl in Freiburg, Augsburg und anderswo abgezeichnet hatte: in fast allen grösseren Städten kehrten die Lokalredakteure, die zuvor in komfortable, aber randständige Neubauten der Verlage mitgenommen worden waren, zurück ins urbane Umfeld, von dem sie leben – manchmal allerdings nur vorübergehend, wie sich in Konstanz zeigt.

Am Ende kommen die Schwaben aus Bayern

Die technische Befrachtung der Redaktionsarbeit mag dazu führen, dass die körperliche Präsenz eines Journalisten an Gewicht verloren hat. E-Mail, Twitter, Handy und Co. dürften aber nach wie vor nicht heranreichen an die materielle Existenz eines wachen, neugierigen und womöglich badischen Redakteurs. Erst recht nicht, wenn ein solcher Zeitungsmacher nicht mal mehr in einem Unternehmen Stuttgarter Schwaben beschäftigt ist, sondern bei der Augsburger Pressedruck GmbH, also einem Betrieb schwäbischer Bayern, die den Konstanzer Südkurier demnächst mit Mann und Maus komplett ihr Eigen nennen dürften.




 Kommentieren    Trackback    Drucken

Noch keine Kommentare

Neuen Kommentar schreiben ...