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26. April 2014 | Wegen der anhaltenden Sperrung des Hauptzolls

Hinter den Kulissen formiert sich Widerstand

Konstanz (gro) Während sich im Konstanzer Stadtteil Stadelhofen Zufriedenheit breit macht, formiert sich im Bereich der Konstanzerstrasse in Kreuzlingen Widerstand gegen die weitere Sperrung des Hauptzolls am Ende der Kreuzlinger Strasse. Genau genommen richtet sich die Ablehnung nicht gegen die Sperrung an sich, sondern gegen die einseitige Belastung der Konstanzerstrasse. Das Strassenstück zwischen Emmishofer Zoll und Bahnunterführung ist zu einem Kreuzlinger Problemfall geworden.

Die Initiative ging von Konstanz aus

„Nach fast fünfmonatiger Testphase“, so verkünden die Stadtverwaltungen von Konstanz und Kreuzlingen in frohlockender Vollmundigkeit, bleibe die Kreuzlinger Straße und damit der Hauptzoll für den Kraftfahrzeugverkehr „dauerhaft gesperrt“, geöffnet nur für Fußgänger und Radfahrer. Die definitive Sperrung sei „nach intensivem Austausch“ zwischen den Verkehrsplanern beider Städte „gemeinsam beschlossen“ worden. Auf Initiative der Stadt Konstanz, auch daran wird erinnert, sei die Kreuzlinger Straße auf der Höhe des Hauptzolls zum Beginn der Adventszeit 2013 für den motorisierten Individualverkehr (MIV) geperrt worden.

Bevölkerung wurde “ein bisschen” gefragt

Anfang Januar wurde die Sperrung bis Ende April 2014 verlängert. Am 22. Februar gab es eine gemeinsame öffentliche Veranstaltung am Grenzübergang mit Oberbürgermeister Uli Burchardt und Stadtammann Andreas Netzle. Dabei wurde der Bevölkerung auf beiden Seiten der Grenze die Situation erklärt und Gelegenheit gegeben, sich dazu zu äussern. Mit einer “echten Beteiligung” habe das wenig zu tun gehabt, “die Leute wurden halt ein bisschen gefragt”, sagte ein christgrüner Konstanzer Kritiker. Am 8. April habe sich die im Mai 2013 gegründete „Arbeitsgruppe Grenzübergänge“ beider Städte „nach Abwägung der verschiedenen Argumente für die Aufrechterhaltung der Sperrung ausgesprochen, heisst es in der Mitteilung aus dem Rathaus. Auf schriftliches Ersuchen des Konstanzer Oberbürgermeisters Uli Burchardt habe sich am 15. April „der Kreuzlinger Stadtrat dieser Haltung angeschlossen“.

Verbesserung für die Rettungskräfte

Hauptgrund für die nun „definitive Schliessung der Strasse“ sei die Sicherheit. Jetzt fänden die Rettungswagen von DRK und Notarzt auch an Verkehrsspitzentagen ins Innere Stadelhofens. Die Rettungsorganisationen sprächen sich „deshalb für eine Beibehaltung der Sperrung aus“, heisst es im Rathaus. Auf Kreuzlinger Seite sei die Sicherheit nach wie vor kein Problem.

Aussterbende Geschäftsstrasse

Die Strassenstrecke zwischen Emmishofer Tor und Bahnunter- führung ist seit Jahren eine absterbend wirkende Geschäftsstrasse. Sie war bis September 2009 ordentlich belebt. Haupt- anziehungspunkt war der so genannte Schwaben-Migros, in dem viele Konstanzer, ohne allzu viel auf den Franken-Kurs zu achten, gerne einkauften. Doch längst stehen die über 2000 Quadratmeter des früheren Grossmarkts leer. Weitere Geschäfte haben inzwischen dicht gemacht, auch die Filiale der Thurgauer Kantonalbank.

Fast 8000 Quadratmeter Gewerbefläche zu haben

Allein der verlassene Schwaben-Migros hat gut 2000 Quadratmeter Nutzfläche, hinzu kommen 5800 Quadratmeter in der „Gardencity“, der neu entstandenen Grossanlage an der Konstanzerstrasse zwischen dem ehemaligen Schwaben-Migos und der Bahn, in den ein Pensionsfond rund 45 Millionen Franken investiert hat. Ein weiteres Wohnhochhaus wird im Kaufe des Sommers fertiggestellt. Aktuell sind etwa 8000 Quadratmeter Gewerbeflächen und etwa drei Dutzend bereits fertiggestellte Wohnungen zu haben. Nebenan entstehen auf dem ehemaligen Bellevue-Areal etwa 200 neue Wohnungen.

Vor allem: Massenhaft Autos

Die Konstanzerstrasse wirkt auch deshalb so leer, weil die Fussgänger fehlen. Dafür gibt es jetzt regelmässig stundenlang ordentlich Autoverkehr. Kein Wunder, der Emmishofer Zoll ist jetzt der einzige innerstädtische Grenzübergang der Doppel-City von Kreuzlingen und Konstanz. Die Automassen machen die Konstanzerstrasse zu einer unwirtlichen Strasse. Prompt beklagen die Wirte der wenigen Lokale den zurückgegangenen Zuspruch. Auch Anwohner der Kreuzlinger Brückenstrasse, die Hauptrasse und Konstanzerstrasse verbindet, sind sauer über den stark zunehmenden Verkehr.

Widerstand noch ein zartes Pflänzchen

Der Widerstand gegen die Verkehrsverlagerung ist noch ein ziemlich zartes Pflänzchen. Nach der Festschreibung der Sperrung will man nun, wie man hört, mit Kreativität reagieren. Man will es jedenfalls nicht still hinnehmen, verkehrspolitisch ausgegrenzt zu werden. Eingeweihte weisen zudem darauf hin, dass der Hauptzoll nur deshalb so leicht gesperrt werden konnte, weil die betreffende Strasse, die Hauptstrasse, aus der Hoheit des Kantons an die Kommune Kreuzlingen zurück gegeben worden war. Die Konstanzerstrasse ist dagegen eine kantonale Strasse, die sich nicht einfach sperren lässt.

Bilder: Frieder Schindele




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