Dornröschen » Blog Archive » Lago rüstet sich für den Ansturm der Schweizer
Leserkommentare
 
Sponsoren
16. Januar 2015 | Beifall an der Pfüselküste

Lago rüstet sich für den Ansturm der Schweizer

Konstanz/Horgen (gro) Peter Herrmann im Glück: Der Lago-Center-Manager und sein Team erwarten zum Wochenende einen Sonderansturm der Kundschaft aus der Schweiz. Schliesslich hat sich die Kaufkraft des Schweizer Frankens buchstäblich über Nacht um fast 20 Prozent verbessert. Fast drei Jahre lang war der Wechselkurs fest an den Euro gebunden, die Schweizer Notenbank (SNB) sorgte dafür, dass der Kurs nicht unter 1,20 Franken für einen Euro sank. Seit gestern ist der Kurs wieder frei gegeben. Und prompt näherte sich der Franken, wie vor drei Jahren, wieder nahezu paritätisch dem Euro.

Es wurde zu teuer für die SNB

Für die Schweizer Notenbank wurde es zu teuer, den Euro durch immer neue Aufkäufe künstlich zu verknappen, um den Kurs bei 1:1,20 zu halten. Denn die anhaltende wirtschaftliche Flaute der allermeisten EU-Länder drückt ebenso anhaltend auf den Wert des Euro. Zusätzlichen Druck schuf die Geschäftspolitik der Europäischern Zentralbank (EZB), die zinsverbilligtes Geld in den Euro-Kreislauf pumpt, in der Hoffnung, dadurch Investitionen anzuschieben.

Ein bisschen wie das Konstanzer Konzil

Was den Konstanzern das Konzil, ist den Horgenern das Sustmuseum, ein prächtiger Bau aus dem 16. Jahrhundert. Das Konzil ist zwar über 100 Jahre älter, aber die beiden Bauten sind sich mit ihren grossen, weit herabgezogenen Dächern sehr ähnlich, beide wurden an einem Seeufer in idyllischer Landschaft erbaut und beide dienten einst dem Warenumschlag. Vom Horgener Sust am Zürichsee führte ein Saumpfad übers Gotthardmassiv nach Italien, und es würde niemanden überraschen, wenn sich anhand alter Protokolle eine Zusammenarbeit zwischen Ravensburger, Konstanzer und Zürcher Handelsgesellschaften nachweisen liesse. Auch eine Fähre gibt es dort, von Horgen hinüber nach Meilen, zur so genannanten Goldküste des Zürichsees.

Wo der SNB-Chef überraschend ein Heimspiel hatte

Was hat Horgen am Zürichsee mit Konstanz und der Freigabe des Wechselkurses zu tun? Nun, Thomas Jordan, der Chef der Schweizerischen Notenbank (SNB), hatte gestern Abend in Horgen seinen ersten öffentlichen Auftritt, nachdem er die brisante Entscheidung zur Abkopplung der Schweiz vom Euro in Zürich bekannt gegeben hatte. Diese Entscheidung war von Wirtschaftsverbänden erwartungsgemäss und teilweise heftig kritisiert worden. Es war ja auch vor 3 Jahren vor allem die Wirtschaft gewesen, die von der SNB forderte, der „übermässigen Aufwertung des Schweizer Frankens“ Einhalt zu gebieten. Doch der SNB-Direktor, der als Gastredner zum Wahlkampfauftakt für die demnächst anstehenden Wahlen zum Zürcher Kantonsrat sprach, musste sich gestern Abend keineswegs mit Vorwürfen auseinandersetzen. Im Gegenteil, er hatte ein regelrechtes Heimspiel in Horgen, wie Ronny Nicolussi heute in der „Neuen Zürcher Zeitung“ berichtet. Für Jordan gab’s nur Beifall an der Pfüselküste, wie die gegenüber residierenden Goldküstler das Gestade auf der anderen Seite des Sees manchmal etwas schnoddrig bezeichnen.

Sogar Blocher lobt die SNB-Entscheidung

Inzwischen hat selbst Christoph Blocher die Abkoppelung des Frankens vom Euro gelobt, und der konservative Alt-Bundesrat und Chef der Schweizerischen Volkspartei (SVP) ist absolut unverdächtig, nicht wirtschaftsfreundlich zu sein. Anscheinend sieht es Blocher lieber, wenn der Markt seine freien Kräfte entfalten kann, statt sich einer Mischung aus finanzpolitischen und wirtschaftlichen Vorgaben zu unterwerfen. Das ändert allerdings nichts daran, dass die Exporte der Schweiz ins europäische Ausland empfindlich teurer werden - und dass noch mehr Kundschaft aus der Schweiz nach Konstanz strömen wird.

Titelbild: Frieder Schindele




 Kommentieren    Trackback    Drucken

Noch keine Kommentare

Neuen Kommentar schreiben ...