Von wegen Flugplatz: Gutachten gnadenlos zerpflückt
Konstanz (gro) Das neueste Gewerbeentwicklungskonzept für Konstanz aus dem Hause des Gutachters Acocella (Lörrach) ist von dem Konstanzer Dienstleistungsspezialisten Peter Magulski gnadenlos zerpflückt worden. Nach Magulskis Analyse drängt sich der Verdacht auf, dass es sich bei der Arbeit des Lörracher Büros um ein Gefälligkeitsgutachten handelt, das den so genannten Konstanzer Flughafen „mit aller Gewalt“ (so ein Gemeinderat) als künftiges Gewerbegebiet empfiehlt. In den Reihen des Stadtparlaments grummelt es deswegen.
Auch Flüchtigkeitsfehler übertragen
Magulski hat sich mit dem Gutachten intensiv auseinander gesetzt. Dabei ist dem Konstanzer Software-Unternehmer klar geworden, dass das Lörracher Gutachterbüro gut im kommunalen Geschäft verankert ist, und zwar sowohl regional als auch bundesweit. Magulski entdeckte dabei überraschende Ãœbereinstimmungen, obwohl bei der Vorstellung des Gutachtens im Konstanzer Gemeinderat ein Mitarbeiter der Lörracher Firma auf die „Einmaligkeit“ der Konstanzer Situation hingewiesen hatte. So ist zum Beispiel der gutachterliche Text für ein “Vergnügungsstättenkonzept”, das sowohl von Konstanz am Bodensee als auch von der etwa halb so grossen Stadt Gronau (im westfälischen Münsterland) in Auftrag gegeben wurde, seitenweise nicht nur inhaltlich, sondern auch wortwörtlich identisch. Selbst Flüchtigkeitsfehler wurden übertragen.
Mitglied im „Club der Flieger“
Peter Magulski macht kein Hehl daraus, dass er sozusagen Partei ist. Er ist Mitglied im „Club der Flieger“ und am Erhalt des Flugplatzes, des „Konstanzer Verkehrslandeplatzes“, lebhaft interessiert. Er ist überdies überzeugt davon, dass der Flugplatz in seiner heutigen Form erhalten werden muss –als unmittelbares Nachbargebiet des Wollmatinger Rieds und als potenzielles Überflutungsgebiet in Hochwasser-Situationen. Ein grosser Teil des Flugplatzes kann von Gesetzes wegen gar nicht bebaut werden. Trotzdem wird er von dem Lörracher Gutachterbüro als künftiges Gewerbegebiet vorgeschlagen.
Flächenbedarf unzulässig hoch gerechnet
Dass sich bei Gutachten für deutsche Städte zahlreiche Übereinstimmungen ergeben, versteht sich von selbst. Deshalb stossen sich Mitglieder des Stadtparlaments auch weniger an mehrfach verwendeten Texten, die ja alle aus dem selben Büro kommen. Höchst bedenklich stimmt dagegen der Umgang mit Daten und Berechnungen. So wurde beim Gewerbeentwicklungs-Gutachten für Konstanz - im Gegensatz zu Gutachten für andere Städte - das Umland zwar im Text erwähnt, aber rechnerisch nicht berücksichtigt. Unterschlagen werden auch etliche andere Komponenten zur Ermittlung des künftigen Flächenbedarfs (der so genannten Flächenbedarfskennziffer). Gemeinsam ist allen diesen Komponenten, dass sie den voraussichtlichen Flächenbedarf reduzieren würden. Peter Magulski hat jedenfalls eine Reduktion um 64 Prozent (!) errechnet.
Den Spürsinn in die Wiege gelegt
Das Gutachten ist vom Gemeinderat in Auftrag gegeben worden, allerdings aufgrund eines Vorschlags der Stadtverwaltung. Dank Magulski dürfte nun eine Ãœberprüfung des Gutachtens ins Haus stehen. Denn Magulski hat der Verwaltung seine anschaulich mit Beispielen angereicherte Analyse zur Verfügung gestellt, ebenso den Fraktionen des Gemeinderats. Analytischer Spürsinn dürfte dem Software-Unternehmer in die Wiege gelegt worden sein: Der geschäftsführende Gesellschafter der combit GmbH ist der Sohn von Rainer Magulski, dem Verfasser wahrer Kriminalgeschichten (u.a. “Ein heftiger Herzstich”) und früheren Chef der Kripo Konstanz.
Bild: Friedr Schindele
Sehr gut! Die Serie der Flugplatzschließungen muß doch endlich mal aufhören.