Dornröschen » Blog Archive » „Bitte, bleib‘ sachlich!“
Leserkommentare
 
Sponsoren
27. Juli 2015 | Donath geht – und eine Ära geht zu Ende

„Bitte, bleib‘ sachlich!“

Konstanz (gro) Noch fünf Tage, dann ist fertig. Ende, Schluss und Aus. Donath Heppeler hört auf. Endgültig. Was vor 35 Jahren in den ölverschmierten Räumlichkeiten einer Tankstelle an der Konzilstrasse begann, wird ab 1. August 2015 vor allem abgewickelt. Dazwischen liegt eine regelrechte Ära, die „Ära Donath“. Und die geht jetzt zu Ende, in der Konzilstrasse (mit dem „Theatercafe“), an der Spanierstrasse („Rheinterrasse“) und endgültig auch an der Bodanstrasse. Vielleicht steigt dort in diesen Tagen noch die eine oder andere Abschiedsparty. Mehr lässt sich Donath in diesen Tagen nicht entlocken, nur die gut gemeinte Aufforderung: „Verdammt nochmal, bitte bleib‘ sachlich!“

Das „Tanzschiff“ machte Donath berühmt in der ganzen Schweiz

Es war eine ebenso milde wie wilde Nacht gewesen, damals, im Juni 1997, als Neneh Cherry, Europas Rap-Königin, eine Nacht lang auf der „Baden“ tanzte. Nach ihrem Auftritt beim Zeltfestival auf Klein Venedig hatte die Hip-Hop-Diva im „Pinocchio“ getafelt und gefragt, wo noch etwas los sei in Konstanz. Es war ein Mittwoch, und Olivia Canestrini schnappte sich Neneh, eilte mit ihr in den Hafen und aufs „Boot“. Neneh Cherry („7 seconds“) hat die Nacht durchgetanzt, meistens mit Florence Gersie. Auch Sean, der Bassist ihrer Band, war begeistert von „Donath’s fantastic location“.

Die „Kempten“ als wunderbares Nachttanzschiff

„Das Boot“ ist bis heute im Raum Zürich ein Begriff für exotischen Glamour, wurde von dem aus dem Donautal stammenden Gastronomen Donath Heppeler anfangs der achtziger Jahre gewissermassen erfunden. Zunächst machte er aus der im Hafen vor sich hin dümpelnden „Kempten“ ein wunderbares Nachtlokal mit exzellenter Küche, flirrenden Bars und Tanzlokalen. Ein durchschlagender Erfolg, der nur durch neidische Kollegen mithilfe extensiv ausgelegter, feuerpolizeilicher Bestimmungen ausgebremst werden konnte.

Feinschmecker und schöne Frauen

Nach der Ausmusterung der „Kempten“ wurde Heppeler das Motorschiff „Baden“ (Baujahr 1935) anvertraut, das er von allerlei plastikhaltigen Hässlichkeiten befreite und mit originalen Leuchten, Lampen und anderen genuinen Accesoires bestückte. Vor allem aber machte Heppeler „Das Boot“ zum Treffpunkt von Feinschmeckern und schönen Frauen und Männern. Darunter die Latinos, vor allem die brasilianische Community der Region.

Europas beste Samba-Band

Heppelers Konzept ging auf. Neneh Cherry blieb keine Ausnahme. Zu den Gästen gehörten nicht nur Stars und Sternchen wie Lusi da Silva aus Rio, Marlies & Fabian aus München, Judith Teylo aus Havanna oder Marina aus Salvador da Bahia. Bé Igacio aus Sao Paolo gab dort mit ihrer Band eines ihrer allerersten Konzerte. Gelegentlich kamen ganze Busladungen aus Zürich, und Fredy Müller, den Gründer von “Tres Kilos” und Mitbegründer des “Kaufleuten”, zog es häufig nach Konstanz aufs “Boot”. Es war jedenfalls kein Zufall, dass „Tuque“-Bandleader Osmer Oliveira damals seinem Schützling namens Jerinomo Maria Barreto Claudemir da Silva eine Tanznacht auf Heppelers Tropical-Boat empfahl, um sportliche Irritationen in den Griff zu bekommen. Jeronimo Maria Barreto Claudemir aus Santo André (Sao Paulo), der damals noch ein wenig “fremdelte”, heisst schon lange schlicht Cacau und hat längst einen deutschen Pass.

Bild: Frieder Schindele




 Kommentieren    Trackback    Drucken

2 Kommentare

  1. 1. John | http://??

    Ja nu, alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei…. Wie wäre es denn mit einer Tankstelle dort am ehemaligen Theatercafe?! Würde sich heute sicher wieder lohnen in KN. Die Geschichte wiederholt sich vielleicht doch und ist die ewige Wiederkehr des immer Gleichen ;-)

  2. 2. John | http://??

    Ja hallo??? Wollte mit meinem ersten Kommentar eigentlich nur etwas provozieren… Denn auch ich sehe das so wie der Autor: Donath hat in KN Gastrogeschichte geschrieben!! Ich war Jahrzehnte gerne Gast im Theatercafe und auch in anderen Betrieben. Was Besseres gab’s in KN damals nicht, und was heute besser ist, wurde damals geweckt. Danke Donath!

Neuen Kommentar schreiben ...