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17. November 2015 | Trauer und Trotz, Hass und Mahnungen

Die Tage danach

Konstanz/Paris(gro) Die Anschläge in Paris mit 132 Toten und 350 Verletzten haben weltweit Trauer und Entsetzen ausgelöst. Weltweit auch kam es zu spontanen Mahnwachen und Demonstrationen der Anteilnahme, die zugleich Mut machten sollten. Unter dem Motto „NousSommesUnis“ trafen sich am Samstagabend vor allem junge Menschen auf dem Münsterplatz, gemeinsam aufgerufen von Claus-Dieter Hirt, dem Präsidenten der Deutsch-Französischen Vereinigung,von Peter Friedrich (SPD), Landtagsabgeordneter und Europaminister, sowie von Andreas Jung (CDU), dem Abgeordneten und Vorsitzenden der deutsch-französischen Parlamentariergruppe im Berliner Bundestag. Der Terror sollte nicht das letzte Wort haben. Selbst das Fussballspiel der Nationalmannschaften von Deutschland und den Niederlanden am heutigen Dienstagabend in Hannover steht im Zeichen dieser Haltung.

Bundesregierung im Fussballstadion

Bundeskanzlerin Angela Merkel will, wie es heisst, dem Länderspiel mit dem kompletten Bundeskabinett beiwohnen. Schön wäre es, wenn es den Veranstaltern gelänge, um die Regierungsgäste einige Dutzend neu angekommene Flüchtlinge aus dem Nahen Osten zu gruppieren. Dies würde die Symbolkraft noch erhöhen: Nichts und niemand hat dem so genannten Islamischen Staat (IS) schon jetzt eine derart verheerende Niederlage bereitet wie Deutschland mit seiner Aufnahmebereitschaft von Menschen, die nicht anderes wollen, als dem IS, der die Menschen und den Islam verachtet, den Rücken zu kehren, und koste es auch das Leben. Einige Flüchtlinge, die in Konstanz an der Mahnwoche teilnahmen, haben das bezeugt.

„Gegen Menschlichkeit und direkt gegen den Islam“

„Mit Entsetzen und deutlichen Worten“ haben Muslime weltweit auf die Anschläge in Paris mit mindestens 132 Toten und 350 Verletzten reagiert, heisst es in einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. So habe der Rat der Muslime in Frankreich (CFCM) die “niederträchtigen und schändlichen Angriffe mit größtem Nachdruck” verurteilt. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, wird mit folgenden Sätzen zitiert: „Wir sind tief erschüttert über diesen feigen und perfiden Massenmord. Die Terroristen führen Krieg gegen die Menschlichkeit und damit auch direkt gegen den Islam.”

Iran: „Diese Terroristen sind keine Muslime“

Internationale Beachtung fand eine offizielle Verlautbarung der Teheraner Regierung. Hussein Dschaberi, der Sprecher des iranischen Aussenministeriums, erklärte in Teheran zu den Massakern von Paris: „Diese Terroristen sind keine Muslime und haben nichts gemeinsam mit den Kriterien und Werten des Islam.”

Es gibt auch ganz andere Stimmen

Die Anschläge in Paris lösen auch ganz andere Stimmen aus. Marine Le Pen, die Chefin des Front Nacional plädiert für Abschottung, dafür, die Grenzen Frankreichs ab sofort für Flüchtlinge aller Art dicht zu machen - angesichts der Katastrophe vom Wochenende eine noch einigermassen nachvollziehbare Reaktion. Zynisch dagegen, wie Lutz Bachmann das Massaker von Paris für seine verqueren Interessen nutzt. Die Flüchtlinge, liess der Pegida-Gründer verlautbaren, “bringen den Terror ins Land”. Er “könnte jetzt sagen, Sie, Frau Merkel, Herr Gabriel … haben in Paris mitgeschossen und mitgebombt!”

Strategie aus dem Geist des Christentums

Wieder anders Jakob Augstein, der sich in seiner neuesten Kolumne zum modernen Christentum bekennt und es fertig bringt, es als die einzig erfolgversprechende Strategie gegen den IS darzustellen.

Dazu die Leseseprobe:

Der Theologe Karl Barth hat einmal gesagt: “Wirklich vergeben können nur die, die eigentlich nichts zu vergeben haben, weil sie selbst genug auf dem Kerbholz haben.” Aber leicht ist das nicht. Die abendländischen Werte sind anstrengend und anspruchsvoll. Das macht sie so kostbar.

Krieg führen kann jeder.

Als Deutschland und Schweden im Sommer damit begannen, große Zahlen muslimischer Flüchtlinge aufzunehmen, hatte das historische Bedeutung: Es war ein Werk der tätigen Versöhnung zwischen Orient und Okzident. Nie hat der Westen dem Islamismus eine größere Niederlage beigebracht als in dem Moment, da er den unter Krieg und Terror leidenden Muslimen Schutz gewährte.

Man kann sich vorstellen, dass die Schergen des IS von diesem entwaffnenden Akt der Selbstlosigkeit schockiert waren. Nichts ist für sie gefährlicher, als der Verlust des Feindes.

Die komplette Kolumne Jakob Augsteins unter:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/krieg-gegen-terror-wir-sind-der-gegner-kolumne-a-1062979.html

Bild: Frieder Schindele




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