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18. Januar 2016 | Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion (KMDD)

Mit Dr. Georg Lind die Welt verbessern

Konstanz (gro) Kaum ein Wissenschaftler der Universität Konstanz ist weltweit so gefragt wie Dr. Georg Lind, bis zu seiner Emeritierung ausserordentlicher Professor für Psychologie. Mit seiner „Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion“ (KMDD) gibt der 68-jährige Experimentalpsychologe Workshop-Seminare in nah und fern, in Hessen und Sachsen, in Zürich und Istanbul, in Polen und Kolumbien, in Mexiko und Kalifornien. 2016 reist Lind zum dritten Mal in die Volksrepublik China, diesmal zur Universität von Macao. Georg Lind hat eine Methode entwickelt, mit der Menschen aller Altersstufen und unterschiedlichster Provenienz garantiert ein bisschen besser gemacht werden können. Der Psychologe hat dazu ein Handbuch verfasst, das derzeit auch ins Chinesische übersetzt wird. Sein Titel auf Deutsch: „Moral ist lehrbar“ (Logos Verlag Berlin, 19,90 Euro).

Vier Jahrzehnte Entwicklungsarbeit

Bei der Methode, an der der Experimentalpsychologe seit vier Jahrzehnten gearbeitet und gefeilt hat, geht es auf den ersten Blick um klassische Diskussionskultur, ums Zuhörenkönnen, um offenes Argumentieren und um den gegenseitigen Respekt der Diskutanten. Beim Studium von Linds Dilemma-Methode offenbart sich indessen ein Kosmos präzise austarierter und wissenschaftlich abgesicherter Regeln und Techniken. Dazu gehört folgerichtig eine international eingetragene Marke, eine Art Patentschutz für die KMDD.

Der Weg ist das Ziel

Georg Linds Dilemma-Methode hat ihren Namen daher, dass stets ein Dilemma Ausgangspunkt der jeweiligen wissenschaftlich gesteuerten Diskussion ist, eine kleine Geschichte, deren Protagonist verstrickt ist in eine Situation, in der der (oder die) Handelnde, egal, wozu er (sie) sich entschliesst, einen Fehler machen muss. Es kommt in der Diskussion weniger darauf an, eine Lösung zu finden, sondern über den Konflikt nachzudenken und ihn zu erörtern. Mit anderen Worten: Der Weg ist das Ziel.

Im Dienst der Integrationsarbeit

Die experimentalpsychologische Methode hat längst Eingang gefunden in die pädagogische Praxis der Lehrerausbildung. Erstmals bewegt sich Lind mit seiner Dilemma-Methode vom Giessberg herab in zentralstädtische Konstanzer Gefilde: Am Abend des 12. Februar stellt der Wissenschaftler seine Dilemma-Methode in der Buchhandlung Homburger & Hepp am Münsterplatz vor. Ausserdem gibt es demnächst ein praktisches Meeting mit dem Konstanzer Integrationsbeirat, der sich um die Integration von Flüchtlingen und Konstanzer Bürgern kümmert.

Moral – ein vielfach verleumdeter Begriff

Kaum ein Begriff hat in neuerer Zeit so viel Abwertung erfahren wie der Begriff „Moral“. Man denke nur an Bert Brecht („Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!“), an mehr oder weniger hämische Bezeichnungen wie „Doppelmoral“, „moralinsauer“ oder „bürgerliche Moral“. Georg Lind dagegen hat Moral neu empor gehoben, indem er sie mit der Tugend verheiratete: Moral ist laut Lind sowohl moralische Orientierung als auch moralische Kompetenz. Erstere ist angeboren, Letztere sollte, wie ein guter Wein, ein Leben lang ausgebaut werden.

Schon Babys sind moralisch

Was Lind und etliche seiner Kollegen längst vermutet hatten, wurde erst Ende des jüngst vergangenen Jahrhunderts in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen: dass Moral angeboren ist, dass bereits Babys moralisch empfinden; dass sie auf Kooperation freudig und auf Feindseligkeit deutlich ablehnend reagieren.

Es entstehen neue Netzwerke

Sozusagen im Gegenzug gelang der Nachweis, dass das bewusste Umsetzen moralischer Orientierung in ein entsprechendes Verhalten zu einer besonderen Aktivität im vorderen rechten Hirnlappen (im rechten dorsolateralen präfrontalen Cortex) führt. Diese Aktivität, die sich bei weiterem „Training“ evolutionär aufbaut, kreiert, wie Lind vermutet, neue Netzwerke im zentralen Nervensystem. Und das keineswegs nur bei Babys, sondern bei Menschen aller Altersstufen und verschiedenster Herkunft. Im Rahmen der Offiziersausbildung wurde KMDD bei der Bundeswehr eingesetzt, sie ist geeignet für Kinder ab 8 Jahren und für hochbetagte Mitmenschen, und auch schon mit Hochschul-Professoren wurde KMDD erfolgreich praktiziert.

Ausbau der moralischen Kompetenz

Gerne erinnert Georg Lind an Sokrates, den der griechische Philosoph Plato vor 2500 Jahren sagen liess, alle Menschen würden gerne gut sein, es fehle ihnen „nur“ an der Fähigkeit, den eigenen Idealen zu folgen. Dabei zu helfen, ist seit über vier Jahrzehnten das Forschungsziel von Lind: zu helfen, Konflikte und Probleme „durch Denken und Diskussion zu lösen, statt durch Gewalt, Betrug und Macht“. Durch moralische Kompetenz eben.


Georg Lind studierte Psychologie in Mannheim, Braunschweig und Heidelberg sowie Sozialwissenschaften in Konstanz (Promotion 1984). Nach seiner Habilitation an der katholischen Universität Eichstätt nahm Lind 1993 seine Lehrtätigkeit in Konstanz auf, wo er 2001 zum ausserplanmässigen Professor ernannt wurde. Hinzu kommen Lehraufträge an der Humboldt-Universität Berlin, an der Universität Monterrey (Mexiko) und an der University of Illinois in Chicago.

Bilder: Frieder Schindele




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