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26. März 2016 | Gerhart von Graevenitz gestorben

Mit diesem Mann ist die Universität exzellent geworden

Konstanz (gro) Dem Weitblick und dem Engagement von Professor Gerhart von Graevenitz hat es die Universität dieser Stadt zu verdanken, dass sie vor knapp zehn Jahren schon in der ersten Runde der so genannten Exzellenz-Initiative, einem bundesweiten, milliardenschweren Förderprogeramm, zur Elite der deutschen Hochschulen vorgestossen ist. Der 1944 im Schwarzwaldstädtchen Lahr geborene Literaturwissenschaftler, der 1988 nach Konstanz geholt wurde, war damals, von 2000 bis 2009, Rektor der Universität. Er ist gestern, am Karfreitag, im Alter von 71 Jahren gestorben. Er sei erschüttert über den viel zu frühen Tod des Wissenschaftlers, sagte Ulrich Rüdiger gestern in einer ersten Stellungnahme. Professor Rüdiger wurde 2009 zum Nachfolger von Graevenitz gewählt.

„Einen grossartigen Wissenschaftler und Freund verloren“

Die Universität habe „einen ihrer bedeutenden Wissenschaftler, einen großartigen Rektor und Freund verloren“, sagte Rüdiger. Er erinnerte daran, dass Gerhart von Graevenitz im Juli 2014 die Ehrenbürgerschaft der Universität Konstanz verliehen wurde. Ulrich Rüdiger hatte damals in seiner Laudatio gesagt, Graevenitz habe „das Fundament für einen Großteil dessen gelegt, was uns heute als Universität ausmacht und von anderen unterscheidet“. Der Erfolg bei der Exzellenzinitiative werde „auf immer” mit dem Namen Gerhart von Graevenitz verbunden sein.

Graevenitz setzte auf das forschende Miteinander

Auch die wissenschaftliche Arbeit des Professors für Neuere deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft stand im Zeichen des forschenden Miteinanders. Von 1996 bis 2000 hatte Gerhart von Graevenitz eine ständige Gastprofessur an der Karls-Universität Prag, von 1996 bis 2000 war er Sprecher des Sonderforschungsbereichs 511 „Literatur und Anthropologie“. Bis zum Schluss war er Mitherausgeber der Deutschen Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte (DVjs). Darüber hinaus engagierte er sich für die Universitätspartnerschaft mit Tel Aviv.

Die Weitsicht eines Universitäts-Gestalters

Die Weitsicht des Wissenschaftlers und Universitätsgestalters, der von 1993 bis 1996 auch Prorektor für Lehre an der Universität Konstanz war, so heisst es in einer Mitteilung der Universität weiter, habe sich insbesondere bei der Einrichtung des „Zentrums für den wissenschaftlichen Nachwuchs“, des heutigen Zukunftskollegs, gezeigt. Bei seiner Gründung im Jahr 2001 sei es eine bundesweit einmalige Errungenschaft gewesen. International renommierte Universitäten nähmen sich inzwischen das in Konstanz ersonnene und verwirklichte Instrument zur Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Vorbild.

Das Konstanzer Zukunftskolleg als internationales Vorbild

Nach dem Konstanzer Zukunftskolleg formte die Hebrew University in Jerusalem eine eigene Einrichtung für den geistes- und sozialwissenschaftlichen Nachwuchs: die „Martin Buber Society of Fellows in the Humanities“. Graevenitz war Vorsitzender des Stiftungsrats der Martin-Buber-Gesellschaft. Auch die Humboldt-Universität zu Berlin nutzte die Erfahrung des Konstanzer Wissenschaftlers. Sie berief ihn in seinen Beirat, später zum Beiratsvorsitzenden.

Ehrenring der Stadt Konstanz

Das Engagement in der Region sei Gerhart von Graevenitz genauso wichtig gewesen wie die weltweite Vernetzung, hört man in der Universität auf dem Giessberg. Der führungserfahrene Literaturwissenschaftler und Universitätslenker brachte sich im Gründungskomitee und später im Hochschulrat der benachbarten Pädagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) ein und war Mitglied im Hochschulrat der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg. Ausserdem engagierte er sich als Mitglied im Aufsichtsrat der Stiftung Welterbe Kloster Insel Reichenau. 2009 zeichnete ihn die Stadt Konstanz mit dem Ehrenring aus.

Engagiert in etlichen massgeblichen Führungsgremien

Zahlreiche Ämter innerhalb und außerhalb der Universität Konstanz zeugen vom Engagement des früheren Unirektors. Graevenitz war Permanent Fellow des Kulturwissenschaftlichen Kollegs im Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz, Mitglied im Direktorium des Konstanzer Wissenschaftsforums der Uni und Mitglied im Beirat des Zukunftskollegs der Universität. Von 2000 bis 2009 war er auch noch Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg. Er war von 2008 bis 2012 Mitglied im Fernsehrat des ZDF und arbeitete von 2012 bis 2014 in den Arbeitsgruppen des Wissenschaftsrats „Perspektiven der deutschen Wissenschaft“ und der Gruppe „Karrierewege in der Wissenschaft“. Er war Mitglied im Stiftungsrat der Universität Hildesheim, in der Arbeitsgruppe „Forschungsorientierte Gleichstellungsstandards“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), hatte Sitz und Stimme im Senat der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und im Beirat des Senders Arte Deutschland. Von der Universität Jassy (Rumänien) erhielt Gerhart von Graevenitz 2004 die Ehrendoktorwürde.

Bild: Frieder Schindele




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