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10. Juni 2016 | Jubiläum Lodi-Konstanz ohne Simone Uggetti

Überschattet vom Rücktritt des Stadtoberhaupts

Konstanz (gro) Vor zwei Jahren hat man Simone Uggetti ganz nah an der Seite des mächtigen Matteo Renzi, des Regierungschefs von Italien, gesehen. Und eigentlich könnte Uggetti ja mitfeiern, wenn hier heute, morgen und am Sonntag der 30. Geburtstag des Verlobungsfests der Städte Konstanz und Lodi begangen wird. Denn Uggetti, seit 2013 Bürgermeister von Lodi, der am 3. Mai wegen Korruptionsverdachts festgenommen, ins Gefängnis geworfen und später unter Hausarrest gestellt worden war, wurde am vergangenen Mittwoch, gerade noch rechtzeitig fürs Fest in Konstanz, wieder in die komplette Freiheit entlasssen, zumindest bis zu einem allfälligen Prozessbeginn.

Nur noch bis Ende Juli im Amt

Doch bereits einen Tag darauf, also am gestrigen Donnerstag, bestätigte Uggetti, dass er zum 31. Juli von seinem Amt als Stadtoberhaupt von Lodi zurücktreten werde. Gleichzeitig betonte er zum wiederholten Male, dass er, auch wenn er Fehler gemacht habe, stets zum Wohle der Stadt Lodi gehandelt und sich nichts zu Schulden kommen lassen habe, dessen er sich schämen müsste. Angesichts dieser Situation dürfte Uggetti kaum nach Fest und Feierlichkeiten zu Mute sein. Sämtliche Parteiämter und auch die Mitgliedschaft im Partito Democratico (PD) hat Uggetti bereits unmittelbar nach seiner Verhaftung niedergelegt.

Simonetta Pozzoli übernimmt

Die Amtsgeschäfte des scheidenden lombardischen Stadtoberhaupts übernimmt Simonetta Pozzoli, sowohl während der Festivitäten in Konstanz als auch wohl bald in der Partnerstadt Lodi an der Adda. Vizesindaco Simonetta Pozzoli gehört wie Guerrini dem regierenden PD an, dem Partito Democratico, der die Mitte-Links-Regierung von Rom anführt. Das Jubiläumsfest passt im Übrigen gut zu ihrem kommunalen Aufgabenbereich: Die studierte Gymnasiallehrerin ist unter anderem zuständig für die Kultur in Lodi.

Ausschreibung „massgeschneidert“

Uggetti wird von den Finanzbehörden verdächtigt, eine Ausschreibung für die Geschäftsführung der beiden städtischen Freiluftbäder nahe der Adda mehrfach abgeändert zu haben – bis sie am besten zu jenen Interessenten passte, die dem Stadtoberhaupt am nächsten stehen. Die Stadtangesstellte, die damit befasst war und sich über die wiederholten Abänderungen erfolglos beschwerte, zeigte den Bürgermeister schliesslich bei der Finanzpolizei (Guardia di Finanza) an.

Wochenlang die Telefone abgehört

Diese spezielle italienische Polizei überzeugte die Staatsanwaltschaft vom Gewicht eines Anfangsverdachts wegen Korruption - und erhielt die Erlaubnis, den Bürgermeister zu überwachen. So wurden mindestens vier Wochen lang unter anderem private und dienstliche Gespräche Uggettis abgehört. Als die Lauscher in einem Gespräch des Bürgermeisters mit dem anwaltlichen Berater eines potenziellen Interessenten hörten, Uggetti fühle sich überwacht und denke daran, verräterische E-Mails zu löschen, klickten kurz darauf die Handschellen.

Damit ungestört ermittelt werden konnte

Uggetti und der Anwalt wurden ins 25 Kilometer entfernte Gefängnis San Vittore von Pavia gebracht. Als Grund für diese Massnahme wurde von den zwei zuständigen Untersuchungsrichterinnen angegeben: Damit werde verhindert, dass Uggetti die weiteren Nachforschungen der Finanzpolizei im Rathaus von Lodi womöglich erschwere oder gar vereitle. Ob Uggetti fahrlässig, schuldhaft und/oder strafbar gehandelt hat, muss in einem Gerichtsverfahren festgestellt werden.




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