Jenny Erpenbeck über das Flüchtlingselend in Deutschland
Konstanz (gro) „Jenny Erpenbeck hat das Buch der Stunde geschrieben“, so betitelte „Der Spiegel“ im Spätsommer des vergangenen Jahres die Rezension zum Roman „Gehen, ging, gegangen“ betitelt. Das Buch handelt vom Flüchtlingselend in Deutschland und es „ist wohl die längste Stunde in der kurzen Geschichte dieser Republik“, vermuten die Veranstalter der Konstanzer Literaturgespräche. Das Thema sei hochaktuell, und so, wie sich die Weltlage sich darstellt, werde Jenny Erbenbecks Buch noch lange sehr aktuell bleiben. Der Abend mit der preisgekrönten Berliner Schriftstellerin in der Spiegelhalle (Hafenstrasse 12) am heutigen Dienstag beginnt mit Rücksicht auf Fussballfans erst um 20.30 Uhr.
“Trauriger Glücksfall” für die deutsche Literatur
Jenny Erpenbecks Roman sei ein „trauriger Glücksfall“ für die deutsche Literatur, schreibt Spiegel-Redakteurin Elke Schmitter, die im kommenden November das „forum autoren“ auf dem Literaturfest München betreuen wird. Erpenbecks „Gehen, ging, gegangen“ ist der fünfte Roman der in Berlin lebenden Autorin, die zunächst als Dramatikerin von sich reden machte. Der Roman bringt das Dilemma der Flüchtlingspolitik auf den Punkt, subtil, engagiert, mit viel Empathie, ohne falsches Pathos, vor allem aber mit einer enormen erzählerischen Kompetenz. „Gehen, ging, gegangen“ galt als Favorit für den Deutschen Buchpreis; immerhin gelangte er auf die Shortlist der letzten sechs Bücher. Ganz ohne Würdigung blieb der Roman nicht: Erpenbeck wurde der Thomas-Mann-Preis 2016 zuerkannt.
Mit den Augen der Flüchtlinge
In „Gehen, ging, gegangen“, so sagte Jenny Erpenbeck in einem Interview, versuche sie „unsere Wirklichkeit, das, was wir für selbstverständlich halten, auch mit den Augen der Flüchtlinge anzuschauen.“ Am morgigen Dienstag ist Jenny Erpenbeck Gast der Konstanzer Literaturgespräche im Foyer der Spiegelhalle. Bereits am Vortag liest sie in Friedrichshafen im „Kiesel“. An beiden Abenden wird sie begleitet von Wolfgang Ferchl, Programmchef bei Knaus, dem Münchner Verlag, in dem Erpenbeck ihre Bücher publiziert. Ferchl, 59, studierte in Konstanz u.a. bei dem Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Hermann Kinder und volontierte in einem Konstanzer Verlag.
Demnächst Neues von Kinder und Stadler
Apropos Hermann Kinder. Der zwischen Konstanz und Köln pendelnd reisende Schriftsteller hat ein neues Buch verfasst. Es wird genau einen Monat später, am Donnerstag, 21. Juli, ebenfalls im Rahmen der „Literaturgespräche“ diskutiert. Und für den Herbst kündigt das Forum Allmende, unter dessen Dach die Reihe durchgeführt wird, einen Abend mit Büchner-Preisträger Arnold Stadler an.
Karten für den Abend mit Jenny Erpenbeck an der Abendkasse der Spiegelhalle.