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7. November 2016 | Handbuch fürs historische Zentrum

„Zusätzlich Armlehnen im Farbton DB 703“

Konstanz (gro) Ein amtlich abgesegnetes Handbuch soll künftig dafür sorgen, dass alle so genannten Gestaltungsmassnahmen innerhalb des historischen Zentrums der Stadt Konstanz korrekt auf einander abgestimmt werden. Die Handlungsanweisung wurde von der Stadtverwaltung in Auftrag gegeben und soll am morgigen Dienstag vom Technischen Ausschuss des Gemeinderats für gut und verbindlich erklärt werden. Im neuen Massnahmenkatalog soll eine Menge vorgeschrieben werden. Vom anthrazit anmutenden Farbton („DB 703“) des gusseisernen Unterbaus zusätzlicher Armlehnen öffentlicher Ruhebänke “im Mittelbereich der Altstadt” bis hin zum kleinen “3-D-Standartmodell der Herrnhuter Sterne” mit “innen liegender, 3 Kilogramm wiegender Lichterkette” während der Weihnachtsbeleuchtung in der Niederburg.

Bisher nach Lust und Laune?

Die Beschäftigung mit dem Thema Altstadtausstattung legt zunächst nahe, dass man sich innerhalb der Verwaltung über einzelne Ausgestaltungen von Sanierungsmassnahmen bisher eher weniger Gedanken gemacht hat. Eingeweihte wissen aber, dass sich die verschiedenen jeweils beteiligten Ämter häufig in die Haare geraten sind. Insoweit ist es lebhaft zu begrüssen, dass bei der Erarbeitung des Handbuchs zehn Amtsbereiche und Interessengruppen mit einbezogen worden sind: neben dem Amt für Stadtplanung und Umwelt das Tiefbauamt, das Bürgeramt und das Kulturbüro, dazu das Stadtmarketing Konstanz, die Technischen Betriebe und – natürlich - die Stadtwerke; darüber hinaus, so informiert die Stadtverwaltung, „wurden Abstimmungsgespräche mit dem Behindertenbeauftragten und mit dem Seniorenrat der Stadt Konstanz geführt“.

Wäre in Lodi jederzeit zu besichtigen

Das immerhin 80-seitige Gutachten dürfte die Konstanzer Ratsmitglieder über weite Strecken langweilen. Trotzdem werden einige von ihnen die Gelegenheit nutzen darauf hinzuweisen, dass sich die Pflasterungen einzelner Gassen und Plätze in einem erbärmlichen Zustand befinden, und dies im krassen Gegensatz zu einstigen Haltbarkeitsversprechen. Einiges davon ist inzwischen nicht nur sehr unansehnlich, sondern auch verkehrsgefährdend geworden. Qualität, Stil und Geschmack solcher Tiefbauarbeiten wären zum Beispiel in der lombardischen Partnerstadt Lodi jederzeit auch für Konstanzer Amtsträger zu besichtigen, wo sich die Nachhaltigkeit von Plätzen und Gassen als ein Unterfangen anderen Kalibers darstellt. Doch anscheinend beschränkt sich die Städteparterschaft mit der östlich von Mailand gelegenen Provinzmetropole, so hört man an der Adda, derzeit wohl vor allem auf den Austausch von Artigkeiten.




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