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8. November 2016 | Stück Konstanz in der Schweiz

Arnulf Moser zu den Bemühungen ums Tägermoos

Konstanz (gro) Es war im Jahre 1294 als der Rat der Stadt Konstanz dem Erwerb des Gewanns Tägermoos zustimmte. Verkäuferin war das Konstanzer Schottenkloster St. Jakob, dem das Gelände gut 100 Jahre zuvor von Bischof Hermann I. geschenkt worden war. Dem Bistum Konstanz gehörte damals ein grosser Teil des Thurgaus. Das wurde alles anders, als 1798 die Alte Eidgenossenschaft zusammenbrach und ein Schweizer Nationalstaat gebildet wurde. Fürs Tägermoos wurde ein staatsrechtlicher Sonderstatus gefunden. Im Grunde genommen ist es seither ein 150 Hektar grosses Stück Konstanz in der Schweiz. Und seit 1831 gibt es Versuche, die Sondersituation aufzulösen. Der Konstanzer Historiker Arnulf Moser wird über diese Bemühungen ums Tägermoos morgen Mittwoch im Zunftsaal des Rosgartenmuseums in einem Vortrag berichten, Beginn ist um 19 Uhr.

Grünland am Rhein mit Gemüsefeldern und Badeplatz

Das kleine Stück Konstanz in der Schweiz westlich der alten Stadtmauern und jenseits der Landesgrenze ist ein Grünland mit Gemüsefeldern, Gewächshäusern, einem Badeplatz am Rhein und Kleingärten. Nach einem Staatsvertrag von 1831 nimmt Konstanz dort die Rechte einer quasi Schweizer Gemeinde wahr. Bebaut werden die Felder von Gemüsegärtnern aus dem Konstanzer Stadtteil Paradies. Auch sie genießen Privilegien aus alter Zeit. Bis heute seien „die teils in Bio-Qualität angebauten Gemüse-Erzeugnisse sehr gefragt“. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges drohte das Tägermoos verloren zu gehen.

Mit Bildern von Hella Wolff-Seybold

Heute bedrohen vor allem Verkehr und Siedlungsentwicklung die grüne Idylle, heisst es in einer Mitteilung des Rosgartenmuseums. Andererseits bleibe das Tägermoos „ein Stück lebendiges Mittelalter mitten in Europa“, umsomehr ein Anschaungsthema, als in Europa derzeit neue Grenzzäune errichtet und nationalstaatlich motivierte Abschottung propagiert würden. Die aktuelle Ausstellung im Rosgartenmuseum stellt das Tägermoos als „wundersames Stück deutschschweizerischer Nachbarschaftsgeschichte in Bildern und Geschichten“ vor: Gemälde und Grafiken zeigen Idyllen und Idealisierungen. Fotodokumente aus dem Alltag um 1900 illustrieren das karge Landleben, heutige Aufnahmen der Fotografin Hella Wolff-Seybold dokumentieren die Veränderungen der Gegenwart.

Sumpfige Viehweide und Richtstätte mit Galgen

Die Verwendung des Tägermoos‘ als sumpfige Viehweide ist seit dem 13. Jahrhundert belegt. Dies habe sich bis zur Privatisierung des Areals nach 1800 nicht grundsätzlich geändert, heisst es bei Wikipedia. Auf dem ausserhalb der Stadtmauern gelegenen Weideland war dieser Quelle zufolge 1384 ein Galgen errichtet worden, der bis ins 18. Jahrhundert als „konstanzische Richtstätte“ diente (1833 wurde der Galgen abgebrochen). Ab 1446 ist zudem eine städtische Ziegelei belegt, die bis ins 19. Jahrhundert in Betrieb war,

Auch manche Banken zeigten Interesse

Zu den Bemühungen, den „einseitig nicht kündbaren Staatsvertrag“ zwischen der Stadt Konstanz und der Schweiz neu zu fassen oder für ungültig zu erklären, gehörten Überlegungen wie Geländetausch, Grenzkorrekturen und Entwicklungsprojekte. Besonders kritisch sei es 1945 nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches geworden. Die Stadt sei damals weitgehend handlungsunfähig gewesen, als private Interessengruppen i m Einvernehmen mit Schweizer Banken versuchten, das Tägermoos „an sich zu ziehen“, wie es in einer Ankündigung des Vortrags von Arnulf Moser am Mittwoch Abend im Rosgartenmusem heisst.

Für die Teilnahme am Vortrag von Arnulf Moser am Mittwoch um 19 Uhr im Zunftsaal des Rosgartenmuseums unter dem Motto „Thema des Monats“ ist Voranmeldung nötig:
über ursula.benkoe@konstanz.de oder Telefon 0049(0) 7531-900-913 Bild: Urs Oscar Keller




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