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11. November 2016 | Für ein Syrien nach dem Bürgerkrieg

An der Uni beginnt jetzt der Wiederaufbau Syriens

Konstanz (gro) Über 200 syrische Akademikerinnen und Akademiker werden heute an der Universität Konstanz eingeführt in ein gesellschaftspolitisches Begleitprogramm zu „Leadership for Syria“. Unter diesem Arbeitstitel läuft eines der größten akademischen Aus- und Fortbildungsprogramme an, das von Deutschland im Rahmen langfristiger aussenpolitischer Initiativen gefördert wird. Die Syrer sind Studierende und Doktoranden an 49 deutschen Hochschulstandorten. Die Universität Konstanz bekam im vergangenen Juni den Zuschlag für das Begleitprogramm. Für „Leadership for Syria“ sind aus Mitteln des Auswärtigen Amts 10,5 Millionen Euro bereitgestellt worden; das Land Nordrhein-Westfalen steuert 1,5 Millionen bei.

Begleitprogramm dauert zwei Semester

Federführend bei „Leadership for Syria“ ist der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). Es geht der Bundesregierung darum, den künftigen Wiederaufbau in Syrien zu unterstützen. Die Teilnehmenden an dem Kernprogramm studieren überwiegend in natur- und ingenieurwissenschaftlichen sowie und in medizinischen Fächern. Das von der Universität Konstanz ausgerichtete Begleitprogramm läuft zunächst über zwei Semester. Es handelt sich um eine sozialwissenschaftliche Zusatzausbildung, die für alle Programmteilnehmenden verpflichtend ist. Schwerpunkte sind „Förderung eines demokratischen Gesellschaftsverständnisses”, „Förderung des Verständnisses einer nachhaltigen Wirtschaftspolitik“ und „Förderung persönlicher Handlungskompetenz“.

Aus mehr als 5000 Bewerbungen ausgewählt

An dem Programm sind, wie es in einer Pressemitteilung heisst, 18 Dozentinnen und Dozenten der Uni Konstanz aus den Fächern Politik- und Verwaltungswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften und Psychologie beteiligt. Träger an der Universität Konstanz ist die Akademie für Wissenschaftliche Weiterbildung. Das Programm „Leadership for Syria” verfolgt das Ziel, die langfristige politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Syriens nach einem Ende des derzeitigen Bürgerkriegs zu fördern. Die im Rahmen des Programms geförderten rund 200 syrischen Studierenden wurden in einem internetgestützten Verfahren mit persönlichen Interviews vor Ort ausgewählt. Mehr als 5000 Bewerberinnen und Bewerber hatten sich gemeldet. Eine Bewerbung war auch direkt aus Syrien oder den Nachbarländern, zum Beispiel auch aus Flüchtlingslagern, möglich.

Führung, Fairness und Vertrauensbildung

In ihrer Bewerbung um die Ausrichtung des Begleitprogramms hatte die Universität Konstanz betont, bei der nachhaltigen Förderung eines demokratischen Gesellschaftsverständnisses könne es „nicht um die Übertragung westlicher Demokratie- und Rechtsstaatsmodelle auf eine vom Bürgerkrieg zerrüttete Gesellschaft gehen“. Im Mittelpunkt stehe vielmehr die Vermittlung von Grundlagenqualifikationen im Bereich von Führung, Fairness, guter Regierungs- und Verwaltungspraxis sowie die Vertrauensbildung.

18 Dozenten und Berater aus der Praxis

Das Lehrprogramm für die Universität Konstanz für die über 200 Syrerinnen und Syrer wird auf der Basis von E-Learning mit drei Präsenzphasen in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Mediales Lernen (ZML) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) durchgeführt. Es wird unterstützt von einem halben Dutzend Beratern aus der Praxis. Ziel ist außer der Ausbildung selbst die Netzwerkbildung, von der die Teilnehmenden des Programms auch nach ihrer Rückkehr nach Syrien profitieren sollen.

Zur Eröffnung des Programms am heutigen Freitag um 14 Uhr im Audimax der Universität sprechen Ulrich Rüdiger, der Rektor der Universität, und Wolfgang Seibel, Politwissenschaftler und Leiter des Begleitprogramms zu „Leadership for Syria“.

Fazit: Neben all dem Gewurstel in Flüchtlingsfragen, fragwürdigen Deals mit fragwürdigen Regimen und Streitereien der politischen Akteure auf allen Ebenen endlich mal ein echter Lichtblick in der Flüchtlingspolitik! Endlich wurde gründlich – und rechtzeitig - vorausgedacht statt mehr oder weniger hilflos reagiert. Endlich ein absolut kluger Einsatz von Geldmitteln und Sachverstand. Und toll, das die Uni Konstanz da mit dabei ist.

Bild: Frieder Schindele




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