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16. November 2016 | Orchesterausschuss tagt mit Schweizer Siegertyp

Fehlmann gibt der Stadt erst einmal 211.462 Euro zurück

Konstanz (gro) Man hört immer wieder mal davon: von „Win-win-Strategien“, bei denen am Ende eines Wettbewerbs alle Beteiligten Vorteile einheimsen. Und nun sieht es ganz so aus, als habe sich ausgerechnet der Konstanzer Gemeinderat vor vier Jahren für genau die richtige Strategie entschieden, als er Beat Fehlmann, den damals 38-jährigen Klarinettisten aus Aarau, zum neuen Intendanten der Südwestdeutschen Philharmonie wählte. Die war damals hoch verschuldet. Heute gibt Fehlmann erst einmal 211.462 Euro an die Stadtkasse zurück, die seinerzeit für den klammen Orchesterbetrieb einspringen musste. In den kommenden Jahren gibt es sagenhafte 5 Millionen Euro obendrauf. Die Sitzung, in der das alles heute tatsächlich verhandelt wird, beginnt um 16 Uhr im Ratssaal an der Kanzleistrasse.

Der Intendant leitet die Geschäfte des Orchesterbetriebs

Die Philharmonie ist, wie das Theater unter Intendant Christoph Nix, ein weitgehend unabhängig wirtschaftender Eigenbetrieb der Stadt Konstanz. Der Intendant ist im Wesentlichen zunächst der kaufmännische Leiter des jeweiligen Unternehmens. Er hat als Intendant aber auch sonst recht viel zu sagen und künstlerisch massgeblich zu beeinflussen. Wie Nix kann das auch Fehlmann sehr gut, denn er ist keineswegs nur ein exzellenter Buchhalter, sondern auch ein preisgekrönter Komponist, erfahrener Orchesterleiter, vielseitiger Konzertmusiker, dazu weltläufig kundig durch Tätigkeiten und Studien, auch als Musikpädagoge, in Bern und Chicago, Basel, Zürich und zuletzt in Hamburg. Kurzum, die Wahl Fehlmanns im November 2012, so ist spätestens in diesen Wohen klar geworden, war ein Glücksgriff.

Jetzt hat die Stadt auch ein Exzellenz-Orchester

Nach der wiederholten Auszeichnung der jungen, 1965 gegründeten Universität Konstanz, der Bodensee-Universität, hat die Stadt nun auch ein Exzellenz-Orchester, und zwar eines von sechs bundesdeutschen Orchestern, von denen es in der Republik (und das ist Weltrekord!) mehr als einhundertfünfzig gibt, so genannte Kulturorchester mit Profimusikern. Nur sechs dieser Orchester wurden für so förderungswürdig erachtet, dass sie nun zum Ausbau ihrer künstlerischen Arbeit mit einem Bundeszuschuss in den kommenden 5 Jahren (von 2017 bis 2021) in Höhe von rund 1 Million Euro pro Jahr rechnen dürfen.

Keiner argumentiert so anschaulich

Dass es zu der „exzellenten Auszeichnung“ für die Philharmonie gekommen ist – und darüber herrscht weitgehende Übereinstimmung in den kulturellen Kreisen der Stadt - dürfte vor allem Fehlmann und seinem Talent fürs anschauliche und faktenuntermauerte Argumentieren zu verdanken sein. Dazu passt der „Lagebericht“, den die Orchesterleitung der Philharmonie dem Rechnungsprüfungsamt zukommen liess. „Die Südwestdeutsche Philharmonie“, heisst es darin, spiele im Verhältnis der Abonnenten und Abonnentinnen zu den Einwohnern der Stadt „in der 1. Bundesliga“ und sei darin „deutscher Vizemeister“. Andererseits stehe der Philharmonie, die pro Jahr etwa 6,4 Millionen Euro umsetzt, nur ein Saal zur Verfügung, der sie hinab verweise „ins Mittelfeld der 5. Liga aller deutschen Kulturorchester“.

Der „Neue“ aus Finnland freut sich mit

Mit dem Finnen Ari Rasilainen, der unlängst als Chefdirigent der Südwestdeutschen Philharmonie für die kommenden 5 Jahre gewonnen wurde, kommt ein Maestro an den Bodensee, der es mit Fehlmann, wie man hört, offenbar gut kann. Nach dem unlängst umjubelten Einstand des temperamentvollen „Nordlichts“ wird auf allen Ebenen nur noch Positives erwartet. Was trotzdem immer noch fehlt, und das seit vielen Jahrzehnten, ist ein angemessenes Konzerthaus, das die Philharmonie endgültig dort platziert, wo sie längst hingehört: in der 1. Bundesliga der Deutschen Kulturorchester mit einem erstklassigen Konzertsaaal. Und bestens dazu passt dann auch ein exzellentes Stadttheater.

Bild: Frieder Schindele




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