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3. Januar 2017 | Norditalien interessiert sich für Chemnitz-Bunten

Goldener Glanz schimmert hinter den Geschichten

Konstanz/Lodi/Mailand (gro) Die jüngste Vernissage, zu der Gabriele Chemnitz-Bunten anzutanzen hatte, hat die Konstanzer Künstlerin an einen „reichlich mondänen Rummel“ erinnert. Kein Wunder, das Treffen von Künstlern und Kunstfreunden fand statt im Ata-Hotel an der ebenso mondänen Peripherie Mailands, wo anlässlich der diesjährigen Weltausstellung allerlei futuristische Bauwerke entstanden sind. Hinzu kam, dass an diesem Vorabend des 4. Advents in einem Saal neben dem riesigen Ausstellungsareal des Hotelkomplexes ausgerechnet Silvio Berlusconis „Forza Italia“ einen Parteikongress hatte. Immerhin kamen so auch prominente Politiker in den Genuss von Gemälden aus Konstanz, die von einem goldenen Schimmer durchdrungen sind. Denn Gabriele Chemnitz-Bunten macht längst nicht mehr nur Puppen, sondern ist zurückgekehrt zur Malerei. In Norditalien interessiert man sich für sie.

Am Beginn stand eine Ausstellung in der Kirche St. Angelo

Als „die Puppenkünstlerin“ wurde Chemnitz-Bunten populär. Nicht nur in Konstanz und Umgebung, sondern auch bei Liebhabern dieser Kunst in aller Welt. Auch in der englischen Partnerstadt Richmond, ferner in Paris, Rotterdam und, vor allem, in Moskau, wo sie bereits dreimal mit Preisen russischer Kunstverbände ausgezeichnet wurde. In der Partnerstadt Lodi weckte vor allem die Ausstellung in der ehemaligen Engelskirche, in der zu einer stimmungsvollen Ausstellungshalle umfunktionierten chiesa St. Angelo vor fünf Jahren Aufmerksamkeit. Einer der Aufmerksamsten dürfte Ambrogio Ferrari gewesen sein, selber ein weit über Lodi hinaus bekannter und erfolgreicher Schöpfer von modernen, expressiven Skulpturen.

Ambrogio Ferrari geht es um die Bilder

Ambrogio Ferrari kam vergangenen Sommer als Überraschungsgast mit zu den Partnerschafts-Jubiläumsfestivitäten in Konstanz (30 Jahre Städtepartnerschaft mit Lodi) und liess sich im Atelier von Chemnitz-Bunten die aufwändige Entstehung der so lebensecht wirkenden Porzellanpuppen nahebringen. Es stellte sich dann aber sehr schnell heraus, dass er sich vor allem für Bilder von Chemnitz-Bunten interessierte. Geweckt worden war seine Neugierde von den kleinen und mittelgrossen Arbeiten, mit denen die Puppenkünstlerin ihre figurativen Kreationen vor fünf Jahren in St. Angelo umgeben hatte. Ferraris Interesse war professionell. Er betreut eine eigene Gallerie in Lodi, die Galleria Olrado Da Ponte in der Altstadt, die zudem Sitz der dortigen Künstlervereinigung ist. Hinzu kommt, dass Ambrogio Ferrari zu den Organisatoren etlicher Kunstmessen zwischen Mailand und Venedig zählt.

Die Bilder sind Präzisionserzeugnisse

Gabriele Chemnitz-Bunten, war von Ferrari aufgefordert worden, eine ihrer neueren Arbeiten, ein grossformatiges Triptychon, bei der Jahresausstellung der Künstlervereinigung auszustellen. Die Künstlerin war trotzdem „total von den Socken“, dass sie damit am 25. September den diesjährigen Preis der Künstlervereinigung von Lodi zugesprochen bekam. Deshalb wenigstens ein paar Sätze zu den neuen Bildern der Konstanzerin. Zum einen malt Chemnitz-Bunten von jeher sehr aufwändig, ja altmeisterlich. Die Bilder sind Präzionserzeugnisse. Insofern ähneln sie prinzipiell den Porzellanpuppen.

Dschingis Khan und Seidenstrasse

Andererseits sind die Bilder der Konstanzerin inzwischen sehr ausdrucksstark, wirken durchaus wild und kraftvoll. Wie etwa die Portraits von Kamelhäuptern und umzottelten Büffelköpfen. Es sind Bildnisse von Tieren in wüstenhafter Umgebung, dazu finden sich aufgeplusterte Vögel mir akkurat gemaltem Gefieder. Und dann dieser warme Schimmer. Die Erscheinung kommt daher, dass Chemnitz-Bunten ihre Leinwand mit Blattgold grundiert, bevor sie in Öl und mit echten Pigmenten an die weitere Arbeit geht. Der hohe Aufwand ist typisch. “Ich erzähle Geschichten mit meinen Bildern”, sagt Chemnitz-Bunten, “das wirkt sich aus, da fühl’ ich in mir ein grosses Geschehen, und das will dann auf die Leinwand.” In letzter Zeit beschäftigte sich Chemnitz-Bunten mit Dschingis Khan und der Geschichte der Seidenstrasse.

Zur zweiten Auszeichnung kam der Oberbürgermeister

Vollends „von den Socken“ war Chemnitz-Bunten, als sie noch einen Preis erhielt. Und zwar wieder wegen der Kunst. Doch diesmal, am 2. Oktober, war es ein wenig anders. Da ging es nicht um ihre spezielle Kunst. Die Konstanzerin wurde geehrt für Verdienste um den kulturellen Austausch Kunstschaffender der beiden Partnerstädte. Verliehen wurde diese Auszeichnung vom Partnerschaftskomitee der Stadt Lodi und überreicht wurde sie im Beisein von Oberbürgermeister Uli Burchard, der zum neuerlichen, diesmal in der Lombardei stattfindenden Jubiläumsfest herbeigeeilt war.

Für den Landkreis sprach Mario Quadraroli

Dass Kunst und Künstler in Italien eine besonders hohe Wertschätzung geniessen, zeigte sich auch dadurch, dass es Mario Quadraroli übernahm, den Werdegang und „die künstlerische Karriere“ von Gabriele Chemnitz-Bunten zu würdigen. Der Kunstdezernent der Provinz (des Landkreises) Lodi übernahm es auch, sie im Katalog zu der noch laufenden Ausstellung in der Mailänder Ata-Galerie, der „Gallerie Passepartout“, vorzustellen. Eigentlich hätte sie ja nach Moskau sollen. Es ist das 15. Jahr, dass die Konstanzerin auf der grossen Moskauer Kunstausstellung im Pavillon „Arena“ in der Nähe des Kreml mit ihren Puppen vertreten ist. Sie weiss ihre zerbrechlichen Kreationen allerdings in guten Händen bei der третьяковская галерея (Tretjakowskaja Galerie). Die handelt übrigens keineswegs nur mit Künstlerpuppen, sondern hat auch eine grosse Abteilung für Malerei.
Wer über die Puppen mehr wissen will: www.artistdolls.de

Bild: Frieder Schindele




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