Dornröschen » Blog Archive » Der Rettungssanitäter lässt andere die Wunden heilen
Leserkommentare
 
Sponsoren
4. März 2017 | Christoph Nix bleibt Konstanz erhalten

Der Rettungssanitäter lässt andere die Wunden heilen

Konstanz (gro) Noch mal Glück gehabt: Christoph Nix, 62, hat seine Kandidatur für das Amt des Kulturbürgermeisters der Stadt Trier zurückgezogen und bleibt Konstanz damit als Intendant des Stadtheaters erhalten. Sein Vertrag läuft noch bis 2020. Dank seiner doppelten Promotion als Jurist und Theaterwissenschafter, dank seiner Arbeit als Hochschulllehrer an verschiedenen Universitäten, seiner Ausbildung zum Clown und dank seiner Erfahrung als Theatermacher hatte Nix gute Aussichten, noch diesen Monat zum neuen Kulturdezernenten der römisch verwurzelten, ältesten Stadt Deutschlands gewählt zu werden. Doch der Rettungssanitäter (das hat Nix auch gelernt) hat, wie gesagt, abgewinkt. Heute Samstag stellen sich die verbliebenen Kandidaten dem Trierer Gemeinderat vor.

Favoriten sind jetzt zwei Christdemokraten

Nach dem Rückzug von Christoph Nix sind es noch 21 Kandidaten. Als Favoriten gelten die beiden Christdemokraten Thomas Albrecht und Thomas Schmitt. Nach Vorgesprächen mit den Fraktionen konnte Nix zwar nicht ganz sicher sein, zum neuen Trierer Kulturdezernenten gewählt zu werden. Entscheidender für seine Absage dürfte aber sein, dass er zu der Überzeugung gelangte, das von kommunalpolitischen Streitigkeiten geschüttelte Trier brauche jetzt weniger einen leidenschaftlichen Macher als vielmehr einen Mann, der sich darauf verstehe, Wunden zu heilen - eine bemerkenswert sachlich-distanzierte Sicht, umso mehr, wenn man weiss, dass sich Nix zuletzt auch zum Rettungssanitäter ausbilden liess.

Osner und Burchardt haben sich zu früh gefreut

In der Tat ist Christoph Nix ein Mann, der lieber Wunden aufreisst – ein Theatermacher eben, der angriffslustig ins Leben hineingeht, besonders gern ins verwaltete Dasein. Insofern dürfte sich Andreas Osner, der in Konstanz als so genannter Kulturbürgermeister amtet, womöglich zu früh gefreut haben. Nein, Nix bleibt. Und auch Uli Burchardt dürfte wohl keine grosse Lust verspüren, dem Intendanten für seinen Trierer Verzicht mit Wärme zu danken. Schliesslich hat ihn Nix schon mal als eher desinteressiert, am Theater jedenfalls, charakterisiert.

Afrika, Kuba und der Dramatiker Neil LaBute

Der Gemeinderat wird sich freuen. Denn die Ergebnisse des Theaterbetriebs können sich sehen lassen. Darauf kommt es den Stadtvätern- und –müttern des Stadtparlaments traditionell vor allem an: Erlös und Einnahmen steigen seit Jahren, ebenso die Zuschauerzahlen. Ganz abgesehen davon, dass sie einen Intendanten haben, der nicht nur in Konstanz, sondern auch bis im fernen afrikanischen in Togo inszeniert und selbst auf Kuba spielen lässt. Hinzu kommen immer wieder spektakuläre Verpflichtungen wie vergangenes Jahr jene von Neil LaBute, dem derzeit vielleicht wichtigsten Dramatiker der USA, der ausgerechnet in Konstanz erstmals im deutschsprachigen Raum inszenierte und Anton Tschechows „Onkel Wanja“ in den Prager Frühling verlegte. Das wurde wurde zwar in grossen Feuilletons wie dem der Berliner „Welt“ gewürdigt, von der heimischen Kulturverwaltung aber eher ignoriert.

Zur Feier des Tages kommt Ringswandel nach Konstanz

Freunde des Theaters und auch das Ensemble, sie sind froh und teilweise wie erlöst, „dass der Nix nun doch bleibt“. Sozusagen zur Feier des Tages kommt am heutigen Sonntag der bayrische Künstler Georg Ringswandl nach Konstanz ins Grosse Haus des Stadttheaters. Der Sänger, Gitarrist, Zitterspieler und Bandleader wird mit Daniel Stelter (Gitarre und Mandoline), mit Christian Diener (E- und Kontrabass) und Tommy Baldu (Drums, Percussion) die Bühne rocken. Zu erleben ist, wie im Vorfeld verraten wurde, „ein Raubzug durch dreissig Jahre musikalischer Missetaten mit Ringswandl als Hauptverdächtigem in Komplitzenschaft mit drei kriminell guten Musikern“ (Beginn 19 Uhr).

Bild: Frieder Schindele




 Kommentieren    Trackback    Drucken

Noch keine Kommentare