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27. März 2017 | Maria Cruz Berrocal fündig in Südostasien

Konstanzer Archäologin entdeckt uraltes Christen-Grab im Norden Taiwans: Zeugnis früher Globalisierung

Konstanz/Taiwan (gro) Im Norden der südostasiatischen Insel Taiwan sind Archäologen auf die sterblichen Überreste eines Mannes gestossen, der dort kurz nach 1500 als Christ bestattet worden ist. Die gefalteten Hände des gut erhaltenen Skeletts und dessen Analysen sowie die Reste der längst untergegangenen Friedhofsanlage lassen keinen Zweifel daran, dass sich dort, im damaligen Salvador de Isla Hermosa auf dem kleinen Eiland vor der Hauptinsel Taiwan, eine Niederlassung der welterobernden Spanier befunden hatte. Dieses Zeugnis einer frühen Globalisierung wurde bei Grabungsarbeiten unter der Leitung von Maria Cruz Berrocal (kleines Bild) entdeckt, die an der Universität Konstanz als Forschungsstipendiatin am Zukunftskolleg der Uni arbeitet, forscht und lehrt.


Spanier auf Erkundungsfahrt im pazifischen Raum

In die Analen der Geschichtsschreibung zur Kolonisierung des pazifischen Raums seien vor allem die Südsee-Erkundungen von James Cook im 18. Jahrhundert eingegangen, schreibt dazu die Uni Konstanz in einer Mitteilung. Weniger beachtet worden seien dagegen bis heute die Entdeckungsreisen der Spanier, angefangen von Ferdinand Magellan, die bereits über 200 Jahre zuvor begonnen hatten, den pazifischen Raum zu erkunden. Dies habe dazu geführt, dass anthropologische, historische und archäologische Erkenntnisse über die Periode erster Globalisierung im pazifischen Raum „weitgehend fehlten“. Die archäologischen Ausgrabungen in einer Siedlung im Norden Taiwans unter Leitung von María Cruz Berrocal könnten diese Forschungslücke „… schließen und eine neue Sicht auf die Kolonisierung der pazifischen Region“ eröffnen.

Wechselvolle Geschichte eines Inselchens

In der früheren spanischen Kolonie von San Salvador de Isla Hermosa auf der kleinen Insel Heping Dao (die zur der Stadt Keelung gehört) werden seit 2011 Grabungen durchgeführt. Dokumentiert ist inzwischen ferner, dass die ursprünglich spanische Kolonie später durch die Niederländer eingenommen wurde. Es folgten die Annexion durch die Chinesen sowie die japanische Besetzung bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, bevor sich das Inselchen mitsamt ganz Taiwans von der Volksrepublik China abspaltete.

Die Fundamente einer christlichen Kirche

Spanier bewohnten die untersuchte Ansiedlung, offiziell verbürgt, von 1524 bis 1642. Die Grabungen der internationalen Wissenschaftlergruppe unter der Leitung von María Cruz Berrocal belegen dies „wesentlich eindeutiger, als zuvor angenommen worden war“. Die Archäologen hätten Fundamente freigelegt, die zu einer Kirche oder einem christlichen Konvent gehörten. Auch der dazugehörige Friedhof sei freigelegt worden. Die Funde zeigten: „Taiwan war ein Knotenpunkt in den Handelsbeziehungen des Pazifikraums und damit auch Zentrum vielfältiger Kontakte“, erklärt María Cruz Berrocal.

„Ein früher Knotenpunkt der Globalisierung“

Die Grabungen unter der Leitung von Maria Cruz Berrocal – die jüngste endete vier Wochen vor Weihnachten – legten unter anderem sechs Erdbestattungen frei. „Diese koloniale Begräbnisstätte“, sagt die Forscherin der Universität Konstanz, „ist die älteste, die in dieser Region entdeckt und untersucht wurde“. Weitere Analysen würden das Bild der frühen Geschichte dieser Region verfeinern. „Die Ergebnisse zeigen, dass wir es hier mit einem der frühen Knotenpunkte der Globalisierung zu tun haben. Die Geschichtsschreibung habe angenommen, dass Taiwan bei der frühen Globalisierung nur eine marginale Rolle spielte. Dies sei jedoch, wie man nun wisse, „nicht der Fall“, fasst María Cruz Berrocal zusammen.

Beispiel internationaler Zusammenarbeit

Die archäologischen Arbeiten auf der Insel vor Taiwan unter der Leitung von Maria Cruz Berrocal sind ein schönes Beispiel für universitäre Zusammenarbeit über Grenzen hinweg:
Die Grabungen unter der Leitung von María Cruz Berrocal werden unter Federführung der Consejo Superior de Investigaciones Cientificas (CSIC, Spanien) und der National Science Council of Taiwan durchgeführt. Seit 2013 läuft die damit verbundene wissenschaftliche Kooperation der Universität Konstanz mit der Academia Sinica (Taiwan).
Um die generellen Analysen kümmert sich Professor Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena. Dabei geht es neben der Analyse der Human-DNA um die DNA’s von Krankheitserregern wie Bakterien und Viren. Die Isotopenanalysen werden von Estelle Herrscher am CNRS in Frankreich durchgeführt.
Die botanische Auswertung wird von Alexandre Chevalier vorgenommen, und zwar am Königlich Belgischen Institut für Naturwissenschaften.
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