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4. April 2017 | Uni Konstanz an der Entdeckung beteiligt

Das rosa Sensationsfischlein ist knapp 10 Zentimeter lang

Konstanz (gro) Das schlanke Fischchen ist ausgewachsen knapp zehn Zentimeter lang, und durch seine durchsichtige Haut schimmern blassrosa die Blutgefässe des zarten, wendigen Körpers. In der vergangenen Nacht hat es der Kaltblütler auf Anhieb in die Schlagzeilen der Nachrichtenagenturen und auch in die „Tagesthemen“ der ARD geschafft. Es handelt sich um den ersten und damit bisher einzigen Höhlenfisch, der in Europa gefunden wurde. Forscher der Uni Konstanz sind an der sensationellen Entdeckung beteiligt, auf die man im Übrigen gar nicht weit entfernt vom Bodensee gestossen ist.

Ein Leben in ewiger Finsternis

Nur wenige Tiere, so heisst es in einer Mitteilung der Bodenseeuniversität, würden so versteckt leben wie jene, die unter der Erde zu Hause sind. Die Tiere leben in ewiger Finsternis. Es gibt allerdings auch in Europa eine reiche Fauna in Höhlensystemen, im Boden und im Grundwasser, die kaum jemand kennt, vor allem im Südosten Europas, im so genannten Balkan. Fische seien bisher allerdings nicht darunter gefunden worden. Höhlenfische, bekannt von anderen Kontinenten, hätten bislang in Europa gefehlt.

„Nördlichster Höhlenfisch der Welt“

Doch nun hat ein Team aus Höhlentauchern und Forschern der Universitäten Konstanz und Oldenburg (vom Max-Planck Institut für Evolutionsbiologie) sowie des Berliner Leibnitz-Instituts für Gewässerschutz und Binnenfischerei den „ersten Höhlenfisch Europas“ ausfindig gemacht, und zwar im unterirdischen Versickerungsgebiet der Donau zwischen Möhringen im Kreis Tuttlingen und der Aachquelle nahe Radolfzell im Landkreis Konstanz. Der „nördlichste Höhlenfisch der Welt“ wurde damit nicht auf dem Balkan gefunden, wo die meisten europäischen Höhlentiere leben, sondern in einem Gebiet, wo es niemand auch nur vermutet hätte – in Deutschland.

Ein 250 Quadratkilometer grosses Versickerungsgebiet

„Wir nehmen an, dass in dem riesigen, insgesamt 250 Quadratkilometer großen Versickerungsbereich der Donau, das in der Aachquelle nördlich des Bodensees mündet, eine große Population Höhlenfische lebt“, sagt Privatdozentin Jasminca Behrmann-Godel von der Universität Konstanz. Dass in einem so weit nördlich liegenden Abschnitt der Erdkugel Höhlenfische zu finden sind, sei „mehr als unerwartet“. Man hatte bisher angenommen, dass Höhlenfische nur dort vorkommen, wo die Gletscher der Eiszeit nicht alles Leben unter sich begraben haben. Dies treffe für das Entdeckungsgebiet eigentlich zu. Es sei deswegen zu vermuten, dass sich der neu entdeckte Höhlenfisch, eine Schmerle, „tatsächlich erst nach der Eiszeit ins Dunkel gewagt“ habe.

„In einer evolutionär geringen Zeit“

„Irgendwann nach dem Ende der Würmeiszeit, vor maximal 20.000 Jahren“, seien die Vorfahren der jetzt gefundenen Fische dort eingewandert, heisst es von Seiten der Forscher. Das sei aus bereits durchgeführten Genanalysen zu erkennen gewesen, ergänzt Professor Arne Nolte von der Universität Oldenburg (vom Max-Planck Institut für Evolutionsbiologie Plön). Demnach haben sich die zuvor nahe dem Tageslicht lebenden Tiere in der relativ sehr kurzen Evolutionszeit von 20.000 Jahren in der Dunkelheit zu echten Höhlenfischen entwickelt. Die Augen sind zwar noch zu sehen, in ihrer Funktion seien sie aber drastisch eingeschränkt und “quasi nach innen gestülpt”.

Sensible Tastfortsätze rund um den Kopf

Die weitestgehend erblindeten Fischlein haben verlängerte Tastfortsätze am Kopf, zahlreiche sogenannte Barteln, und die Nasenöffnungen sind „größer als bei ihren oberirdischen Verwandten“, sagt Jörg Freyhof vom Leibnitz-Institut für Gewässerschutz und Binnenfischerei (IGB) Berlin. Wo Höhlenfische zu Hause sind, gebe es für sie keine Fressfeinde, so dass das unterirdische Leben für die Schmerlen recht sicher ist. Auch kleine Höhlenkrebse, Höhlenasseln und Höhlenschnecken wurden in den Unterwassergängen ausgemacht. Sie dienen den Fischen wahrscheinlich als Nahrungsgrundlage.




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