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23. Mai 2017 | Führung an Himmelfahrt im Rosgartenmuseum

Konstanzer Frauen, die Geschichte gemacht haben

Konstanz (gro) Es sind adelige Damen von Einfluss gewesen, revolutionäre Kämpferinnen und bedeutende Künstlerinnen: Konstanzer Frauen, die Geschichte machten und doch „nicht wirklich im Licht der Geschichte“ standen. Das Rosgartenmuseum sorgt nun dafür, dass einige dieser Frauen ein Stück weit näher an den Mittelpunkt der Historie heran gerückt werden. Und zwar mit einer Führung im Rosgartenmuseum an Himmelfahrt, also am Donnerstag dieser Woche. Die Führung unter der Leitung von Carola Berczin beginnt um 14 Uhr. Sie wird dabei unter anderem bekannt machen, mit einer spätantiken Adeligen, deren Grab einst vor dem „Haus zur Sonne“ (Husenstrasse 6) gefunden wurde. Ihr Skelett, so heisst es in einer Mitteilung des Rosgartenmuseums, verrät heute noch, wie sie gelebt hat und zu welcher Schicht sie gehörte.

Es geht mitten hinein in die Konstanzer Historie

Ganz nebenbei gerät man bei der Führung an Himmelfahrt mitten hinein in die Konstanzer Geschichte: Im „Haus zur Sonne“, vor dem das spätantike Grab der vornehmen Frau gefunden wurde, wurde 1795 die Brauerei Ruppaner gegründet, die bald zur führenden Brauerei der Stadt aufstieg und heute als einzig verbliebene Bierproduktionsstätte in der 4. Generation den beliebten Hopfen-, Malz- und Gerstensaft hervorbringt,

Erste Studentin der Kunstakademie kam aus Konstanz

Vier Jahre vor der Gründung dieser Brauerei wurde Marie Ellenrieder (oben links ein Selbstbildnis der Künstlerin) geboren. Sie war die erste Frau, die das Privileg zum Studium an der Kunstakademie München erhielt. Die damals 22 Jahre alte Künstlerin wurde protegiert von Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg, dem letzten Bistumsverweser von Konstanz. Marie Ellenrieder, die sich in Rom der Künstlergruppe der Nazarener anschloss, bildete sich auch Florenz weiter und wurde zu einer gesuchten Porträtistin von Adelsfamilien ihrer ihrer Zeit.

Tobias Engelsing beschreibt den Lebensweg der Künstlerin

Es gibt zahlreiche Publikationen über Marie Ellenrieder, die sich Zeit ihres Lebens gegen „männliche“ Geringschätzung wehren musste. Eine besonders lesenswerte Lebensbeschreibung hat vor drei Jahren Tobias Engelsing, der Leiter der Konstanzer Museen, unter dem Titel „Einfach himmlisch!“ vorgelegt. Die Konstanzer geniessen im Übrigen das Privileg, ein Meisterwerk von Marie Ellenrieder so oft anschauen zu können wie sie das möchten: Das Bild mit dem Titel „Jesus als Kinderfreund“ hängt über dem Seitenaltar an der Nordwand der Dreifaltigkeitskirche.

Frauen, die auf die Barrikaden stiegen

Bei ihrer Führung durchs Rosgartenmuseum widmet sich Carola Berczin auch der Vorstellung von Frauen des Mittelalters, die zum Teil leitende Funktionen in den Kontoren des Konstanzer Fernhandels einnahmen. Sie waren andererseits mit einem an der Gottesmutter Maria orientierten, überhöhten Frauenbild konfrontiert. Carola Berczin, eine freie Mitarbeiterin der Städtischen Museen, lässt ferner Konstanzer Frauen auferstehen, die zu den Kämpferinnen der Revolutionszeit von 1848 gehörten.

Dass die weibliche Komponente der Geschichte in Konstanz heute wieder stärker lebendig ist - davon können sich die Teilnehmer der Führung im Anschluss bei einem Spaziergang in den Hafen überzeugen, wo sich seit 1996 Peter Lenks tonnenschwere, aber doch grazile „Imperia“ dreht.

Anmerkung: „Das Haus zur Sonne“ in der Hussenstrasse 6 heisst heute laut der Fassadenaufschrift „Haus zur Unteren Sonne“. Doch damit ist nur der untere Teil des Hauses gemeint. Darüber liegt die „Obere Sonne“, die allerdings nicht sichtbar ausgezeichnet ist. Darauf aufmerksam gemacht hat uns Berthold Schlegel, 87, der frühere Konstanzer Stadtsprecher. Er wisse, dass es da hin und wieder zu Missverständnissen komme, schliesslich gebe es weiter unterhalb, an der Laube, auch noch die „Hintere Sonne“.




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