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7. Dezember 2017 | Heute Abend in den Konzilsgaststätten

Weihnachtsmarkt: Händler proben den Widerstand

Konstanz (gro) Michael Breuninger wirkt ein bisschen unglücklich – und gibt auch zu, es zu sein: „Ich bin gar nicht froh, was da für eine Diskussion entstanden ist“, sagt der Mann, der als Sprecher der Händler des Konstanzer Weihnachtsmarkts am heutigen Donnerstagabend einen Antrag einbringen wird, wonach die Standgebühren nächstes Jahr zu sinken hätten. Sie wurden dieses Jahr vom Veranstalter des Marktes zum Teil massiv angehoben. Veranstalter Levin Stracke begründet das mit erheblich gestiegenen Kosten. Die Händler treffen sich um 20.15 Uhr bei Manfred Hölzl in der Konzilgaststätte, wie jedes Jahr in der ersten vollen Woche nach dem Auftakt des „Weihnachtsmarkts am See“.

Komplexer Hintergrund

Es war Levins Vater, Heinrich Stracke, der den Konstanzer Weihnachtsmarkt in seiner heutigen Struktur und Form in über 20 Jahren entwickelt hat. Zuvor hatte es der Konstanzer Einzelhandels-Verband abgelehnt, den Weihnachtsmarkt weiter zu betreiben, weil es der Gemeinderat ablehnte, eine Zuschusserhöhung zu gewähren. Stracke dagegen hatte sich bereit erklärt, einen solchen Markt ohne Zuschuss aufzuziehen und die Erlaubnis erhalten, den Weihnachtsmarkt zu veranstalten.

Mehr Besucher und mehr Kritiker

Als der „Weihnachtsmarkt am See“ zum grössten Markt seiner Art mit über 400.000 Besuchern herangewachsen war, wuchs auch die Zahl der Kritiker (und der Neider). Hinzu kamen EU-Bestimmungen, die eine Ausschreibung verlangten. Stracke erhielt den Zuschlag. Kein Wunder, wenige Jahre zuvor hatte das Magazin „Geo“ den Markt in einem Deutschland-weiten Ranking auf Platz 1 gesetzt. Ausserdem sprachen sich etliche Händler bei der Stadtverwaltung und gegenüber dem Gemeinderat dafür aus, die Strackes weiter am Ruder zu lassen.

Veranstalter im Dilemma

Neue Sichrheitsbestimmungen für Weihnachsmärkte (und der damit verbundene erhöhte Personaleinsatz) sorgen für erhöhte Grundkosten der Veranstalter. Hinzu kommt eine starke Ausweitung der Dekoration mit tausenden Tannenbäumen und zehntausenden Glühbirnchen, die zum Beispiel die beiden Gehwege entlang der Marktstätte zu einem glitzernden Laubengang machen, durch den auch die angestammten Ladengeschäfte, wie versprochen, ins rechte Licht gerückt werden. All das treibt die Kosten weiter nach oben.

Bis zu 90 Prozent mehr

Ein Standbetreiber, der einen günstigen Altvertrag hatte, rechnet vor, dass er, inklusive der Nebenkosten, auf einen Schlag fast 90 Prozent Standmiete mehr hinlegen musste. Andere Standbetreiber sprechen von einer Erhöhung um 50 Prozent. Kein Wunder, dass einige alteingesessene Händler dieses Jahr dankend ablehnten. Für Umut sorgt ferner, dass sich die Strackes nach und nach den Löwenanteil am Glühweingeschäft gesichert haben.

Thomas und Torsten: „Wir finden den Veranstalter fair“

Es gibt auch ganz andere Stimmen. Thomas und Torsten, die den Weihnachtsmarkt mit ausgesuchten Edelsteinen aus aller Welt bereichern, sprechen von einem „sehr fairen Marktveranstalter“. Die beiden Westfalen aus dem Ruhrgebiet kommen viel herum und kennen die Preise, die anderswo verlangt werden. Es gefällt ihnen auch, dass nicht einfach ein fester Quadratmeter-Preis verlangt wird, sondern dass sich der Veranstalter „offensichtlich bemüht“, die Umsatzstärke eines Verkaufsstandes zu berücksichtigen.

Wem gehört die Dekoration?

Dass für die Aufhübschung des Marktes bezahlt werden muss, leuchtet den allermeisten Standbetreibern ein. Doch wenn die Mehrkosten berappt seien, so meinen etliche, müsse der Preis für die Standmiete auch wieder sinken. Es müsse genügen, wenn dem Veranstalter die verbesserte Dekoration einmal bezahlt worden sei. Für tausende Tannbäumchen gilt das allerdings nicht, sie bleiben nur einen Winter frisch und grün.

Anmerkung: Das Händlertreffen sollte, wie es hiess, ursprünglich am Mittwochabend auf dem Weihnachtsschiff stattfinden sollen, wurde jedoch auf den heutigen Mittwoch verlegt.

Bild: Frieder Schindele




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Ein Kommentar

  1. 1. Wolf vom See

    Keine einfache Geschichte für die Strackes als Betreiber und die Händler als Anbieter. Eine einfache Lösung zu den Mehrkosten für die Dekoration wäre doch gewesen, die Lebensdauer auf drei bis fünf Jahre zu kalkulieren und damit die Mehrkosten nicht im ersten Jahr auf alle umzulegen … aber vielleicht ist diese kaufmännische Rechnung ja gemacht, aber nicht geschrieben worden.

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