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7. Juni 2018 | Erinnerung an den Geist der 68-er Jahre

Die Revolution erreicht das Stadttheater

Konstanz (gro) Ein vierköpfiges Kollektiv von bereits in Konstanz vorhandenen Theatermachern würde nach der Ära Nix, also ab Herbst 2020, gerne die Leitung des Stadtheaters übernehmen. Damit erreicht der revolutionäre Geist der 68-Jahre die älteste bespielte Bühne Deutschlands. Fachleute sind sich zwar weitgehend einig, dass Theaterbetriebe grundsätzlich besser von Einzelherrscherinnen oder –herrschern geleitet werden. Doch Ausnahmen sind bekanntlich nötig, um die Regel zu bestätigen. Und so ganz neu ist die Idee vom Kollektiv ja nicht.

Bruno Ganz war damals dabei

Am bekanntesten dürfte das Kollektiv sein, das 1971 die Leitung der Berliner Schaubühne übernahm, die damals noch in einem kleinen Schauspielhaus „am halleschen Ufer“ daheim war. Claus Peymann war dabei in einem jungen engagierten Künstlerteam, auch Jutta Lampe, der Schweizer Bruno Ganz - und Peter Stein, der auf diesem Weg eine regelrechte Ära begründete, später den Alleinherrscher gab und mit seinem dezidiert politischen Theater weit über die Grenzen Deutschlands hinaus für Aufsehen, Ansehen und anhaltende Diskussionen sorgte.

Einmal im Monat war Hauptversammlung

An der Schaubühne wurde damals sehr viel diskutiert, nicht zuletzt in der Hauptversammlung, zu der sich das gesamte Ensemble einmal im Monat traf und in der jede und jeder etwas zu sagen hatte. So ausufernd beteiligend will sich das Kollektiv, das sich in Konstanz um die Nachfolge von Intendant Christoph Nix beworben hat, nicht gebärden. Doch da man ein Quartett bildet, sind es auf alle Fälle 8 statt 2 Ohren, wenn es darum geht, zuzuhören.

Gemeinsam das Theater weiter voran bringen

Der Berliner Schaubühne hat die vorübergehende Demokratisierung nicht geschadet. Im Gegenteil: Sie ist heute, nach dem Umzug an den Lehniner Platz, ein multifunktionales Haus, einer der leistungsfähigsten Betriebe der weltweiten Theaterszene. Das Konstanzer Kollektiv mit Regisseurin Heike Frank, Dramaturg Daniel Grünauer, Intendanz-Assistent Morgenroth und Ingo Putz, dem Leiter des Jungen Theaters, hat schliesslich nichts anderes vor als das, was einst die Berliner Erneuerer anstrebten: das Theater mit Energie und Freude gemeinsam weiter voran zu bringen.




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